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USA: Freie Fahrt für das 6 GHz-WLAN – wann folgt Europa?

Gastbeitrag Die US-amerikanische Regulierungsbehörde FCC (Federal Communications Commission) hat einstimmig beschlossen, rund 1.200 MHz (5925-7125 MHz) an Frequenzspektrum im 6 GHz-Frequenzband für die Nutzung durch WLAN freizugeben! Das ist eine tolle Neuigkeit für WLAN-Enthusiasten, Technik-Fans und Unternehmen gleichermaßen. Wir als Hersteller sind von diesem wichtigen Schritt begeistert! Auch wenn die Entscheidung sich nur auf den US-amerikanischen Raum begrenzt, muss man den Vorstoß der FCC völlig neidlos als das anerkennen, was er ist: ein Meilenstein für die WLAN-Industrie.

„Die Entscheidung der US-amerikanischen Regulierungsbehörde FCC ist ein Meilenstein für die Zukunft der WLAN-Technologie“, sagt Lancom-Gründer und Geschäftsführer Ralf Koenzen (Bild: Lancom).

Turbo Boost für High Density-Szenarien

Erste Demos eines Chipssatz-Herstellers hatten im März gezeigt, wie leistungsstark das Mittelbandspektrum des 6 GHz-Frequenzbereichs ist. Übertragungsgeschwindigkeiten von 2 Gbit/s für Smartphones, PCs und Co. sowie Latenzzeiten von weniger als 2 Millisekunden sprechen eine eindeutige Sprache und dürften vermutlich auch einen nachhaltigen Eindruck auf die FCC hinterlassen haben.

Wi-Fi 6E, wie die Wi-Fi Alliance das WLAN im 6 GHz-Band nennt, spielt seine Vorteile insbesondere in High-Density-Umgebungen voll aus. WLAN-Szenarien in Fußballstadien, Konzerthallen aber auch Kongresszentren, Messehallen, in Flughäfen oder Universitäten, Schulen oder Krankenhäuser dürften dank des neuen Spektrums einen regelrechten Turbo Boost erhalten. Außerdem: Wi-Fi 6E erreicht bei sehr viel geringeren Investitionskosten Leistungsdaten, die bisher vor allem den lokalen Industrienetzen des neuesten Mobilfunkstandard 5G zugeschrieben wurden. Modernste IoT oder VR-Anwendungen lassen sich damit selbst für kleine und mittelständische Unternehmen kostengünstig realisieren.

Ein paar Fakten für Technik-Begeisterte: Mit der in den USA beschlossenen Erweiterung des WLAN-Spektrum ist ein Vielfaches des bisherigen Spektrums für WLAN verfügbar. So stehen zusätzliche 59 Kanäle mit 20 MHz zur Verfügung, analog dazu erhöht sich die Anzahl der oft genutzten 40 und 80 MHz breiten Kanäle um 29 beziehungsweise 14. Selbst von den extrem breiten 160-MHz Kanälen sind in den USA nun sieben zusätzlich möglich. Zum Vergleich: Bisher waren nur rund 28 überlappungsfreie Kanäle in den USA verfügbar.

Die Öffnung des 6 GHz-Frequenzbandes für WLAN kann fast schon als historischer Schritt bezeichnet werden. Die FCC unterstreicht mit ihrer Entscheidung ganz deutlich die Bedeutung und den Stellenwert von lizenzfreien Drahtlostechnologien für den privaten wie auch wirtschaftlichen Sektor. Nicht zuletzt hat auch die Coronakrise eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig WLAN für den Alltag der Menschen und Unternehmen ist. Damit wird der Funktechnik der Weg in die Zukunft geebnet.

Europa zieht im Frühjahr 2021 nach

Nun müssen die Regulatoren in Europa nachziehen, damit auch hier Privatpersonen und Wirtschaft schnellstmöglich die Vorteile von Wi-Fi 6E nutzen können. Wir sind sehr optimistisch, dass auch wir Europäer uns im Frühjahr 2021 über eine Freigabe des 6 GHz-Bandes für WLAN freuen dürfen.

Allerdings wird es diesseits des großen Teichs kein so breites Zusatzspektrum wie in den USA geben, geplant sind „nur“ rund 500 MHz (5925–6425 MHz). Dennoch ist auch das ein bedeutender Schritt! Man muss sich nur einmal vor Augen führen, dass es vor gut 15 Jahren die letzte Erweiterung der lizenzfrei nutzbaren Frequenzbereiche für WLAN gab. Vor diesem Hintergrund dürfen wir uns alle auf diesen Moment freuen!

Die zuständigen Gremien und Arbeitsgruppen in Europa arbeiten intensiv daran, den Zeitplan zu halten. Besonders möchte ich an dieser Stelle auch den Einsatz der Bundesnetzagentur loben: Diese hat sich in den zurückliegenden Monaten und Jahren unermüdlich für die Öffnung des 6 GHZ-Bandes für WLAN stark gemacht – sowohl auf nationaler wie auch auf europäischer Ebene. Als deutscher WLAN-Hersteller freuen wir uns natürlich sehr darüber, dass unser Thema gerade durch die BNetzA eine solche Unterstützung erhält.

Wie so oft sind die Prozesse in Europa jedoch recht komplex und benötigen viel Zeit und intensive Abstimmungen zwischen den einzelnen Ländern. Im Frühjahr 2021 soll die Erweiterung dann aber kommen, heißt es aus Expertenkreisen. Drücken wir die Daumen, dass wir in Europa dann auch den WLAN Turbo Boost zünden dürfen!

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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