Die von der Bundesregierung geplante Corona-Tracing-App setzt nun doch auf eine dezentrale Speicherung von Nutzerdaten. Das haben Kanzleramtsminister Helge Braun und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Sonntag angekündigt. Zentral sollen Daten nur freiwillig zum Zwecke der epidemiologischen Forschung beziehungsweise zur Qualitätssicherung der App gespeichert werden.
„Die Bundesregierung setzt auf eine dezentrale Softwarearchitektur, die die in Kürze zur Verfügung stehenden Programmierschnittstellen der wesentlichen Anbieter von mobilen Betriebssystemen nutzt“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung beider Minister. Die Bundesregierung werde also „den Einsatz einer konsequenten dezentralen Softwarearchitektur für die Anwendung in Deutschland vorantreiben“.
Verfolge die Regierung das Konzept weiter, „kann kein Vertrauen bei den Nutzern aufkommen, und ein Scheitern wäre unausweichlich“, heißt es weiter in dem Brief. Darin bezweifelt der CCC zudem, das ursprüngliche Konzept überhaupt umgesetzt werden kann.
„Blickt man realistisch auf das Ziel, dass nämlich die App massenhaft genutzt werden soll, dann ist der zentrale Ansatz schon deswegen hinfällig, weil sich die beiden großen Anbieter mobiler Betriebssysteme bereits dagegen entschieden haben. Da kann sich die Bundesregierung noch so verrenken, damit ist der zentrale Ansatz weit entfernt von jeder Möglichkeit zur Realisierung. Gesundheitsminister Jens Spahn kann einen nationalen Alleingang gar nicht durchsetzen, wenn er nun auf den zentralen Ansatz pocht.“
Ziel der Tracing-App ist es, Bewegungen von Bürgern zu erfassen, um mögliche Kontakt zu mit dem neuartigen Corona-Virus infizierten Personen nachzuverfolgen. Zu diesem Zweck nimmt die App per Bluetooth kurz Kontakt zu anderen Smartphones mit der Tracing-App in der Nähe auf und speichert deren eindeutige ID.
„Wir verfolgen als Bundesregierung bei der Entwicklung einer Tracing-App einen Ansatz, der auf Freiwilligkeit beruht, datenschutzkonform ist und ein hohes Maß an IT-Sicherheit gewährleistet. Hauptziel aus epidemiologischer Sicht ist es, Infektionsketten möglichst frühzeitig zu erkennen und zu unterbrechen“, teilten die Minister Braun und Spahn am Sonntag mit. „Um diese Anforderungen zu erfüllen, sollen zwischen zwei oder mehreren Nutzern der Anwendung, die sich über einen längeren Zeitraum in kritischer Nähe zueinander aufhalten, temporäre verschlüsselte Identitäten ausgetauscht werden. Im Infektionsfall wird ohne Identifikation der Kontaktpersonen der infizierten Nutzer eine Benachrichtigung veranlasst. Die Kontaktperson erhält so eine entsprechende Warnung.“
Die Bundesregierung hofft vor allem, dass durch die Einbindung von Testlaboren die Warnungen an kritische Kontakte von positiv getesteten Personen frühzeitig ausgegeben werden können. Das soll helfen, die Infektionsrate weiter zu senken und den Weg für eine dauerhafte Lockerung der bestehenden Beschränkungen zu ebnen. Unklar ist jedoch, wann die Tracing-App zur Verfügung stehen wird. Zudem bleibt abzuwarten, ob die App wie erhofft von einer Mehrheit der Bevölkerung genutzt wird.
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