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Gaia-X: Deutschland und Frankreich fördern europäische Dateninfrastruktur

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire haben konkrete Schritte für die Umsetzung des europäischen Dateninfrastrukturprojekts Gaia-X angekündigt. Ziel ist der Aufbau einer vertrauenswürdigen und sicheren Dateninfrastruktur, bei der Datensouveränität, Verfügbarkeit, Interoperabilität, Portabilität, Förderung der Transparenz und eine faire Teilhabe im Vordergrund stehen.

Diese Leitprinzipien soll von allen Mitglieder einer Organisation aus elf deutschen und elf französischen Unternehmen befolgt werden, die sich als Rahmen für das Ökosystem Gaia-X zusammenschließen werden. Sie sollen sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite von Gaia-X abbilden.

Ein erstes technisches Architekturkonzept beschreibt zudem die zentralen Dienste des Ökosystems und die einzuhaltenden europäischen Regeln und Normen. Es beinhaltet aber auch die Anforderungen aus Sicht von Anwendern. Grundlage für diese Einschätzung ist die Auswertung von mehr als 40 Anwendungsbeispielen.

Einer gemeinsamen Pressemitteilung beider Ministerien zufolge entstand die Idee für eine gemeinsames Projekt zum „Data-Sharing“ im Februar 2019. Im Oktober 2019 einigten sich dann Altmaier und Le Maire auf einen Fahrplan für eine Zusammenarbeit im Bereich künstlicher Intelligenz sowie eine europäische Dateninfrastruktur zum Erhalt der Datensouveränität. Inzwischen arbeiten Vertreter von rund 300 europäischen und internationalen Unternehmen und Wissenschaftsorganisationen an der Umsetzung von Gaia-X.

Unterstützung erhält das Projekt unter anderem vom Branchenverband Bitkom. „Die Gründung der GAIA-X-Organisation ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einer europäischen Cloud- und Dateninfrastruktur. Wir begrüßen sehr, dass Deutschland und Frankreich vorangehen, um GAIA-X europaweit zu etablieren. Das Interesse in der Wirtschaft ist da – jetzt gilt es Fahrt aufzunehmen“, kommentierte Bitkom-Präsident Achim Berg. „Cloud- und Dateninfrastrukturen bilden die Grundlage der digitalen Ökonomie – auch in Europa. GAIA-X kann das Fundament für die geplanten europäischen Datenräume legen, wie sie die EU-Datenstrategie vorsieht. Damit stärkt Europa langfristig seine Datensouveränität.“

Digitale Souveränität ist einer Umfrage von Hewlett Packard Enterprise zufolge ein Ziel, dass viele Führungskräfte in Deutschland anstreben. Rund 85 Prozent von 2152 Befragten in Deutschland und Frankreich gaben an, das Datensouveränität ein wichtiges oder gar sehr wichtiges Ziel ihrer Digitalisierungsstrategie sei. Rund die Hälfte geht demnach auch davon aus, dass die Corona-Krise die Abhängigkeit der Wirtschaft von globalen Cloud-Plattformen erhöhen wird.

Allerdings zeigte die Studie auch, dass die europäische Initiative Gaia-X bisher nur wenigen Führungskräften bekannt ist – 80 Prozent hatten noch nicht von dem Projekt gehört. 57 Prozent erklärten jedoch, dass eine dezentrale Cloud-Infrastruktur für sie ein Mittel sei, um die Vorteile der Cloud mit digitaler Souveränität zu verknüpfen.

Auch der Verband der Internetwirtschaft eco steht hinter dem Konzept einer souveränen europäischen Dateninfrastruktur. „Von einer sicheren, souveränen und leistungsfähigen digitalen Infrastruktur, die nicht nur den Zugang zu Daten, sondern auch deren Verarbeitung sowie Speicherung erleichtert, wird Europa langfristig stark profitieren“, sagte Oliver Süme, Vostandsvorsitzender von eco. „GAIA-X ebnet den Weg für ein neues Level an digitaler Souveränität, die gleichzeitig mit hohen europäischen Datenschutzanforderungen und verlässlicher IT-Sicherheit einhergeht.“ Süme begrüßte auch, dass das a Projekt auch Anbieter des globalen Marktes inkludiert.

Ein deutsches Mitglied des Gaia-X-Konsortiums ist Cloud&Heat Technologies. Es präsentierte bei dem Event mit den Ministern Altmaier und Le Maire den ersten Demonstrator für Gaia-X. „Anwender müssen in der Lage sein, zwischen verschiedenen Cloud-Providern wählen zu können und ihre Daten und Anwendungen frei zwischen den unterschiedlichen Anbietern zu verwenden sowie verschiedene Dienste zu kombinieren. Bei dem gewählten Demonstrator formuliert der Kunde, im Beispiel das Big Data-Unternehmen AI4BD, seine Kriterien aus Themenfeldern wie Datensicherheit und Datenschutz oder auch ökologischer Nachhaltigkeit über das Gaia-X-Portal der German Edge Cloud und wählt seinen favorisierten Anbieter aus. Anschließend wird die Anfrage über die intelligente Orchestrierungssoftware ‚Krake‘ von Cloud&Heat verteilt und der Service gestartet“, erläuterte das Unternehmen.

In dem Beispiel stellt zudem Amazon Web Services angeforderte Daten verschlüsselt einer sicherheitsgehärteten Cloud-Umgebung eines lokalen Anbieters zur Verfügung. Sie entschlüsselt die Daten mithilfe eines Machine-Learning-Algorithmus und verarbeitet sie, wobei Technologien anderer Unternehmen mit Secunet Security Networks und NTT Data Deutschland zum Einsatz kommen. „Der Nutzer kombiniert somit die Stärken verschiedener Anbieter, um einen KI-Dienst auf einer Infrastruktur realisieren zu können, die seinen Vorstellungen an Leistungsfähigkeit und Sicherheit entspricht. Die Deutsche Telekom AG unterstützt die Entwicklung des Demonstrators als zusätzlicher Koordinator.“

Cloud&Heat Technologies betont, dass Gaia-X die starren Strukturen auf dem Cloud-Markt aufsprengen und die Souveränität der Nutzer sowie das Vertrauen in digitale Infrastrukturen in Deutschland und Europa wiederherstellen soll. Das Projekt biete die Möglichkeit, Cloud-Anwendungen providerübergreifend zu orchestrieren und so die unterschiedlichen Features der Anbieter individuell und zweckmäßig zu kombinieren. „Am Ende soll ein effizientes, leistungsstarkes Multi-Provider-System entstehen, das transparent und überprüfbar ist.“

Ein weiteres Gründungsmitglied des Gaia-X-Konsortiums ist Atos. „Die Schaffung digitaler Ökosysteme erfordert den Aufbau von Vertrauen und Interoperabilität zwischen allen Cloud-Benutzern und -Anbietern. GAIA-X begegnet dieser Herausforderung mit einem gemeinsamen Katalog von Richtlinien, einer „Architektur von Standards“ und einer Reihe von „Federation Services“, die bestehende Cloud-Anbieter und ihre Dienste zusammenführen und in denen die souveräne Nutzung von Daten und Anwendungen gewährleistet ist“, kommentierte Atos das Projekt.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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