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Xiaomi Mi Note 10 ausprobiert

Das kürzlich von Xiaomi vorgestellte Mi Note 10 verfügt als weltweit erstes Smartphone über einen 108-Megapixel-Sensor. Dass man damit sehr gute Fotos und Videos aufnehmen kann, hat der Test von DxOMark mit insgesamt 1600 Test-Bildern und zwei Stunden Videos gezeigt. Mit einer Punktzahl von 121 landet das Mi Note 10 zusammen mit dem Mate 30 Pro auf dem ersten Platz.

Wesentlich teurere Smartphones wie das iPhone 11 Pro, das Galaxy Note 10+ und das Galaxy S10 5G kommen „nur“ auf 117 Punkte und landen damit hinter dem Mi Note 10.

Unterschiede Mi Note 10 und Mi Note 10 Pro alias CC9 Pro Premium Edition

Das Mi Note 10 bietet Xiaomi in zwei Varianten an. Das Standardmodell verfügt über 6 GByte RAM und 128 GByte Speicher. Das Objektiv der Hauptkamera besteht aus sieben optischen Elementen (7P), während das Mi Note 10 Pro über ein 8P-Objektiv, 8 GByte RAM und 256 GByte Speicher verfügt. Letzteres konnte sich im bereits erwähnten DxOMark-Test an die Spitze setzen. Dort wird es mit der chinesischen Marketingbezeichnung Mi CC9 Pro Premium Edition geführt. Wie Kameratests des Standardmodells zeigen, dürfte die unterschiedliche Objektivkonstruktion keinen wesentlichen Einfluss auf die Fotoqualität haben.

Mi Note 10: Preise

Für das Mi Note 10 verlangt Xiaomi hierzulande 549 Euro, das Mi Note 10 Pro ist 100 Euro teurer. Der chinesische Online-Shop Gearbest verkauft das Standardmodell für 456 Euro (Gutscheine: GBMINOTE10EM, GBMINOTE10, GBMINOTE10DEQ, GBMINOTE10FB). Gearbest gibt eine Lieferzeit von 15-25 Werktagen an, das ZDNet-Testmodell erreicht bereits nach 8 Tagen die Redaktion.

Mi Note 10: Design

Im Vergleich zu anderen Xiaomi-Smartphones, etwa dem Mi 9, ist das Mi Note 10 mit 9,67 mm fast zwei Millimeter dicker. Zudem wiegt es mit 208 Gramm 35 Gramm mehr als das Mi 9. Mit der mitgelieferten Hülle kommt es sogar auf ein Gewicht von 232 Gramm. Der sogenannte Waterfall-Screen, der an den seitlichen Kanten abgerundet ist, kann zwar die wuchtige Erscheinung optisch etwas abmildern. Spätestens wenn man das Gerät in die Hand nimmt, spürt man aber das deutlich höhere Gewicht des Mi Note 10. Auch im Vergleich zum Galaxy Note 10+ mit einer Dicke von 7,9 mm erscheint das Mi Note 10 deutlich wuchtiger.

Mi Note 10: Deutlich dicker als Mi 9 (links) und Galaxy Note 10+. Wegen den stark hervorstehenden Kameras fängt das Mi Note 10 schnell an zu wippen, wenn es auf dem Tisch liegend bedient wird (Bild: ZDNet.de)

Drei der fünf rückwärtigen Kameras stehen deutlich hervor, sodass das Mi Note 10 nicht plan aufliegt. Das ist zwar bei anderen Smartphones wie dem Mi 9 und dem Galaxy Note 10 ähnlich, aber längst nicht so stark ausgeprägt. Das Mi Note 10 gerät auf dem Tisch liegend leicht ins Wippen, sobald man es bedient. Beim Mi 9 und dem Galaxy Note 10+ ist das hingegen längst nicht so ausgeprägt.

Mi Note 10 mit 6,47 Zoll Waterall-Amoled-Screen

Die Darstellungsqualität des 6,47 Zoll großen Waterfall-Amoled-Screen entspricht der des Mi 9. Allerdings kommt das Display nicht an die Leistung des Amoled-Displays im Samsung Galaxy Note 10+ heran. Zudem ist das Waterfall-Display bei der Darstellung von Text zumindest gewöhnungsbedürftig. Das betrifft die seitlichen Kanten, an denen das Display abgerundet ist und somit auch die dort befindlichen Buchstaben schräg dargestellt werden und damit weniger gut lesbar sind. Zudem fallen Bildschirme mit abgerundeten Seiten dadurch auf, dass sie eine Art Trauerflor an den seitlichen Rändern tragen, sobald man sie von oben aber etwas von der Seite betrachtet. Bei flachen Bildschirmen wie beim Mi 9 (rechts im Bild) ist das nicht der Fall.

Bei Smartphones mit abgerundeten Bildschirmrändern (Mi Note 10: links, Galaxy Note 10+: mitte) ist eine Art Trauerflor an den seitlichen Rändern zu sehen. Beim Mi 9 mit flachem Display (rechts) ist die Darstellung besser (Bild: ZDNet.de).

MIUI 11 auf Basis von Android 9

Als Betriebssystem kommt auf dem Mi Note 10 MIUI 11 auf Basis von Android 9 zum Einsatz. Allerdings scheint die MIUI-Variante auf dem Note 10 noch eine eher halbfertige Version zu sein, da der Launcher noch keinen App-Drawer bietet wie das bei MIUI 11 für Mi 9 oder Mi MIX 3 der Fall ist. Für einen aufgeräumten Desktop müssen Apps in Ordner organisiert oder ein alternativer Launcher wie Nova verwendet werden.

