Categories: RechtRegulierung

Apple: Steuernachforderung der EU „widerspricht der Realität“

Apple hat die von der Europäischen Kommission angeordnete Steuernachforderung über 13,1 Milliarden Euro scharf kritisiert. Die Einstufung von Steuererleichterungen des irischen Fiskus für Apple als staatliche Subvention widerspreche „der Realität und der Vernunft“, erklärte das Unternehmen laut der Agentur Reuters bei einer ersten Anhörung des Streits vor dem Gerichtshof der Europäischen Union in Luxemburg.

Irland bietet im europäischen Vergleich niedrigere Unternehmenssteuersätze als andere Mitgliedstaaten, weswegen unter anderem Apple das Land als Sitz für seine europäische Niederlassung gewählt hat. Zudem übertragen Firmen wie Apple in dem Fall die in anderen europäischen Ländern erzielten Gewinne auf Irland, um sie dort zu den niedrigeren Sätzen zu versteuern – diese Steuerschlupflöcher sind vollkommen legal.

Irland soll Apple jedoch zusätzlich Sonderkonditionen gewährt haben, und zwar nur Apple und keinem anderen Unternehmen. Diese Bevorzugung ist nach Ansicht der EU-Kommission eine verbotene staatliche Subvention, die auf Anweisung aus Brüssel zurückzunehmen ist – gegen den Willen der Geschäftsleitung in Cupertino und auch gegen den Willen der Regierung in Dublin.

Apple wirft in seiner Beschwerde der EU-Kommission nun vor, „nationale Gesetze rückwirkend zu ändern“ und damit eine rechtliche Unsicherheit für Unternehmen zu schaffen. Zudem soll die Kommission fälschlicherweise annehmen, dass außerhalb der USA erwirtschaftete Gewinne der Niederlassung in Irland zuzuordnen seien, obwohl die Produkte in den USA entwickelt würden.

Laut EU-Kommission wurde aber gerade genau diese steuerliche Zuordnung der Gewinne von Apple vorgenommen. Der iPhone-Hersteller soll nämlich seine gesamten Auslandsgewinne über Irland leiten und dort versteuern.

Richard Lydal, Anwalt der EU-Kommission, konterte dem Bericht zufolge, Apples Argument, dass alle Aktivitäten in Bezug auf das geistige Eigentum in den USA stattfänden, sei inkonsequent. „Zu einem großen Teil ist es absolut korrekt und absolut irrelevant.“ Irland besteuere schließlich nur Apples irische Tochtergesellschaften und nicht die gesamte Firmengruppe oder gar die Muttergesellschaft in den USA.

Irland habe vor allem weder die von Apples irischen Firmen übernommenen Aufgaben noch die unterstellten Risiken sowie die verwendeten Vermögenswerte kontrolliert. Stattdessen habe der dortige Fiskus eine von Apple vorgeschlagene Bewertungsmethode akzeptiert. „Das allein stützt die Annahme einer Sonderbehandlung, einer außergewöhnlich bevorzugten Behandlung. Es ist klar, dass die Steuerbehörden 1991 keine Prüfung vorgenommen haben.“ Zudem wies er den Vorwurf zurück, die EU sehe sich als internationale Steuerpolizei. Es gehe lediglich darum, steuerliche Unterschiede auszugleichen.

Unterstützung im Steuerstreit erhalten Irland und Apple laut Reuters von Luxemburg, wo unter anderem Amazon seinen europäischen Firmensitz hat. Auch Luxemburg soll mehrere Millionen Euro Steuern von internationalen Konzernen zurückfordern. Polen und Europäische Freihandelsassoziation (EFTA) stärken indes der Kommission den Rücken.

ANZEIGE

Auf zu neuen Höhen mit SkySQL, der ultimativen MariaDB Cloud

In diesem Webinar stellen wir Ihnen SkySQL vor, erläutern die Architektur und gehen auf die Unterschiede zu anderen Systemen wie Amazon RDS ein. Darüber hinaus erhalten Sie einen Einblick in die Produkt-Roadmap, eine Live-Demo und erfahren, wie Sie SkySQL innerhalb von nur wenigen Minuten in Betrieb nehmen können.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

3 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

3 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

4 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

4 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

4 Tagen ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

5 Tagen ago