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Cloudian speichert unstrukturierte Daten S3-kompatibel in der Multicloud

Mit dem Aufkommen der Hybrid Cloud und den unstrukturierten Datenmassen, die durch das Internet of Things entstehen sollen, stehen Anwender vor der dringenden Frage: Wohin damit? Zwar gehen die Sicherheitsbedenken gegen Public-Cloud-Implementierungen zurück. Fast jede Studie sagti dass der Hybrid Cloud die Zukunft gehört. Die Datenfrage ist damit aber mitnichten gelöst.

Denn Anwender verwenden zwar inzwischen gern auch Public-Cloud-Technologien, und sei es, um einer umfangreichen Shadow-IT vorzubeugen. Die meisten wägen aber sehr genau ab, welche Daten sie in welche Cloud verlagern und welche sie vielleicht ausschließlich auf eigener Infrastruktur halten. Dem kommt das Hyperstore-Konzept von Cloudian entgegen. Die Lösung ist mittlerweile in Version 7 auf dem Markt.

Enterprise-Kunden verlassen sich der Einfachheit halber lieber auf die Cloudian-Appliances – hier die Frontansicht des 4U-systems – als ihre eigenen Server einzusetzen (Bild: Cloudian).

Sie besteht aus dem ressourcenübergreifenden NAS-Controller HyperFile und beliebig skalierbaren Objektspeicher unter der Bezeichnung HyperStore. Für Anwender dürfte attraktiv sein, dass sich das Unternehmen bei der Auslegung der Lösung an breit genutzten Standards der Cloud-Welt orientiert. „Storage muss heute S3-kompatibel sein“, erklärt Mike M. Tso, CEO des Unternehmens. Neben S3 beherrscht das Cloudian-Filesystem HyperFile SMB und NFS. Das heißt, dass Anwender On-Prem von den gewohnten Anwendungen aus über die normalen Schnittstellen auf Applikationen zugreifen können, während bei der Verschiebung von Daten zwischen Clouds oder von On-Prem in die Cloud S3 zum Zug kommt. Aber auch mit nicht S3 kompatiblen Anbietern wie z.B. Microsoft Azure Container kann das System kommunizieren.

Wer Cloudian will, kann zwischen Appliance und reiner Softwarelösung wählen. Unternehmen bevorzugten Appliances, weil im Wartungsfall die Verantwortlichkeit leichter zu klären ist. Managed Service Provider wählen laut Tso meist die reine Softwarelösung, weil sie genug Kapazitäten haben, um selbst die nötigen Hardwareressourcen aufzubauen.

Die HyperStore-Appliance kommt in zwei Varianten: mit einer und vier Höheneinheiten. Im größeren System sind je 2 Knoten mit je zwei Intel Xeon ES 2620 verbaut, die jeweils acht Rechenkerne besitzen. Platten mit demnächst maximal 16 TByte Kapazität passen in insgesamt 70 SAS-Schächte (35 per Knoten). Außerdem hat das Gerät 4 SSDs mit einer Kapazität von je 1,92 TByte (2 per Knoten). Das kleinere System besitzt nur einen Knoten mit einer Höheneinheit, der zwei derselben Prozessoren nutzt wie das größere Gerät. Die SSD-Kapazität liegt bei zweimal 960 GByte. Dazu kommen 128 GByte Arbeitsspeicher. Theoretisch können Kunden auch externe Storage an die Knoten hängen. Real tue dies jedoch laut Tso kaum jemand.

Eine hochverfügbare Lösung muss aus mindestens drei Knoten bestehen. Für Erasure Coding, bei dem die doppelte Datenhaltung durch Aufspaltung der Daten in kleine Stücke und deren intelligente Verteilung ersetzt wird, sind mindestens sechs Knoten nötig. Cloudian verspricht bei Nutzung des Object Store Preise von unter einem Cent pro GByte und Monat. Speichererweiterungen werden durch das Hinzufügen neuer Storage-Knoten erledigt, die in denselben Namensraum integriert werden.

