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Sechs Kriterien für die Wahl eines geeigneten Content Delivery Networks

Gastbeitrag Besonders sensibel sind die Nutzer bei der Performance. Reagiert das System zu langsam brechen sie Streams oder Online-Käufe ab: Laut der Studie State of Video Streaming von Limelight Networks verlässt fast jeder zweite Nutzer eine Webseite bei einer Ladezeit von mehr als fünf Sekunden. Rund 43 Prozent der Befragten wechseln sogar direkt zur Konkurrenz.

Steve Miller-Jones, der Autor dieses Beitrags, ist VP Edge Strategic & Solutions Architecture bei Limelight Networks (Bild: Limelight Networks).

Um das Online-Nutzererlebnis zu verbessern, können Unternehmen unterschiedliche Maßnahmen ergreifen. Eine sinnvolle Möglichkeit ist die Zusammenarbeit mit einem externen Content Delivery Netzwerk (CDN). Das Netzwerk besteht aus leistungsfähigen Servern, die Kopien der zu verteilenden Inhalte an verschiedenen Orten weltweit zwischenspeichern. So können Dateien innerhalb kürzester Zeit bereitgestellt und der Web-Host entlastet werden.

Doch nicht alle Anbieter liefern beim Ausspielen der Inhalte dieselbe Leistung. Unternehmen sollten deshalb vor der Zusammenarbeit ein Auge auf wichtige Aspekte haben, wie ausreichende Cache-Kapazität, Latenz, Durchsatz, Verfügbarkeit und Reichweite.

1. Niedrige Latenzeiten

Die Erwartungen der Nutzer waren noch nie so hoch wie heute, wenn es um ihre Online-Erlebnisse geht. Sie wünschen sich sofortige Rückmeldung – sei es beim Streaming, Online-Shopping oder Gaming – und ahnden Verzögerungen mit hohen Abbruchraten. Um die Latenzzeit zu verringern, werden beliebte Inhalte von den CDNs an mehreren Standorten in der Nähe der Websitebesucher gespeichert. Inhalte, die nicht im lokalen Zwischenspeicher (Cache) gefunden werden, müssen jedoch in anderen Zwischenspeichern oder im Origin Storage gesucht und über das Netzwerk abgerufen werden. Die Ansprechzeit (Response Time) für Abfragen hängt dabei von vielen Variablen ab: Wurde das abgefragte
Objekt im Cache gefunden? Und wenn nicht, wie gut ist die Qualität der Verbindung zwischen den PoPs und dem Origin Storage sowie die Peering-Verbindung der Last-Mile? Viele CDNs haben unzureichende Cache-Kapazitäten, verlassen sich für die Datenabfrage auf das überlastete Internet. Zudem nutzen sie für die Übergabe an den Last-Mile-Anbieter zu viele Zwischenstationen (Hops). Alle diese Faktoren können zu einer hohen Latenzzeit beitragen. Hier gilt es für Unternehmen genau nachzufragen wie der CDN-Anbieter für eine niedrige End-to-End-Latenz sorgt.

2. Hohen Durchsatz auch in Spitzenzeiten gewährleisten

In bestimmten Anwendungsfällen wirkt sich der effektive Durchsatz, also die
Rate der erfolgreichen Auslieferung in Mbps, maßgeblich auf das Nutzererlebnis aus. Das ist beispielsweise beim Herunterladen von großen Dateien der Fall. Entscheidend für den maximalen theoretischen Durchsatz ist die langsamste Verbindung im Übertragungspfad. In der Praxis wird der effektive Durchsatz jeodch auch durch die Netzwerkbedingungen, den Aufbau der Hardware und die Datenverkehrsmanagement-Systeme beeinflusst. Jeder CDN- Anbieter geht mit diesen Fragen anders um, deshalb sollten Unternehmen genau nachfragen wie ein hoher Durchsatz konkret gewährleistet wird. Ein Kriterium ist etwa, ob ein privates Netzwerk zur Verfügung steht. Das ist wesentlich flexibler als Infrastrukturen, die auf das öffentliche Internet angewiesen sind.

