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Mit TBM die Kosten in der Multi-Cloud-Welt beherrschen

Rund 50 hochrangige Manager vorwiegend großer Unternehmen kamen nach Frankfurt zum TBM Executive Strategy Forum. Organisiert hatte das Treffen Apptio. Das Unternehmen ist Mitgründer des TBM Council und hat eine Taxonomie für sämtliche kostenverursachenden Faktoren der IT entwickelt, die den eigenen TBM-Produkten zugrunde liegt. Dabei spezialisiert sich Apptio insbesondere auf sehr große Kunden mit IT-Kosten über 50 Millionen Dollar jährlich.

Zwar gibt es durchaus mehr Unternehmen, die an TBM angelehnte Softwareprodukte anbieten, in Deutschland etwa Ubusoft oder Cloudworks. „Apptios Taxonomie sticht allerdings dank ihrer detaillierten Abbildung der TBM-Methodik heraus, weshalb wir uns für sie als Werkzeug entschieden haben“, erklärte auf der Veranstaltung Dr. Klaus Fochler vom Beratungsunternehmen Dr. Fochler & Company. Es hilft Unternehmen bei der Einführung eines Apptio-gestützten IT-Finanzmanagements.

Der auf Cloud-Technologien spezialisierte IT-Berater Scott Feuless hat mit „The Cloud Service Evaluation Handbook“ ein Standardwerk zur Auswahl und Bewertung von Cloud-Services geschrieben. Erhältlich ist es über Web-Bookstores (Bild: Feuless).

TBM passt zu hybriden Umgebungen

TBM ist auf eine hybride IT-Umgebung ausgerichtet, in der Unternehmen ständig erntscheiden müssen, ob sie Leistungen selbst erbringen, sie als Managed-Cloud-Service oder SaaS beziehen. Entwicklungen erfolgen dort idealerweise lean und agil, Betrieb und Entwicklung werden durch DevOps-Methodologie eng verschränkt. Wenn Services aus der Cloud kommen sollen, ist zu entscheiden, welcher Cloud Provider sie liefern soll. Die traditionellen, an IT-Türmen orientierten Kostenmodelle passen auf solche Architekturen schlicht nicht.
Trotz der hohen Komplexität im IT-Kostenmanagement nutzen viele Unternehmen bis heute kein spezialisiertes Softwarewerkzeug, um diese Aufgaben anzugehen. „Unser häufigster Konkurrent ist in vielen Firmen immer noch Excel“, sagt Peter Schoepf, der von München aus die Apptio-Geschäfte im Raum DACH und Osteuropa weiterentwickeln soll.

Auch Apptio hat in der letzten Zeit Schritte unternommen, um sich fitter für die Zeit flächendeckender Multicloud-Implementierungen zu machen. Das Unternehmen wurde für 1,94 Milliarden Dollar von dem Finanzinvestor Vista Equity aufgekauft. In den nächsten Jahren soll sich das 2007 gegründete Unternehmen abseits vom hektischen Börsentreiben entwickeln, beispielsweise durch Akquisitionen. Bereits im Herbst 2018 übernahm Apptio Fitted Cloud, ein Spezialist für die Cloudoptimierung mittels ML-Algorithmen. Im Mai 2019 schloss Apptio die Akquisition von Cloudability ab, einem führenden Unternehmen für Multi-Cloud Finanzmanagement.

Wer die Cloud-Wahl hat, hat die Qual

Wie komplex sich die Auswahl der richtigen Cloud gestaltet, darüber berichtete in Frankfurt Scott Feuless, ehemaliger Principal Consultant des Beratungsunternehmens ISG und derzeitiges Mitglied der Cloud Metrics-Untergruppe der NIST-Arbeitsgruppe für Cloud-Computing-Referenzarchitektur, der auch als freiberuflicher Cloud-Berater arbeitet. Oft, so Feuless, ende das Engagement in der Public Cloud für die Unternehmen darin, dass sowohl die Infrastruktur vor Ort als auch die Kosten für Public-Cloud-Services immer teurer würden. Um das zu verhindern, müsse man genau wissen, was man tue.

