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Europäische Menschenrechts- und Digitalrechtsorganisationen warnen vor illegalen Online-Werbemethoden durch Apps

Digitalrechtsorganisationen in sieben EU-Ländern die Datenschutzbehörden in ihren Ländern aufgefordert, Verstöße gegen die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) durch Smartphone-Apps wie Grindr, Tinder und OkCupid zu untersuchen. In Deutschland appellieren Digitale Gesellschaft, Digitalcourage, die Deutsche Vereinigung für Datenschutz und das Netzwerk Datenschutzexpertise an die Datenschutzaufsichtsbehörden, die Datenweitergabe dieser Apps zu untersuchen.

Laut einer selbst duchgeführten Studie mit dem Titel „Out of Control“ (PDF) erheben App-Betreiber ohne wirksame Einwilligung der Nutzenden hochsensible Daten und nutzen diese für Werbezwecke. Die Analyse wurde vom Norwegischen Verbraucherrat (Norwegian Consumer Council – NCC) und der österreichischen Organisation für digitale Rechte noyb durchgeführt.

Die in der Analyse untersuchten Mobil-Apps, darunter Dating- und Menstruationszyklus-Anwendungen, leiten die sensiblen Informationen ihrer Nutzerinnen und Nutzer über deren genauen Standort, sexuelle Orientierung, religiöse und politische Überzeugungen und viele weitere persönliche Informationen an zahlreiche Drittfirmen in einem intransparenten Werbetechnologie-Ökosystem weiter. So verteilt die weltweit verbreitete Dating-App Grindr die Nutzungsdaten, etwa auch die aktuellen Lokalisierungsangaben, an mehr als ein Dutzend weiterer Unternehmen. Die Dating-App OkCupid listet über 300 Werbe- und Analyse-„Partner“.

Friedemann Ebelt von Digitalcourage sagt: „Smartphone-Nutzer haben regelmäßig keine Chance, sich vor den Folgen der Datenausbeutung und der massiven kommerziellen Überwachung zu schützen. Diese Folgen können für den Einzelnen gravierend sein bis hin zu einer Gefährdung von Leib und Leben. Die hochsensitiven Persönlichkeitsprofile haben das Potenzial, die privaten Freiheiten in unserer Gesellschaft zu untergraben“.

Elke Steven von der Digitalen Gesellschaft sagt: „Die Daten der App-Nutzenden werden unter Verletzung der Regeln der Datenschutz-Grundverordnung verarbeitet. Die eingeholten Zustimmungen zur Auswertung sind absolut intransparent und verstoßen zudem gegen nationales und europäisches Verbraucherrecht.“

Frank Spaeing, Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Datenschutz sagt: „Die europäischen Datenschutzbehörden müssen dringend schneller und effektiver zusammenarbeiten, um den täglich millionenfach stattfindenden Rechtsbruch zu ahnden und zu beenden. Dafür müssen sie besser als bisher ausgestattet werden.“

Thilo Weichert vom Netzwerk Datenschutzexpertise sagt: „Der augenblickliche Zustand ist nur schwer zu ertragen: Kleinere Verstöße werden derzeit schon wirksam verfolgt. Doch bei den oft dramatischen Verletzungen des Datenschutzes durch internationale Internet-Unternehmen muss sich die Wirksamkeit der DSGVO erst noch erweisen. In dieser Auseinandersetzung gegen die Daten-Goliaths benötigen die Aufsichtsbehörden die Unterstützung der Öffentlichkeit, der Verbraucherschützer und der Politik.“

Weitere Informationen finden sich auf der Webseite der Kampagne #StopSpyingOnUs.

Schutz vor Tracking

Anwender können sich gegen Tracking auch selbst schützen. So stehen für Mobil- und Desktop-Betriebssysteme Lösungen parat, die den Datenverkehr über bestimmte DNS-Server leiten und damit Tracking- und Werbe-Server ausfiltern. Besonders einfach lassen sich die Lösungen unter iOS, Android und Windows installieren. DNSCloak für iOS, Blokada für Android und SimpleDNSCrpt für Windows ermöglichen dem Nutzer auf sehr einfache Weise den geeigneten DNS-Server auszuwählen und ins System einzubinden. Da diese die IP-Adressen von Tracking- und Werbe-Server nicht kennen, können auch Apps keinerlei Daten mehr an diese senden.

Ab Android 9 wird für diese Aufgabe nicht einmal mehr eine App wie Blokada benötigt. Stattdessen muss man lediglich einen DNS-Server mit Tracking- und Werbe-Filter unter „Privates DNS“ konfigurieren und ist somit sämtliche Tracker los. Microsoft plant in einer zukünftigen Windows-Version DNS-Verschlüsselung zu implementieren, sodass man sich ebenfalls vor Tracking schon auf Betriebssystemebene schützen kann. Eine Verschlüsselung des DNS-Datenverkehrs ist auch mit verschiedenen Browsern möglich. Doch nur Firefox bietet die Möglichkeit einen benutzerdefinierten DNS-Server auszuwählen, der über entsprechende Tracking-Filter verfügt, während auf Chrome basierende Varianten einen von Google voreingestellten und nicht veränderbaren DNS-over-HTTPS-Server nutzen müssen.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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