Sicherheitsforscher macht Zero-Day-Lücken in IBM-Software öffentlich

Ein Sicherheitsforscher hat Details zu vier Zero-Day-Lücken in einem Sicherheitsprodukt von IBM offengelegt. Seinen Angaben zufolge informierte er das Unternehmen vorab vertraulich über die Anfälligkeiten, IBM soll bisher jedoch keine Patches bereitgestellt haben.

Betroffen ist der IBM Data Risk Manager (IDRM). Das Sicherheits-Tool fasst Feeds von Sicherheitsscannern und anderen Tools aus dem Bereich Risk Management zusammen, damit Administratoren mögliche Probleme untersuchen können.

Pedro Ribeiro, Director of Research bei Agile Information Security, der die Schwachstellen entdeckt hat, kommentierte: „IDRM ist ein Enterprise-Sicherheitsprodukt, das mit sehr vertraulichen Daten umgeht. Die Kompromittierung eines solchen Produkts könnte zu einer umfassenden Kompromittierung des Unternehmens führen, da das Tool Berechtigungen für den Zugriff auf andere Sicherheitswerkzeuge besitzt, ganz zu schweigen davon, dass es Informationen über kritische Schwachstellen enthält, die das Unternehmen betreffen.“

Trotz des Schweregrads habe sich IBM geweigert, die vier Bugs anzuerkennen. „Wir haben den Fehlerbericht bewertet und geschlossen, da er für unser Programm zur Offenlegung von Schwachstellen nicht in Frage kommt, da dieses Produkt nur für ‚erweiterten‘ Support gedacht ist, der von unseren Kunden bezahlt wird“, zitierte der Forscher aus IBMs Stellungnahme. „Dies ist in unserer Richtlinie dargelegt. Um an dem Programm teilnehmen zu können, dürfen Sie innerhalb von sechs Monaten vor der Einreichung eines Berichts nicht unter Vertrag stehen, um Sicherheitstests für die IBM Corporation, eine IBM Tochtergesellschaft oder einen IBM Kunden durchzuführen.“

Ribeiro zufolge ergibt IBMs Antwort keinen Sinn, da er seinen Fehlerbericht kostenlos zur Verfügung gestellt habe. Auch werde das Produkt weiterhin Neukunden zum Kauf angeboten. „Das ist eine unglaubliche Antwort von IBM, einem Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen, das Security-Enterprise-Produkte und Sicherheitsberatung an Großunternehmen weltweit verkauft“, ergänzte der Forscher.

Schließlich entschloss sich der Forscher, seine Erkenntnisse über die Schwachstellenauf GitHub zu veröffentlichen, damit betroffene Unternehmen Gegenmaßnahmen einleiten können. Demnach ist es möglich, die Authentifizierung von IDRM zu umgehen. Darüber hinaus ist es Ribeiro gelungen, über eine Programmierschnittstelle von IDRM eigene Befehle in der App auszuführen. Ein andere Bug in einer API erlaubt es, Dateien von einer IDRM-Appliance herunterzuladen. Darüber hinaus enthält IDRM ein voreingestelltes Passwort „IRDM“ für den Nutzer „a3user“. Drei der vier Bugs ließen sich zudem zu einer Angriffskette verknüpfen, um auch der Ferne Code einzuschleusen und mit Root-Rechten auszuführen.

Des Weiteren betonte Ribeiro, dass alle vier Anfälligkeiten aus der Ferne ausgenutzt werden können. In der Regel seien diese Systeme jedoch nicht über das Internet erreichbar. Allerdings ließen sich über eine IDRM-Appliance andere Systeme im Unternehmensnetzwerk kompromittieren, falls es einem Angreifer gelinge, eine Workstation im internen Netzwerk zu kontrollieren.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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