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US-Embargo: Huawei-Chef plant Neustrukturierung

Nach einem Bericht von Bloomberg plant Huawei Gründer Ren Zhengfei eine Umstrukturierung seines Unternehmens, die drei- bis fünf Jahre andauern könnte. Ziel ist es, eine „eiserne Armee“ zu schaffen, die dem Unternehmen helfen kann, einen amerikanischen Angriff zu überleben und gleichzeitig seinen Vorsprung bei der drahtlosen Kommunikation der nächsten Generation zu sichern.

„Wichtige strukturelle Veränderungen stehen vor der Tür, da die US-Sanktionen das Überleben des Cash-Cow-Smartphone-Geschäfts gefährden“, warnte Ren Zhengfei in einem internen Memo, das Bloomberg gesehen und dessen Echtheit von einer Huawei-Sprecherin bestätigt wurde. Das Konsumgeschäft steht vor einem „schmerzhaften langen Marsch“, schrieb Ren. „Zwei Kugeln, die auf unsere Verbrauchergeschäftsgruppe abgefeuert wurden, trafen leider auf die Öltanks“, sagte Ren in seinem Brief von Anfang August, ohne die Aussage näher zu erläutern.

Huawei-Geschäft in Shanghai (Bild: ZDNet.de).

Chinas größtes Technologieunternehmen kämpft mit einer existenziellen Bedrohung, nachdem dei US-Regierung das chinesische Unternehmen am Kauf amerikanischer Technologie wie Hardware-Komponenten bis hin zu Googles Mobilbetriebssystem Android verhindert. Daher ist nach Ansicht des Huawei-Gründers jetzt ein interner Umbau erforderlich. Über Details der Umstrukturierung steht in dem Memo nichts.

„Wir müssen eine Überholung unter harten und schwierigen Bedingungen durchführen und eine unbesiegbare eiserne Armee schaffen, die uns helfen kann, den Sieg zu erringen“, schrieb Ren in dem Brief. „Wir müssen diese Reorganisation unbedingt innerhalb von drei bis fünf Jahren abschließen.“

Huawei hat im ersten Halbjahr seinen Umsatz zwar um 23 Prozent steigern können, verzeichnete im zweiten Quartal eigenen Angaben zufolge jedoch ein langsameres Umsatzwachstum als im ersten Quartal. Offensichtlich wirken sich die US-Sanktionen gegen das Unternehmen, die Ende Mai in Kraft traten, negativ auf das Privatkundengeschäft mit Smartphones und Laptops aus.

Huaweis Plan B: HarmonyOS

Um der Abhängigkeit von amerikanischer Technologie zu begegnen, hat Huawei vor wenigen Tagen seine Android-Alternative HarmonyOS vorgestellt. Derzeit will das Unternehmen die eigenen Smartphones mit Android ausstatten – solange es geht. Sollte Android nicht mehr zur Verfügung stehen, soll HarmonyOS auch auf Smartphones eingesetzt werden. Angeblich kann das Betriebssystem auch Android-Anwendungen ausführen. Ob jedoch Google-Anwendungen wie Maps und Gmail darauf laufen, bleibt abzuwarten. Und bis ein funktionierendes App-Ökosystem aufgebaut ist, dürfte einige Zeit vergehen. Das sieht auch der Huawei-Chef so. Für ihn ist ein Apps-Ökosystem eine wichtige Voraussetzung dafür, dass HarmonyOS langfristig erfolgreich sein kann.

Eine Motivation der USA für die Sanktionen gegenüber Huawei sieht der Huawei-Unternehmensgründer in dem Vorsprung seines Unternehmens im 5G-Bereich. „Die USA verwenden nicht die modernste 5G-Technologie“, schrieb er. „Dadurch könnten sie im Bereich der künstlichen Intelligenz zurückfallen.“ Die 5G-Technologie wird von vielen für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung einer Volkswirtschaft als Schlüsseltechnolgie gesehen.

Zuletzt hatte es aus Richtung Huawei in Sachen Smartphonegeschäft allerdings positive Signale gegeben. Zum einen tauchen die Smartphones des chinesischen Herstellers auf der von Google veröffentlichten Empfehlungsliste für Unternehmen wieder auf, nachdem sie kurz nach Einführung der US-Sanktionen Ende Mai dort gestrichen wurden. Zum anderen hat das Unternehmen einen Update-Fahrplan für die nächste Android-Version 10 veröffentlicht. Demnach erhalten über 17 Huawei-Geräte die Aktualisierung auf das neueste Android-Betriebssystem.

Hintergrund: Huawei im Handelskonflikt zwischen den USA und China

Im Handelsstreit zwischen der USA und China ist der chinesische Elektronikkonzern zum Ziel von Sanktionen geworden. Die USA argumentieren, dass durch die Verwendung von Huawei-Geräten der chinesische Staat durch eine Hintertür Zugriff auf Daten erlangen könnte. Huawei hat diese Möglichkeit stets bestritten und verweist auf zahlreiche Zertifizierung seiner Geräte. Kein anderer Hersteller habe mehr Zertifizierungen erhalten als Huawei. Bislang haben die USA auch keine Belege für ihre Behauptungen vorgelegt. Im Gegenteil: Eine von der US-Regierung 2012 erfolgte Untersuchung ergab keine Hinweise auf Hintertüren.

In einem Interview mit der Financial Times erklärte Huawei-Gründer Ren Zhengfei zur Existenz von Hintertüren in Huawei-Produkten folgendes: „Wir werden so etwas nie tun. Wenn ich es auch nur einmal getan hätte, hätten die USA Beweise, die sie in der ganzen Welt verbreiten könnten. Dann würden die 170 Länder und Regionen, in denen wir derzeit tätig sind, den Kauf unserer Produkte einstellen, und unser Unternehmen würde zusammenbrechen. Wer würde danach die Schulden bezahlen, die wir haben? Unsere Mitarbeiter sind alle sehr kompetent, sodass sie kündigen und ihr eigenes Unternehmen gründen würden, sodass ich allein unsere Schulden begleichen könnte. Ich würde lieber sterben.“

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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