Nach mangelnder Unterstützung durch Mobilfunkanbieter und Gerätehersteller will Google künftig den iMessage-Rivalen RCS direkt anbieten. Später in diesem Monat werden die Android-Nutzer in Großbritannien und Frankreich RCS-Chatdienste nutzen können, die Google selbst über seine Server bereitstellt – und damit nicht mehr auf die Unterstützung ihrer jeweiligen Netzbetreiber angewiesen sein. Andere Länder sollen später folgen, konkrete Termine dafür nannte Google aber nicht.
Obwohl RCS schon lange als zeitgemäßer Ersatz für SMS-Nachrichten mit weitergehenden Features gehandelt wird, fand es bislang nicht die erwartete Verbreitung. RCS (Rich Communication Services), ursprünglich unter der Bezeichnung Joyn vorgestellt, ist ein mobiler Messaging-Dienst der Mobilfunkindustrie, der unter Leitung des Branchenverbands GSMA entwickelt wurde. Die Mobilfunkanbieter wollten mit seiner Hilfe die Marktanteile zurückerobern, die sie in den vergangenen Jahren an WhatsApp, Facebook Messenger oder Apple iMessage verloren haben.
Da RCS aber von den Mobilfunkanbietern selbst nur teilweise unterstützt wurde, reichte es nicht, um beispielsweise WhatsApp-Nutzer zu einem Umstieg auf den Standard zu bewegen. Immerhin vereinbarten Samsung und Google Ende 2018, beim RCS-Messaging für Android zu kooperieren, indem sie für vollständige Kompatibilität von Android Messages und Samsung Messages sorgen. Samsung sagte im Rahmen dieser Partnerschaft zu, RCS-Funktionen auf weiteren Smartphones zu integrieren.
Den Durchbruch aber erwartet Google jetzt offenbar mit seinem radikalen Strategiewechsel, RCS selbst direkt anzubieten. Wenn es das in weiteren Ländern umsetzt, wird RCS schließlich universell für alle Android-Nutzer verfügbar sein.
Die bevorstehende Einführung in Großbritannien und Frankreich erfolgt per Opt-in. Öffnet ein Anwender die App Android Messages, bekommt er eine Aktualisierung auf den RCS-Standard angeboten, der bei der späteren Nutzung einfach als „Chat“ bezeichnet wird. Vermutlich hängt Googles weiteres Vorgehen davon ab, wie Netzbetreiber und Regulierer auf seine RCS-Offensive in den ersten Ländern reagieren. Den Mobilfunkanbietern bleibt weiterhin offen, RCS selbst anzubieten – in diesem Fall überlässt Google ihnen die Beförderung der Nachrichten.
Ein kritischer Punkt aber bleibt, dass RCS zwar die Nachrichten während der Übertragung verschlüsselt – aber im Gegensatz zu Messengern wie WhatsApp, Signal und iMessage keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bietet. Google sagt immerhin zu, über RCS versandte Nachrichten auf seinen Servern zu löschen, sobald sie an das Mobiltelefon des Empfängers ausgeliefert wurden.
Darüber hinaus beteuert Google, dringlich nach einer Lösung für Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für RCS zu suchen. Technisch steht dem wenig entgegen, aber auch die GSMA – weltweiter Branchenverband der Mobilfunkanbieter – müsste mit einer Weiterentwicklung ihres Standards einverstanden sein. Einwände gegen solche Pläne hätten in jedem Fall die Sicherheitsbehörden vieler Länder, die SMS-Nachrichten mitlesen können – und darauf bei einem flächendeckenden Ersatz für SMS wohl kaum verzichten wollen.
Mindestens eine Anfälligkeit erlaubt eine Remotecodeausführung. Angreifbar sind alle unterstützten Versionen von Android.
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