Feuless hat ein Buch geschrieben, mit dem er Unternehmen helfen will, derartigen Entwicklungen vorzubeugen. Es beschreibt eine Bewertungsmethodik für die Cloudprovider-Auswahl und listet insgesamt 56 Kriterien für Cloud-Provider auf, die in solche Bewertungen einfließen können oder sollten. „Es gibt drei Grundregeln“, erklärte Feuless vor seinen Zuhörern in Frankfurt: „Kenne Deine App, evaluiere Cloud-Services nach einem konsistenten Framework und räume kontinuierlich die Cloud auf!“ Denn hohe Kosten entstünden beispielsweise, wenn längst gestrandete Cloud-Ressourcen schlicht nicht vom Netz genommen werden.

Um das Für und Wider von Technologie Entscheidungen sowie ihre Kostenfolgen abzuwägen, liefert TBMeine standardisierte Methodik, die in entsprechender Software wie der von Apptio abgebildet wird. Dadurch unterstützt, können IT-Manager besser einschätzen, wo ihre Investitionen am fruchtbringendsten sind, wer wie effizient mit dem vorhandenen Budget umgeht oder wer überproportionale Kosten durch die Nutzung bestimmter Services generiert. Auch der Schatten-IT will TBM auf diese Weise an den Kragen, da deren Kosten damit transparent werden.

TBM im praktischen Einsatz

Was das im Einzelfall bedeuten kann, darüber berichteten in Frankfurt Vertreter mehrere Unternehmen. So berichtete Michael Neff, ehemaliger CIO von RWE und zuvor CIO von Heidelberger Druckmaschinen, oft gebe es in den Unternehmen erhebliche Schwierigkeiten: mangelnde Transparenz der IT-Kostenverrechnung, etwa der erbrachten IT-Infrastruktur- oder SAP-IT-Leistungen;  verschiedene IT-Bereiche arbeiten häufig mit sehr unterschiedlichen Kosteninformationen gegeneinander und so weiter.  Dadurch verliere die IT- insgesamt Vertrauen im Unternehmen. „Die Implementierung der TBM-Tools von Apptio bringt hier eine signifikante Verbesserung“, erinnert sich Neff, der als CIO von RWE zu den Gründern des europäischen Zweigs des TBM Council gehörte. Das betraf laut Neff etwa die Transparenz über die IT-Kosten und deren Zuordnung zu den Produkten und Prozessen des Unternehmens.

Apptios Geschäfte im deutschsprachigen und osteuropäischen Raum soll Peter Schoepf aufbauen (Bild: Rüdiger)

Ein anderes Beispiel ist Boehringer-Ingelheim, wo der laufende IT-Betrieb mit TBM-Tools von Apptio gemanagt wird. Das Unternehmen betreibt inzwischen eine eigene interne Abteilung mit speziell ausgewählten Programmierern, die nach agilen Methoden arbeitet, neue Ideen und Apps entwickelt und bis zur ersten funktionsfähigen Produktversion (Minimal Viable Product) vorantreibt. Dann übernimmt der normale IT-Bereich, der die Apps im gesamten Unternehmen verbreitet. Der Pharma-Spezialist ist zudem dabei, den Softwarebestand radikal aufzuräumen: Aus rund 3.000 Applikationen sollen 1.000 werden.

Finanzabteilung und IT wachsen enger zusammen

Wie eng in Zukunft Finanzabteilung und IT zusammenarbeiten müssen, betonte Sean Kearns, Editorial Director bei FT Focus, einem Marktforschungsunternehmen, das zur Financial-Times-Gruppe gehört. „Finanzwesen und IT rücken durch die digitale Transformation dichter zusammen, gleichzeitig entsteht dadurch mehr Spannung.“ Denn nicht immer sei klar, welchen Erfolgsbeitrag IT-Investitionen leisten. Gleichzeitig sei aber die IT heute der wichtigste Initiator von Neuerungen. Auch bei einer aktuellen internationalen Umfrage von FT Focus nannten die meisten Befragten aus IT, Mangement und Finanzwesen den CIO als wichtigsten Innovationsmotor.

Viele der Referenten zeigten sich zudem überzeugt, dass es den CIO heutiger Prägung in zehn oder zwanzig Jahren nicht mehr geben werde. Dank digitaler Transformation, Cloud und anderen Trends werde er sich zu einer Mischung aus Innovationsmotor und Vermittler zwischen verschiedenen Geschäftsbereichen verwandeln. Dann ist die IT endgültig im Herzen des Unternehmens angekommen.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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