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iPhone-Drosselung: Apple zahlt Schadenersatz in Höhe von bis zu 500 Millionen Dollar

Apple hat sich bereit erklärt, bis zu 500 Millionen Dollar zu zahlen, um eine Sammelklage beizulegen, in der der Technikgigant beschuldigt wird, ältere iPhones zu verlangsamen, um die Menschen zum Kauf des neuesten Modells zu bewegen. Apple sah sich einer Welle von Kritik – und Klagen – gegenüber, nachdem es 2017 eingeräumt hatte, dass seine iOS-Software die Leistung einiger älterer iPhones verlangsamte.

Damals entschuldigte sich Apple für seine mangelnde Transparenz, aktualisierte seine Software und bot einen Ersatz für die Batterie an. Das Unternehmen hat behauptet, dass diese Praxis dazu gedacht war, iPhones davor zu schützen, sich während bestimmter Aufgaben automatisch abzuschalten, wenn die Batterie alt, das Gerät sehr kalt oder mit geringer Leistung betrieben wurde. Kritiker hingegen warfen Apple vor, mit der Maßnahme, die Kunden zum Kauf eines neuen iPhones genötigt zu haben.

Der am Freitag veröffentlichte Vergleichsvorschlag sieht vor, dass Apple den Verbrauchern 25 Dollar pro iPhone zahlt, die je nach der Anzahl der Geräte angepasst werden können, wobei die Gesamtauszahlung mindestens 310 Millionen Dollar betragen muss. Er deckt aktuelle und ehemalige iPhone-Besitzer in den USA ab, die ein iPhone 6, 6 Plus, 6S, 6S Plus oder SE mit iOS 12.2.1 oder später hatten. Die Regelung gilt auch für das iPhone 7 und 7 Plus mit iOS 11.2.

„Der Vergleich bietet den Apple-Konsumenten eine erhebliche Erleichterung und wird in Zukunft dazu beitragen, dass die Kunden umfassend informiert werden, wenn sie gebeten werden, ihre Produkte zu aktualisieren“, sagte Joseph Cotchett, ein Verteidiger der Kläger, in einer am Montag per E-Mail versandten Erklärung.

Apple hat jegliches Fehlverhalten in diesem Fall bestritten. Das Unternehmen reagierte am Montag nicht auf eine Aufforderung zur Stellungnahme.

iPhone-Drosselung: Apple auch in Frankreich verurteilt

Die französische Wettbewerbsbehörde DGCCRF hatte im Februar eine Geldstrafe von 25 Millionen Euro gegen Apple verhängt. Das Unternehmen aus Cupertino hat nach Ansicht der Kartellwächter seine Nutzer nicht darüber informiert, dass bestimmte iOS-Updates wahrscheinlich die Leistung von iPhones herabsetzen.

Der Pressemitteilung der DGCCRF zufolge hat Apple das Bußgeld akzeptiert. Das Unternehmen verpflichtete sich zudem, für einen Monat eine Verbraucherinformation auf seiner Website zu veröffentlichen.

Ausgelöst wurde das Verfahren durch eine Ende 2017 eingereichte Beschwerde der französischen Verbraucherschutzorganisation HOP. Kurz zuvor hatte Apple bestätigt, dass die iOS-Versionen 10.2.1 und 11.2.0 die Leistung der iPhone-Modelle 6, SE und 7 drosselt, um unerwünschte Neustarts zu verhindern. Sie wiederum wurden durch Alterungsprozesse ausgelöst, die dazu führten, dass die Akkus bestimmte Spannungsspitzen nicht erzeugen konnten. Die von Apple eingeführte softwareseitige CPU-Drosselung verhinderte, dass die Spannungsspitzen benötigt wurden.

Apple hatte es jedoch versäumt, seine Kunden über die Folgen der CPU-Drosselung zu informieren. Das machte im Dezember 2017 der Geekbench-Entwickler John Poole. Er verglich die Benchmarkwerte des iPhone 6S unter iOS 10.2.0, 10.2.1 und 11.2.0. Die älteste Version ergab Messwerte von durchschnittlich über 2.500 Punkten. Durch die durch das iOS-Update hervorgerufene CPU-Drosselung sank die Leistung mit Werten zwischen 1.100 und 2.100 Punkten erheblich.

Batteriemanagement in iOS 13

Mit iOS 13 hat Apple ein neues Feature in Sachen Batterymanagement eingeführt. Mit der Option „Optimized Battery Charging“ wird die Ladekapazität auf 80 Prozent begrenzt, wenn das iPhone über Nacht am Netzteil geladen wird. Die restlichen 20 Prozent werden dann geladen, bevor der Anwender das Gerät benötigt. Damit dies rechtzeitig geschieht, muss die Software zunächst die Nutzungsgewohnheiten analyisieren. Konkret: Sie muss wissen, ab wann der Anwender das iPhone typischerweise anfängt zu benutzen.

Der Grund für diese Begrenzung liegt an dem Problem, dass eine komplette Aufladung und das Halten dieser die Lebensdauer eines Lithium-Ionen-Akkus negativ beeinflusst. Als optimaler Ladestand gelten Werte zwischen 30 und 80 Prozent. Dadurch soll laut Batterieexperten die Anzahl von Ladezyklen steigen und somit die Lebensdauer des Akkus verlängern. Untersuchungen haben gezeigt, dass statt einer Aufladung von 0 auf 100 Prozent bereits die Begrenzung auf 80 Prozent die Lebensdauer des Energiespenders um das Zweifache verlängern kann.

Die Langlebigkeit von Lithium-Ionen-Batterien wird jedoch nicht nur durch die Anzahl der Ladezyklen, sondern auch durch die Umgebungsbedingungen bestimmt. Das schlimmste für einen Akku ist es, die Ladekapazität bei voller Ladung und erhöhten Temperaturen zu halten. Zudem verlängern niedrigere Ladespannungen die Lebensdauer der Batterie. Entsprechende Empfehlung gibt es auch von Apple direkt.

Die Problematik beim Aufladen von Lithium-Ionen-Akkus ist der Branche schon länger bekannt. Einige Smartphonhersteler wie Sony bieten entsprechende Akku-Ladeoptimierungen wie sie nun auch Apple integriert. Auch Samsung begrenzt bei einigen Notebooks wie dem Galaxy Book 12 die Ladekapazität auf 85 Prozent.

Apps wie AccuBattery überwachen den Ladeprozess und informieren den Nutzer beim Erreichen einer zuvor festgelegten Ladekapazität (Standard: 80 Prozent). So können Anwender das Laden des Akkus optimieren und die Lebenszeit des Energiespenders verlängern. Am besten wäre es jedoch, wenn ein derartiges Akkumanagement wie bei Apple und Sony direkt im Betriebssystem des Smartphones integriert wäre. Denn ein Stoppen der Aufladung beim Erreichen der kritischen Marke von 80 Prozent bietet AccuBattery nicht. Derartige Begrenzungen verlangen Root-Rechte, die eine externe App nicht erhält.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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