3. Umfassende Sicherheitsfunktionen

Ein Webseitenausfall durch DDoS-Angriffe oder gestohlener Content sind nur zwei der schlimmsten Probleme, die Unternehmen in der digitalen Welt treffen können. Deshalb sollten sie auch bei der Wahl ihres CDN-Partners auf umfassende Sicherheitskonzepte achten. Cloud Security Services können eine mehrschichtige Abwehrstrategie gegen bösartige Angriffe auf der Website und unberechtigte Zugriffe bieten, ohne dabei die Leistung der Web-Applikationen oder die Content-Bereitstellung zu beeinträchtigen. Um schnell flächendeckende DDoS-Angriffe eindämmen zu können, benötigen CDNs eine effiziente Erkennung und eine leistungsstarke im Netztwerk integrierte Abwehr. Zudem sollte eine Web Application Firewall (WAF) und entsprechendes Bot-Managements in das CDN integriert sein, um Daten vor Hacking-Angriffen zu schützen.

4. Verfügbarkeit: immer und überall

Es kommt nicht nur auf die Geschwindigkeit einer Webseite an: Entscheidend ist auch ob diese Geschwindigkeit konstant anliegt und die Inhalte überall zuverlässig verfügbar sind. Deshalb sollten Unternehmen die potenziellen CDN-Anbieter nach Inhaltsredundanz, Anbindungsredundanz, proaktiver Überwachung und anderen Funktionen fragen, die vor unerwarteten und teuren Ausfällen schützen.

5. Privat statt Öffentlich

Viele CDN-Netzwerke sind immer noch auf öffentliche Internetverbindungen angewiesen. Der Nachteil: Sie haben keine Kontrolle über unvorhersehbare Engpässe, Leistungseinbußen, Latenzen oder Paketverluste. Das Zwischenlagern an den Netzwerk-Edges hilft dabei nur zum Teil. Diese Unwägbarkeiten können sich im Ernstfall auf die
die Verfügbarkeit auswirken.. Unternehmen sollten daher Netzwerke mit einem privaten, Quality-of-Service (QoS)-fähigen Backbone auswählen. Denn nur das gewährleistet bei einem Cache Miss eine sichere, leistungsstarke Übertragung aller Inhalte.

6. Aussagekräftige Analysen

Ein System zur Performancesteigerung bringt Unternehmen wenig Mehrwert, wenn Sie seine Wirkung nicht messen können. Detaillierte und verwertbare Analysen sollten neben Datenverkehrsmustertrends (Traffic Patterns) auch Aufschluss über das Nutzerverhalten, die Leistungserbringung und die Systeme geben. Außerdem sollten sie Geodaten-Reportings für die differenzierte Auswertung granularer Daten und Content-Nutzungsdaten umfassen. Bei Beim Streaming von Live-Events sind zudem Echtzeitanalysen von unschätzbarem Wert sein. Entscheidend ist, dass die Analyse Tools Antworten auch auf alle maßgeschneiderte Abfragen liefern und flexibel einsehbar sind – ob per Webportal oder über eine Programmierschnittstelle.

Generell ist ein CDN-Anbieter nicht nur ein Dienstleister, der Kapazitäten bereitstellt, sondern Lösungspartner und Berater. Ob die entsprechenden Kompetenzen zu den eigenen Anforderungen passen, sollten Unternehmen deshalb vorher gezielt überprüfen. Dazu eigenen sich Fragen zu seiner Integrationskompetenz, erfolgreichen Verbesserungen der Nutzererfahrung oder der Optimierung von Abläufen. Eine besondere Rolle spielt natürlich der verfügbare Service. Nur wenn der CDN-Partner auch im Ernstfall sofort hilft, lassen sich hohe Kosten und Reputationsverlust vermeiden.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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