Vorinstallierte Anwendungen wie Facebook und einige Spiele lassen sich über Einstellungen – Apps vollständig deinstallieren. Andere Programme wie Duo können hingegen nur deaktiviert werden. Da dies MIUI 11 nur über Umwege erlaubt, ist es am einfachsten, wenn man die App „Hidden Settings for MIUI“ dafür verwendet. Diese kann man auch für die Aktivierung von „Private DNS“ verwenden.

Hidden Settings for MIUI aktiviert versteckte Menüs, mit denen man beispielsweise Apps deaktiveren und „Private DNS“ einschalten kann (Screenshot: ZDNet.de)

Mi Note 10: VoLTE und VoWiFi einschalten

Standardmäßig sind Voice over LTE (VoLTE) und Voice over Wifi (VoWiFi) oder „Über WLAN telefonieren“ wie das Feature in MIUI heißt, nicht aktiviert. Das lässt sich mit den Telefon-Codes *#*#86583#*#* (VoLTE) und *#*#869434#*#* (VoWiFi/WLAN-Anrufe) nachholen. Dabei wird allerdings nur der Carrier-Check für die entsprechenden Funktionen ausgeschaltet. Anschließend stehen die Features unter Einstellungen – SIM-Karten & Mobile Netzwerke -SIM-Karteneinstellung zur Verfügung. In Sachen „Über WLAN telefonieren“ lässt sich noch festlegen, ob für einen Telefonanruf eine Mobilfunkverbindung oder WLAN bevorzugt werden soll.

Mi Note 10: Aktivierung von VoLTE und VoWiFi (Screenshot: ZDNet.de).

Je nach dem werden in der Statusleiste die entsprechenden Symbole für die beiden Betriebsarten angezeigt. Erscheint dort das VoLTE-Symbol werden Anrufe in dieser Betriebsart durchgeführt. Ist dort ein WLAN-Symbol mit einem Telefonhörer zu sehen, erfolgen Anrufe über WLAN. HINWEIS: VoLTE und VoWiFi funktionieren nur, wenn der Provider diese Features unterstützt. Im Test mit einer Drillisch-O2-SIM hat das funktioniert. Mit einer Mobilkom-SIM hat es hingegen nicht geklappt.

Mi Note 10: VoLTE und VoWiFi unter Einstellungen konfigurieren (Screenshot: ZDNet.de).

Mit VoLTE steigt die Sprachqualität bei Telefongesprächen erheblich. Mit VoWiFi wird darüber hinaus die Erreichbarkeit verbessert.

Performance

Der im Mi Note 10 verwendete Prozessor Snapdragon 730G kann sich hinsichtlich Performance nicht mit den für Android-Telefonen derzeit schnellsten Lösungen Snapdragon 855 und Snapdragon 855+ messen. Allerdings reicht die Performance für den Alltagseinsatz völlig aus. Der Chip bietet mit einem Antutu-Wert von 257902 (Mi 9: 429921) insgesamt auch eine ausreichende Leistung für Spiele. Im Vergleich zu Xiaomi-Smartphones mit den schnellsten Snapdragon-Prozessoren unterstützt der im Mi Note 10 verwendete Chip allerdings keine 4K-Videoaufnahmen mit 60 fps, sondern nur mit 30 fps. Zudem könnte es auch sein, dass das Abspeichern von Fotos, die im 108-Megapixel-Modus aufgenommen werden, mit einem Snapdragon 855 oder 855+ schneller vonstattengeht als mit dem Mi Note 10 und Snapdragon 730G – das dauert mit bis zu fünf Sekunden doch recht lange.

Mi Note 10: Fazit

Das Mi Note 10 bietet mit seiner Kameratechnik, allen voran dem 108-Megapixel-Sensor, eine sehr gute Aufnahmequalität von Fotos und Videos. Zudem ist es mit einem 5-fach-Zoom-Objektiv, sowie einer Ultra-Weitwinkel- und Makro-Kamera und einer Portrait-Kamera extrem vielseitig. Dies hat es im DxOMark-Test mit 1600 Aufnahmen und zwei Stunden Videos eindrucksvoll nachgewiesen.

Wer also auf der Suche nach einem leistungsfähigem und vielseitigen Kamera-Handy ist, erhält mit dem Mi Note 10 für den Preis von 549 Euro eine unschlagbare Lösung. Pro DxOMark-Punkt zahlt man bei dem Xiaomi-Smartphone nur 5,37 Euro und damit nur etwa die Hälfte dessen, was man dafür beim iPhone 11 Pro Max bezahlt. Auf der Habenseite steht auch der üppige Akku mit einer Kapazität von 5260 mAh in Verbindung mit dem 30-Watt-Schnellladenetzteil.

Wer hingegen ein leichtes und elegantes Smartphone sucht, wird mit dem Mi Note 10 nicht fündig. Es ist schwer und relativ klobig. Zudem dürfte der Waterfall-Screen wegen bauartbedingten Schwächen bei der Darstellung an den Rändern nicht bei jedem auf Gegenliebe stoßen. Auch das fehlende kabellose Aufladen zählt zu den Minuspunkten.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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