Microsoft beschränkt die Übernahmegespräche mit TikTok angeblich nicht nur auf das Geschäft in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland. Wie die Financial Times unter Berufung auf mehrere mit den Verhandlungen vertraute Personen berichtet, soll der Softwarekonzern nun den Kauf des gesamten Geschäfts der Video-App anstreben, inklusive Indien und Europa.
Erste Gerüchte über einen Einstieg Microsofts bei TikTok waren Ende vergangener Woche aufgetaucht. Ebenfalls Ende vergangener Woche hatte US-Präsident Donald Trump ein Verbot von TikTok wegen Datenschutzverstößen ins Spiel gebracht. Microsoft bestätigte daraufhin am Sonntag die Gespräche mit dem TikTok-Betreiber ByteDance und kündigte an, die Verhandlungen bis zum 15. September abschließen zu wollen.
Sicherheitsbedenken gegenüber TikTok gibt es schon länger. Die US-Marine verbot den Einsatz der App auf dienstlich ausgegeben Smartphones bereits im Dezember 2019. Im Juni wurde schließlich bekannt, dass TikTok, wie viele andere Apps auch, Daten aus der Zwischenablage von iOS ausliest, und zwar kontinuierlich.
TikTok bemüht sich indes klarzustellen, dass es nicht der chinesischen Gerichtsbarkeit unterliegt. Weder wird die App in China angeboten, noch betreibt ByteDance Rechenzentren für TikTok in China. Diese befinden sich nach Angaben des Unternehmens ausschließlich in den USA und Singapur.
Außerdem kündigte ByteDance an, ein eigenes Rechenzentrum für den europäischen Raum zu bauen. Es soll in Irland entstehen und rund 420 Millionen Euro kosten. Ziel sei es, die Ladezeiten für Nutzer in Europa zu verkürzen und deren Daten besser zu schützen, wie Bloomberg berichtet.
US-Präsident Trump erhöhte gestern indes den politischen Druck auf Microsoft und ByteDance. Er unterzeichnete zwei Erlasse, die in 45 Tagen in Kraft treten sollen und US-Bürgern jegliche Transaktionen mit ByteDance und deren Tochterunternehmen untersagen. Gleiches gilt auch für Tencent und dessen Chat-App WeChat.
„Zu diesem Zeitpunkt müssen Maßnahmen ergriffen werden, um der Bedrohung durch ein mobile Anwendungen, insbesondere TikTok, zu begegnen“, sagte Trump. „TikTok erfasst automatisch riesige Datenmengen von seinen Benutzern, einschließlich Informationen über Internet- und andere Netzwerkaktivitäten wie Standortdaten und Browsing- und Suchhistorien“, heißt es weiter in dem Erlass. Damit habe die Kommunistische Partei Chinas Zugriff auf persönliche und proprietäre Daten von US-Bürgern, was es China möglicherweise erlauben, die Aufenthaltsorte von Bundesbeamten nachzuvollziehen und für Erpressung oder Spionage persönliche Dossiers anzulegen. TikTok und WeChat stellten somit eine Bedrohung für die Sicherheit der USA dar.
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