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Open Source ist die Disruption, die Unternehmen heute brauchen

Gastbeitrag Die bereits im letzten Jahrhundert entstandene Open Source-Bewegung treibt heute die digitale Transformation voran. Open Source-Software macht IT-Infrastrukturen in Unternehmen stabiler, sicherer und kostengünstiger.

Software ist häufig das Herzstück und das Differenzierungsmerkmal des Unternehmens. Heute nutzen Unternehmen jeder Größe Dutzende, wenn nicht Hunderte von Software-Programmen für das Management ihrer Geschäftsprozesse. Dabei sind die Integration und die Wartung von Software kostspielig, zeitintensiv und komplex. Open Source-Technologie hingegen bietet eine sichere Lösung mit schneller Fehlerbehebung, geringeren Kosten, weniger Bugs und einem kontrollierten Upgrade-Prozess.

Thomas Di Giacomo, der Autor dieses Beitrags, ist President of Engineering and Innovation bei SUSE (Bild: SUSE).

Die Anfänge von Open Source-Software

Open Source-Software gibt es bereits seit den 1950er Jahren, auch wenn sie zu der Zeit noch nicht „Open Source“ genannt wurde. Damals war diese Software quasi als ein Nebenprodukt der Hardware verfügbar, denn das große Geschäft wurde mit der Hardware gemacht. Nach kurzer Zeit erkannten die Hersteller, dass proprietäre Software als unternehmenseigenes, geistiges Eigentum eine neue Einnahmequelle bot.

In den 1990er und 2000er Jahren kam es rund um den Globus zu einer technologischen Revolution: Entwickler arbeiteten über Unternehmensgrenzen hinweg zusammen und schufen Open Source-Software, die universell und kostenlos zur Verfügung stand. Diese Entwickler waren die Disruptoren der Technologieindustrie, vereint in dem demokratischen Ideal von frei verfügbarer Software für alle. Alle sollten dieselben Möglichkeiten haben Technologien zu entwickeln – nicht nur die großen Unternehmen, die über das notwendige Entwicklungskapital verfügten. Und trotz des Widerstands von mächtigen Playern wie Microsoft und anderen in den Anfangsjahren, hat sich die Open Source-Bewegung immer weiter ausgebreitet.

Zu dieser Zeit wurden Unternehmen wie SUSE gegründet mit dem Ziel, Open Source-Lösungen für den Enterprise-Einsatz zu optimieren. Unternehmenskunden hatten so die Gewissheit, dass sie diese Open Source-Software sicher und zuverlässig einsetzen und für die eigene Entwicklung nutzen konnten.

Seitdem haben Millionen von Entwicklern Hunderttausende Anwendungen mit Open Source-Technologie erstellt. Ein einziges Unternehmen – und sei es noch so groß – hätte diese Entwicklung in der Open Source-Software in diesem Zeitrahmen nie umsetzen können. Das Internet, Supercomputer, mobile Geräte, die Mehrzahl der IT-Anwendungen, IoT- und IIoT-Devices auf dieser Welt haben eines gemeinsam: Sie alle laufen mit Open Source.

Für IT- und Produkt-Teams bedeutet Open Source eine Erleichterung ihrer Arbeit: Sie müssen keine Zeit mehr dafür aufwenden, den Umgang mit Software zu erlernen, sie auszuführen oder zu warten, ohne zu wissen, ob sie funktioniert oder verfügbar ist, wenn sie benötigt wird. Stattdessen können sie heute maßgeschneiderte Enterprise Open Source-Lösungen einsetzen.

Die weltweite Open Source Community schafft jeden Tag Innovationen. Unternehmen, die Open Source-Lösungen nutzen, profitieren von einem stabileren Geschäftsumfeld, sparen Kosten und verkürzen Entwicklungszyklen, indem sie verfügbare Anwendungen wiederverwenden und Standards festlegen. Sie vergeuden keine Zeit und kein Geld mehr damit, immer wieder die gleiche Funktionalität neu zu erfinden.

Basis für die digitale Transformation

Diese gewonnene Zeit konnten Technologieanbieter und Unternehmen in Produktinnovationen investieren und sich so auf den vermehrten Einsatz von Technologie zur Lösung weiterer Probleme fokussieren. Schließlich ist der Großteil grundlegender Software-Funktionen in Open Source-Lösungen verfügbar. Diese „digitale Transformation“ machte Unternehmen agiler und ermöglichte mehr Geschäftsentwicklung sowie schnelleres Wachstum und Expansion in neue Märkte.