Auf dem Datenblatt verspricht Cloudian für seine Hyperstore-Appliance unter anderem eine Verfügbarkeit von bis zu 14 Neunen (99,999999999999 %), wobei Anwender den Grad der Sicherheit für einzelne Datensets selbst bestimmen können. Elastic-Search-Kompatibilität für die Metadaten-Suche ist integriert. Verschlüsselt wird serverseitig mit AES-256. Auf Defragmentierung hat man verzichtet, weil Cloudian meist in einem nachgelagerten Schritt der Storage-Pipeline steckt, wo die davor liegenden Systeme die Defragmeiterungsaufgabe bereits erledigt haben.

Ein System besteht aus mindestens drei HyperStore-Knoten sowie dem NAS-Controller HyperFile mit dem gleichnamigen ressourcenübergreifenden Filesystem (Bild: Cloudian).

Ein Schnäppchen ist Cloudian nicht gerade. Der Einstiegspreis läge, so Tso, bei einem System mit drei Knoten und einer Kapazität von 100 TByte bei rund 60.000 Euro. Allerdings verspricht Cloudian eine starke Preisdegression. Das Unternehmen lebt nach eigenen Angaben auch stark davon, dass einmal gewonnene Kunden die Lösung immer wieder erweitern.

Das liegt daran, dass sie es Kunden ersparen kann, die Daten für analytische Aufgaben umständlich zur Rechenpower zu bringen. Denn es zeigt sich aufgrund begrenzter Transportkapazitäten und auch tariflicher Probleme bei den Hyperscalern, dass dies häufig wenig vorteilhaft ist. Da die Cloudian-Knoten viel Rechenpower intern besitzen, können sie viele analytische Aufgaben selbst erledigen.

Dazu kommen andere interessante Verwendungszwecke. Beispielsweise arbeitet Cloudian neben S3 auch mit Microsofts derzeit noch nicht S3-kompatibler Datenschnittstelle, das heißt, es ermöglicht mit der Umleitung über die Cloudian-Knoten den Transfer von Azure-Daten in AWS oder Google und andere S3-kompatible Infrastrukturen.

Die 2011 gegründete Firma hat mittlerweile mehr als 200 Mitarbeiter und expandiert, unter anderem in Deutschland. Profitabel ist man noch nicht, Expansion hat laut Tso derzeit Vorrang, zumal die Investoren wie Fidelity eher zu den geduldigen gehören. Der Umsatz bewegt sich im zweistelligen Millionenbereich. Der Vertrieb erfolgt über den Channel. In DACH sind Partner wie z.B. Kramer & Crew, BlueConsult, LB Systems oder Infoniqua mit an Board. Zum Channel zählen aber auch Lenovo und HPE, die Cloudian als OEM vetreiben. Es seien neue Partner-Deals zu erwarten, aber noch nicht spruchreif, erklärt Tso im Interview mit Silicon.de. Die Liste der Integrationspartner ist lang. Es sind beispielsweise Backuphersteller Veeam, Rubrik und CommVault oder auch Archivierungslösungen wie Veritas Enterprise Vault.

Gründer Tso hat mit dem Betrieb von Startup-Firmen viel Erfahrung, Cloudian ist die dritte Gründung, zu der er maßgeblich beiträgt. Bei allen Firmen ging es irgendwie um verteilte Datenhaltung, eines der wichtigen Zukunftsthemen der IT.

Carsten Graf baut die Geschäfte im deutschsprachigen Raum auf. Er adressiert Kunden wie Banken, die Medienbranche oder Forschungsinstitutionen, kurz, alle Bereiche, in denen massenweise Objektdaten lange gespeichert werden müssen. Dazu gehören SwissPostFinance und Rheinenergie. Eine auf der Website genannte Referenz ist der hauptsächlich in Europa tätige Provider Brennercom. Auch 1&1 Ionos verlässt sich ganz offiziell auf Cloudian.

Vorrangiges Ziel ist derzeit neben der Gewinnung neuer Kunden die Vergrößerung der bestehenden Installationen. Schließlich strebt Cloudian sprunghafte Umsatzsteigerungen an – eine Verdopplung bis Verdreifachung in den nächsten drei Jahren hält Tso für möglich. Neue Funktionen sind in kommenden Releases am ehesten in den Bereichen Automatisierung und vereinfachte Skalierung zu erwarten. Hier gebe es nicht viel Druck, meint Tso, da das Produkt heute schon die wichtigsten Anforderungen gut abdeckt.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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