Cambridge Analytica: Australische Datenschutzbehörde verklagt Facebook

Die australische Informations- und Datenschutzbeauftragte Angelene Falk hat vor dem höchsten australischen Gericht ein Verfahren gegen Facebook eingeleitet, nachdem Anfang 2018 bekannt wurde, dass über 311.000 Australier in die missbräuchliche Nutzung von Facebook-Daten durch Cambridge Analytica verwickelt waren. Facebook habe die Privatsphäre der australischen Nutzer schwerwiegend verletzt.

Facebook-CEO Mark Zuckerberg (Bild: James Martin / CNET)Falk behauptet, dass von März 2014 bis Mai 2015 die persönlichen Daten der australischen Facebook-Nutzer unberechtigt an die Anwendung „This is Your Digital Life“ weitergegeben wurden. Dies verstoße gegen den australischen 6. Datenschutzgrundsatz.

„Die meisten dieser Nutzer haben die App nicht selbst installiert, und ihre persönlichen Daten wurden durch die Nutzung der App durch ihre Freunde offengelegt“, erklärt die Klageschrift (PDF).

In der Klageschrift wird außerdem behauptet, dass Facebook in diesem Zeitraum keine angemessenen Schritte unternommen hat, um die persönlichen Daten seiner Nutzer vor einer unbefugten Offenlegung zu schützen, was gegen den australischen 11. Datenschutzgrundsatz verstößt.

Die Informationen seien dem Risiko ausgesetzt gewesen, an Cambridge Analytica weitergegeben und für politische Profilerstellung und andere Dritte verwendet zu werden, so das Büro des australischen Informationskommissars (OAIC).

„Alle in Australien tätigen Unternehmen müssen in Übereinstimmung mit ihren Verpflichtungen nach dem australischen Datenschutzgesetz transparent und rechenschaftspflichtig im Umgang mit persönlichen Daten sein“, sagte Falk. „Wir sind der Ansicht, dass das Design der Facebook-Plattform bedeutete, dass die Nutzer keine vernünftige Wahl und Kontrolle darüber ausüben konnten, wie ihre persönlichen Daten offengelegt werden.

HIGHLIGHT

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Im Rahmen des Safer Internet Day erläutert ZDNet sechs Maßnahmen, wie man die Sicherheit im Internet erhöhen und den Schutz der Privatsphäre verbessern kann.

„Die Standardeinstellungen von Facebook erleichterten die Offenlegung von persönlichen Informationen, einschließlich sensibler Informationen, auf Kosten der Privatsphäre. Falk behauptet, dass durch die Aktionen des Social-Media-Riesen die persönlichen Daten von rund 311.127 australischen Facebook-Nutzern offengelegt wurden, um verkauft und für Zwecke wie die politische Profilerstellung verwendet zu werden, was ihrer Meinung nach „weit außerhalb der Erwartungen der Nutzer“ liege.

Die App „This is Your Digital Life“ war eine Persönlichkeitsumfrage und wurde unabhängig von der Facebook-Website betrieben. Durch die Verwendung der Graph-API konnte die Anwendung Informationen aus den Facebook-Konten von 305.000 Facebook-Nutzern weltweit anfordern, von denen etwa 53 australische Nutzer waren. Die API ermöglichte es der Anwendung auch, von Facebook die persönlichen Informationen von etwa 86.300.000 Facebook-Nutzern weltweit abzufragen, von denen etwa 311.074 Australier waren, die mit den Nutzern der Anwendung befreundet waren.

Australien war weltweit auf Platz 10 der am stärksten betroffenen Länder, wobei über 70 Millionen Amerikaner an der Spitze der Liste standen. Falk ist der Ansicht, dass es sich dabei um systematische Verstöße gegen die australischen Datenschutzgesetze durch eines der weltweit größten Technologieunternehmen handelte. Der Bundesgerichtshof kann für jeden ernsthaften und/oder wiederholten Eingriff in die Privatsphäre eine zivilrechtliche Strafe von bis zu 1,7 Millionen Australische Dollar (umgerechnet 978.000 Euro) verhängen.

Facebook wird auch von vielen anderen Ländern kritisch betrachtet. Der Neuseeländische Datenschutzbeauftrage bezeichnet Facebook-Manager sogar als „moralisch bankrotte pathologische Lügner„.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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