Die internationale Entwickler-Community Stack Overflow hat eine Untersuchung zur Situation von Entwicklern in Deutschland durchgeführt. Dazu wurden insgesamt 5375 Entwickler befragt. Die Studie kommt zu dem Ergebnis dass deutsche Entwickler, erfahrener, akademischer und skeptischer als internationale Kollegen sind.
In diesem Jahr führte Stack Overflow auch die Möglichkeit einer dritten Auswahlmöglichkeit neben der männlichen und weiblichen Geschlechtszuschreibung ein. Demnach sind 93,6 Prozent der Befragten männlich, 5,4 Prozent weiblich sowie 1,3 Prozent divers/inter und im Schnitt jünger als 35 Jahre.
Diese Gruppe startet nach eigenen Angaben auch am frühesten mit dem Programmieren, wobei das Durchschnittsalter der ersten Programmiererfahrung in Deutschland generell jünger ist als im Rest der Welt (divers/inter: 13,2 Jahre; männlich: 14,4 Jahre; weiblich: 16,7 Jahre). Frauen sowie Zugehörige geschlechtsspezifischer Minderheiten bewerten außerdem das Büroumfeld und die Unternehmenskultur (weiblich: 56,8 Prozent; divers/inter: 46,5 Prozent) sowie zeitliche Flexibilität (weiblich: 56,1 Prozent; divers/inter: 54,9 Prozent) als am wichtigsten bei der Beurteilung eines neuen Arbeitsplatzes. Sie sagen auch eher als Männer, dass die Diversität einer Organisation für sie ein zentrales Anliegen ist (divers/inter 36,6 Prozent; weiblich 19,8 Prozent; männlich 6,3 Prozent).
Hierzulande haben 35,5 Prozent der Entwickler ein Master-Studium absolviert, während international dieser Anteil nur bei 25,4 Prozent liegt. Dabei haben mehr als 66 Prozent der deutschen Berufsentwickler entweder Informatik, Computertechnik oder Softwaretechnik studiert, während international der Anteil mit 63,3 Prozent fast genauso hoch liegt wie hierzulande. Im Vergleich zum Rest der Welt sind in Deutschland dabei auch mehr Akademiker und Wissenschaftler und wenig Designer unter den IT-Experten beschäftigt. Mehr als die Hälfte der Befragten ist Backend-Entwickler (51,4 Prozent) und fast 25 Prozent arbeiten an Desktop- und Unternehmenssoftware. Die meisten Entwickler wohnen in Bayern (19,2 Prozent), Nordrhein-Westfalen (16,7 Prozent), Berlin (15,8 Prozent) und Baden-Württemberg (14,9 Prozent).
Rund zwei Drittel der Befragten ist entweder selbstständig oder für Unternehmen mit bis zu 499 Mitarbeiter tätig (66,7 Prozent). Am besten verdienen dabei Entwicklungsleiterinnen und -leiter (Median: 86.000 Euro Jahresgehalt), SREs (Median 86.000 Euro Jahresgehalt), DevOps-Spezialisten (Median: 69.500 Euro Jahresgehalt) sowie Data Scientists/Analysts (Median: 69.000 Euro Jahresgehalt), wobei die durchschnittlichen Spitzenverdienerpositionen international bemerkenswert einheitlich sind. Am wenigsten verdienen auch weiterhin Spiele- bzw. Grafikentwickler (Median: 55.000 Euro Jahresgehalt) sowie Designer (Median: 52.000 Euro Jahresgehalt). Die Höhe des Gehalts korreliert dabei auch mit der Arbeitszufriedenheit der Developer. Der Großteil arbeitet zwischen 40-44 Stunden die Woche (61,5 Prozent) – rund zehn Stunden mehr als die durchschnittlichen 34,9 Stunden Arbeitsstunden aller deutschen Arbeitnehmer.
