Google hat Details zu seinem monatlichen Android-Patchday veröffentlicht. Demnach hat der Android-Entwickler unter anderen eine gefährliche Schwachstelle geschlossen, die in Prozessoren von Mediatek steckt. Davon betroffen sind Dutzende Mittelklasse-Smartphones (Liste auf XDA Developers), die von Millionen Nutzern verwendet werden. Bösartige Android-Apps nutzen die Schwachstelle seit mindestens Januar 2020 aus. Der Fehler betrifft laut XDA-Developers Mediatek-Prozessoren, die ab 2015 gefertigt werden.
Die Schwachstelle CVE-2020-0069 ermöglicht eine Erhöhung der Rechte. Sie wird durch einen fehlerhaften Treiber der Mediatek-Befehlswarteschlange verursacht. Das Gefährliche an diesem Bug ist, dass seit fast einem Jahr ein Exploit namens „MediaTek-su“ existiert, der temporären Root-Zugriff auf eine große Anzahl von Mediatek-Chips ermöglicht.
Ein XDA-Entwickler mit dem Namen ‚diplomatic‘ hat in einem XDA-Forum ein Skript veröffentlicht, das Benutzer ausführen können, um Superuser-Rechte zu erhalten. Während es ursprünglich für das Rooting von Amazon Fire-Geräten gedacht war, um diese zu modifizieren, kann jede Anwendung „MediaTek-su“ enthalten und ausführen, um in der Shell Root-Zugriff zu erhalten, so die XDA-Entwickler. Durch einen Neustart des Geräts wird der Root-Zugriff allerdings unterbunden.
Trendmicro berichtete im Januar, dass mehrere bösartige Anwendungen im Google Play Store „MediaTek-su“ verwenden, um Root-Zugriff auf Android-Geräte zu erhalten. Die Anwendungen nutzten den Exploit, um den Standort, den Batteriestatus, Dateien, eine Liste der installierten Anwendungen, Screenshots und Daten aus WeChat, Outlook, Twitter, Facebook, Gmail und Chrome zu sammeln. Google entfernte damals die beanstandeten Apps.
Nach Angaben von XDA-Developers betrifft die Sicherheitslücke laut Mediatek Smartphones mit Linux-Kernel in den Versionen 3.18, 4.4, 4.9 oder 4.14, auf denen Android in den Versionen 7 Nougat, 8 Oreo oder 9 Pie läuft. Mediatek-Geräte mit Android 10 sind nicht anfällig, da „die Zugriffsberechtigung von CMDQ-Geräteknoten auch von SELinux durchgesetzt wird“, teilte das Unternehmen mit.
Mediatek hatte bereits im Mai 2019 Patches für den Fehler veröffentlicht, die allerdings nur Amazon für seine Fire OS-Geräte genutzt hat. Viele OEMs, die Mediatek-Prozessoren in ihren Smartphones einsetzen, haben den Fix jedoch nicht ausgeliefert. Die Gründe hierfür sind unbekannt. Laut XDA-Developers hat Google von dem Problem erst im Januar durch besagten Trendmicro-Bericht erfahren und erst seit diesem Zeitpunkt aktiv an einer Lösung gearbeitet.
Der Android-Patch-Level 5.3.2020 enthält nun die Fehlerbereinigung für den Mediatek-Bug. Nun darf man gespannt sein, wie lange es wohl dauert, bis diese Patches die betroffenen Smartphones erreicht. In der Regel erhalten nur Premium-Smartphones regelmäßige Sicherheitsaktualisierungen. Nutzer betroffener Geräte sollte daher vorerst keine unbekannten Apps installieren.
Neben dem Fehler in Mediatek-Prozessoren schließt das Sicherheitsudpate März weitere Schwachstellen. Wie immer unterteilt Google die Updates auf. Das mit 1.3.2020 bezeichnete Patchlevel enthält Fehlerbereinigungen für das Android-Framework, während der Patchlevel 5.3.2020 auch Schwachstellen im Kernel und und Herstellertreibern behebt. Die meisten Smartphonehersteller implementieren – vermutlich aus Zeitgründen – zunächst nur den ersten Patch-Level. Allerdings sind im ersten Patchlevel des Folgemonats auch die Fehlerbereinigungen des zweiten Patchlevels aus dem Vormonat enthalten.
Der erste Patchlevel schließt insgesamt 12 Sicherheitslücken, wovon eine (CVE-2020-0032) als „kritisch“ eingestuft ist. Als „kritisch“ werden Schwachstellen eingestuft, die ohne Warnungen oder Aufforderungen ausgenutzt werden können. Beispiele hierfür sind die Ausweitung von Nutzerrechten aus der Ferne, die es Angreifern erlaubt, in das Dateisystem zu schreiben oder beliebigen Code ohne Benutzerinteraktion auszuführen.
Mit dem zweiten Patchlevel werden insgesamt 60 Schwachstellen geschlossen. Darunter auch der bereits erwähnte Fehler in Mediatek-Prozessoren. Von diesen Sicherheitslücken sind 16 als „kritisch“ eingestuft. Sie stecken ausnahmslos in Komponenten von Qualcomm.
Neben den monatlichen Sicherheitsupdates von Google veröffentlichen auch Smartphonehersteller Details zu Lücken, die nur in Geräten des jeweiligen Herstellers zu finden sind. Samsung berichtet diesen Monat von 25 Schwachstellen. Details nennt das Unternehmen allerdings nur zu fünf Lücken, die allesamt nicht als „kritisch“ eingestuft sind. Man kann also davon ausgehen, dass die restlichen Schwachstellen so schwer sind, dass Samsung keine Details dazu nennt, um Cyberkriminelle nicht zu animieren, diese in betrügerischer Absicht auszunutzen.
Für einige Smartphones wie dem Galaxy S10 verteilt Samsung bereits die Sicherheitspatches März 2020. Der größte Smartphonehersteller der Welt liefert seit einigen Monaten Sicherheitsaktualisierungen genauso zügig aus wie Google.
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