Im Zeitalter der digitalen Transformation basieren die erfolgreichen Geschäftsmodelle zahlreicher Unternehmen auf dem Einsatz von Open Source-Technologien. Damit werden Plattformen flexibel und mühelos implementiert und Produkte und Services entwickelt, die sonst nicht möglich wären.

Zusammenarbeit ist die Stärke von Open Source

Der Erfolg von Open Source im Unternehmen liegt an der Kollektivarbeit seiner Entwickler. Damit die strategische Ausrichtung bei der Vielzahl an Akteuren sichergestellt ist, hat die Open Source Community über 100 gemeinnützige Stiftungen gegründet. Diese Foundations treiben eine unternehmensneutrale Agenda für Open Source-Projekte voran. Zu den Stiftungen zählen unter anderem die Linux Foundation, die Cloud Native Computing Foundation oder die Apache Foundation. Innerhalb der Foundations können über hunderttausend Einzelmitglieder vertreten sein, gemeinsam mit Sponsorenorganisationen – von Start-ups bis zu Fortune-100 – sowie Forschungseinrichtungen und Regierungsorganisationen. Die Stiftungen bieten eine gemeinsame Plattform für die Entwicklung des Codes und ermöglichen die Zusammenarbeit von Entwicklern und Anwendern. Die zunehmende Zahl von Foundations in den letzten Jahren hat dazu beigetragen, dass Innovationen rasch vorangetrieben werden. Damit die Community und ihr Teamwork zentrales Element von Open Source bleibt, verlangt jede Foundation, dass Projekte nicht nur von einem einzelnen Unternehmen getragen werden und dass jedes Projekt eine Feedback-Schleife hat.

Heute wird Open Source-Software nicht mehr nur für den kleinen Bedarf eingesetzt. Erfolgreiche Kooperationen der Foundations mit namhaften Unternehmen wurden umgesetzt. Zum Beispiel haben Telekommunikationsunternehmen wie AT&T, Swisscom und Deutsche Telekom mit der Linux Foundation zusammengearbeitet. Durch den engen Austausch konnten diese Unternehmen herausfinden, wie Open Source-Innovation für ihre eigenen Bedürfnisse und für die Entwicklung und den Aufbau von Netzwerken genutzt werden kann. Open Source hat sich als ein so erfolgreiches Modell im Bereich Business Development und technische Entwicklung erwiesen, dass die Idee inzwischen auch in vielen anderen Branchen wie Fertigung, Dienstleistungen und Bildung Anwendung findet.

In jüngster Zeit erleben wir bemerkenswerte Open Source-Innovation im Bereich des autonomen Fahrens. Automobilhersteller nutzen Open Source und High-Performance Computing (HPC) für autonomes Fahren, um die Fahrzeugdaten zu sammeln und die Milliarden von missionskritischen Interaktionen zu verwalten, die jede Sekunde stattfinden. So können diese autonomen Fahrzeuge mit Open Source sicher betrieben werden.

Open Source-Lösungen helfen sogar, Leben zu retten. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Österreich erfasst Daten von Tausenden statischer und mobiler Sensoren, die sich unter Wasser, auf Bergen, Gletschern und sogar tief im Erdinnern befinden, um exakte Wettervorhersagen und Klimamodelle zu erstellen. Mit Open Source-Software werden diese Daten verwaltet und mit mehr als 8.000 Organisationen auf der ganzen Welt geteilt. Die Vorhersagemodelle der ZAMG versorgen Regierungen und Rettungskräfte sowie Energie- und Transportunternehmen mit wertvollen Informationen und Warnungen vor Unwettern.

Open Source beschleunigt die Disruption

Das Wachstum der Open Source Communities lässt sich mit dem Schneeballeffekt vergleichen: Je mehr Entwickler und Unternehmen Open Source-Lösungen schaffen, desto mehr Vorteile bietet Open Source. Wir erleben ein nie dagewesenes Tempo an Innovation mit disruptiven neuen Entwicklungen, die den Wandel immer stärker beschleunigen.

SAP und sein S/4HANA ERP ist ein Beispiel für diesen Schneeballeffekt. Vor 25 Jahren wurde das ERP von SAP auf dem Microsoft-Betriebssystem aufgebaut und verwendete keine Open Source-Technologien. Heute basiert es auf Enterprise Linux. Open Source-Lösungen haben die Plattform stabilisiert und gesichert, die inzwischen ausschließlich auf Open Source läuft. Mit der Agilität, die Open Source bietet, kann SAP schneller als je zuvor Innovationen entwickeln und so den Wert der Plattform für seine Kunden schneller steigern.

Auch Microsoft ist heute ein großer Open Source-Akteur, der Open Source-Technologie vollständig angenommen hat und eine der treibenden Kräfte in der Branche ist.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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