Stack Overflow befragte die Teilnehmer aber nicht nur zu den Arbeitsinhalten, sondern auch den Arbeitsbedingungen. Insgesamt suchen derzeit weniger als 10 Prozent der Teilnehmenden aktiv nach einer neuen Stelle, allerdings sind rund zwei Drittel daran interessiert, von neuen Herausforderungen zu erfahren. Mehr als die Hälfte der Befragten hat in den vergangenen zwei Jahren einen neuen Job angenommen. Dies deckt sich mit dem internationalen Vergleich.
Eine störende Arbeitsumgebung (41,6 Prozent) und häufige Meetings (38,5 Prozent) sind die größten Produktionskiller für deutsche Entwickler. Im Vergleich zu internationalen Befragten bevorzugen Developer aus Deutschland außerdem eher flexible Arbeitszeiten (56,1 Prozent) und legen Wert auf das konkrete Team, in dem sie arbeiten würden. In der Bundesrepublik ist die Präsenzpflicht am Arbeitsplatz im internationalen Vergleich ein großes Thema: Lediglich 7 Prozent der Befragten – nur halb so viele wie im internationalen Vergleich – arbeiten Vollzeit im Homeoffice. Diese Developer haben außerdem im Schnitt etwa 40 Prozent mehr Programmiererfahrung als ihre Kollegen im Büro. Zwar geben 64 Prozent der Befragten an, lieber im Büro zu arbeiten, allerdings bevorzugt rund ein Drittel der Teilnehmenden das Homeoffice.
Was die reine Verbreitung von Programmiersprache angeht, so liegen dieses Jahr JavaScript (62,6 Prozent), HTML/CSS (58,9 Prozent), SQL (51,7 Prozent), Java (43,9 Prozent) sowie Bash/Shell/PowerShell (42,6 Prozent) ganz vorne. Zwar liegt Rust hier nur auf Platz 21 (4,5 Prozent), allerdings ist es gleichzeitig die beliebteste Sprache der Developercommunity in Deutschland (82 Prozent). Auf den Plätzen zwei und drei folgen TypeScript (75 Prozent) sowie Clojure (74,7 Prozent). Die Befragten, die Scala, Go, Objective-C und Rubin verwenden, verdienen dabei die höchsten Gehälter mit durchschnittlich rund 70.000 Euro im Jahr. Python ist das dritte Jahr in Folge die Programmiersprache, die von den meisten Befragten zusätzlich noch verwendet bzw. gelernt werden will (19,2 Prozent). Die Bereitschaft zur stetigen Fort- und Weiterbildung ist bei Entwicklern und Entwicklerinnen in Deutschland generell besonders ausgeprägt: Mehr als 90 Prozent der Befragten geben an, sich eine neue Programmiersprache, ein neues Framework oder Werkzeug auch außerhalb ihrer formalen Ausbildung angeeignet zu haben, und rund ein Viertel der Befragten hat bereits an einem Hackathon teilgenommen (23,5 Prozent). Die Mehrheit der Befragten programmiert darüber hinaus auch in ihrer Freizeit (83,3 Prozent).
Neben den fachlichen Themen stellte Stack Overflow auch Fragen zu allgemeinen Anliegen. Das Ergebnis: Trotz der allgemein guten Voraussetzungen gehören die Befragten in Deutschland zu den pessimistischsten im internationalen Vergleich. Auf die Frage „Werden Menschen, die heute geboren werden, ein besseres Leben haben?“ antworteten nur 56,2 Prozent der deutschen Developer mit Ja. Zum Vergleich: In China, der Ukraine und Russland sind rund 80 Prozent der Befragten davon überzeugt. Nur Developer aus den Niederlanden (55 Prozent), Italien (54,3 Prozent), der Schweiz (52,9 Prozent), Belgien (47,4 Prozent) sowie Frankreich (40,8 Prozent) sind weniger optimistisch als deutsche Developer.
Elon Musk (35,9 Prozent) führt mit großem Abstand die Liste der Top 25 Personen an, die 2019 nach Einschätzung der Developer am einflussreichsten sein werden. Ihm folgen Jeff Bezos (7 Prozent), Satya Nadella (2,4 Prozent). Ganze 2,4 Prozent der Entwickler nannten sich dabei selbst – und für Donald Trump stimmten aber immerhin noch 1,8 Prozent.
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