Die USA und Großbritannien stehen offenbar vor der Unterzeichnung eines Abkommens, das in den Vereinigten Staaten ansässige Firmen wie Facebook und WhatsApp zu einer Zusammenarbeit mit britischen Strafverfolgern verpflichten würde. Wie Bloomberg berichtet, müssen sie künftig der britischen Polizei in bestimmten Fällen auf Verlangen verschlüsselte Nachrichten ihrer Nutzer aushändigen.
Ermittlungsbehörden kritisieren immer wieder die heute gebräuchliche Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von Messaging-Apps wie WhatsApp. Nicht nur Bürgerrechtlern, auch Kriminellen dienen sie als Werkzeuge für eine abhörsichere Kommunikation, was die Arbeit von Ermittlern erschweren soll. Strafverfolger fordern regelmäßig Hintertüren, um einzelne Nutzer von Messaging-Plattformen überwachen zu können.
Der britische Geheimdienst GCHQ hatte beispielsweise vorgeschlagen, eine Funktion zu entwickeln, die das heimliche hinzufügen von Nutzern zu Chats oder Chat-Gruppen erlaubt. Ermittler könnten so unbemerkt an Unterhaltungen „teilnehmen“, ohne dass die Verschlüsselung an sich umgangen werden muss. Technikfirmen lehnten den Vorstoß mit der Begründung ab, er sei eine Bedrohung für die Cybersicherheit und die Menschenrechte.
Nach Einschätzung von Sicherheitsexperten bedeutet jede Hintertür zu einer verschlüsselten Kommunikation eine Schwächung der der Verschlüsselung. Sie unterstellen, dass eine solche Hintertür auch jederzeit von Cyberkriminellen entdeckt werden könnte – um sie dann für die eigenen Zwecke zu missbrauchen. Ein Beispiel für diese Argumentation sind bei Hackerangriffen auf Behörden entwendete Sicherheitslücken in Software wie der NSA-Exploit EternalBlue.
In den USA setzen sich Bürgerrechtler derzeit für die Offenlegung eines Gerichtsurteils in einem Fall ein, bei dem es um Verschlüsselung ging. 2018 soll ein Gericht entschieden haben, dass das FBI Facebook nicht zwingen kann, verschlüsselte Telefonate per Facebook Messneger abzuhören. Die Bürgerrechtler hoffen, dass das Urteil auch auf andere Fälle übertragbar ist, bei denen es um staatliche Überwachung geht.
Die Betreiber von Messaging-Diensten lehnen eine Schwächung ihrer Verschlüsselung zumindest offiziell stets ab. “ Wir glauben an das Recht der Menschen, ein privates Gespräch online zu führen“, kommentierte Facebook den Bloomberg-Bericht. „Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung trägt zum Schutz dieses Rechts bei und ist von grundlegender Bedeutung für den Wert, den wir täglich mehr als einer Milliarde Menschen bieten. Wir lehnen staatliche Versuche ab, Hintertüren zu bauen, weil sie die Privatsphäre und Sicherheit unserer Nutzer überall untergraben würden.“ Man respektiere die Arbeit von Strafverfolgern und sei jederzeit bereit, auf gültige rechtliche Anfragen hin verfügbare Informationen bereitzustellen, solange dafür keine Hintertüren erforderlich seien.
Die Vereinbarung sieht auch vor, das britische Firmen mit US-Ermittlern zusammenarbeiten müssen. Ermittlungen gegen Bürger des jeweils anderen Landes werden jedoch nicht von dem Abkommen abgedeckt. Auch müssen britische Firmen keine Daten bereitstellen, sobald Angeklagten in den USA die Todesstrafe droht.
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