Gastbeitrag Die Information Services Group (ISG) hat deshalb die aktuelle Entwicklung der Tagessätze im globalen sowie im europäischen IT-Services-Markt unter die Lupe genommen. Ihr Fazit: Für viele Unternehmen kann sich die Neuverhandlung von Verträgen lohnen, da die direkten Auswirkungen der Pandemie noch bis mindestens 2022 spürbar bleiben.
Unter dem Strich bleibt ein dickes Minus: Im zweiten Quartal 2020 ging in EMEA (Europa, Naher Osten, Afrika) das Auftragsvolumen für IT-Dienstleister um insgesamt neun Prozent zurück. Das meldet der aktuelle EMEA ISG Index. Trotz Covid-19 wuchs das Cloud-Segment zwar immer noch um 13 Prozent, konnte aber den Rückgang bei klassischen Managed Services, der satte 21 Prozent betrug, nicht ausgleichen. Für das gesamte laufende Jahr sagt ISG ein Minus von 7,5 Prozent für den Markt der Managed Services voraus.
Doch nicht nur deshalb kommt das gewachsene Vertrags- und Preisgefüge derzeit unter Druck. Manche Kunden oder Provider berufen sich wegen Covid-19 auf höhere Gewalt, um vertragliche Leistungen anzupassen, zumal sich manches Unternehmen in einem Überlebenskampf befindet. Auch wurden Legionen von Mitarbeitern quasi über Nacht ins Homeoffice geschickt, was Arbeits- und Arbeitsplatzmodelle nachhaltig verändern wird und zu ganz neuen Prozessen in und zwischen Unternehmen führt.
ISG hat diese Situation zum Anlass genommen, eine Untersuchung über die gesamte EMEA-Region hinweg durchzuführen. Die Ergebnisse beruhen dabei auf einer Analyse von IT-Dienstleistungsverträgen mit einem Gesamtwert von über 450 Milliarden Euro. Die Studie nahm vor allem unter die Lupe, wie sich die Tagessätze im IT-Dienstleistermarkt durch Covid-19 verändern. Sie fragte außerdem: Wie reagiert der Markt auf diese Veränderungen? Und: Welche kurz- und mittelfristigen Handlungsoptionen stehen Unternehmen zur Verfügung? Oder geht der Spuk am Ende so schnell vorüber, wie er aufgetaucht ist?
Das Ergebnis ist eindeutig: Waren die Tagessätze bis Anfang 2020 stabil oder sogar mit bis zu minus drei Prozent teilweise leicht rückläufig, ist in den kommenden eineinhalb bis zwei Jahren ein durchgängiger Rückgang der Preise um zwischen fünf und zehn Prozent zu erwarten – allerdings nur bis Mitte oder Ende 2021. Danach rechnet ISG damit, dass sich die Tagessätze wieder ungefähr auf Vor-Covid-19-Niveau einpendeln. Vorausgesetzt, dass bis dahin die Pandemie weitgehend unter Kontrolle gebracht ist.
Dieser Trend der nachgebenden Preise geht zum einen von den Providern selbst aus. Viele senken ihre Tagessätze derzeit, um ihr aktuelles Business und die bestehenden Kundenbeziehungen trotz Pandemie zu halten. Auch sind viele Auftraggeber nicht mehr gewillt, die bisherigen Vergütungen voll zu zahlen, da Aufwände wie Reisekosten und Spesen de facto nicht mehr entstehen. Dies verbessert übrigens die Effizienz nicht nur der externen, sondern auch der internen Mitarbeiter merklich. Allerdings: Diese Preisentwicklungen können regional und selbst innerhalb Europas sehr unterschiedlich ausfallen, da die Situation instabil bleibt, solange die Pandemie immer wieder an neuen Hotspots aufflammt.
Schnellschüsse und Panikreaktionen sind deshalb jedoch nicht angebracht. Vielmehr sollten Unternehmen auch mittel- und längerfristige Entwicklungen einbeziehen, wenn sie ihre Sourcing-Strategie nachjustieren. Dazu gehört vor allem auch die Unterscheidung, wie sich die Arbeitswelt nachhaltig verändern wird und was rein Covid-19-bedingte und damit eher vorübergehende Erscheinungen sind. Auch die Branche des jeweiligen Unternehmens spielt eine wichtige Rolle: Eine Fluggesellschaft steht heute vor viel gravierenderen Herausforderungen als zum Beispiel der Lebensmitteleinzelhandel, der von der Pandemie zeitweise sogar profitiert hat.
Allmählich kristallisieren sich einige Faktoren und Richtlinien heraus, an der sich Unternehmen orientieren können:
Bereits ab April dieses Jahres zahlen Unternehmen in der Regel nur noch die „Offsite“-Tagessätze ihrer Dienstleister, ziehen die nicht mehr anfallenden Reisekosten und Spesen bereits ab. Ist dies noch nicht geschehen, können dies Auftraggeber in einem ersten Schritt jetzt noch vollziehen. Als sofortige Handlungsoption, die allerdings jedes Quartal je nach Stand der Pandemie neu überprüft werden muss, lassen sich dadurch zwischen fünf und zehn Prozent der Tagessätze einsparen – abhängig von der Seniorität der jeweils eingekauften IT-Rolle.
In einem zweiten Schritt empfiehlt sich ein Review der aktuellen Sourcing-Strategie mit Blick auf die neuen Risiken der jetzigen Situation – etwa eine geringere Nachfrage seitens der Endkunden. Die Wirkung dieser neu geordneten Sourcing-Struktur entfaltet sich auch längerfristig, sodass mit ihrer Hilfe weitere Einsparungen ermöglicht werden. Sie wirken nachhaltig und orientieren sich am „New Normal“ des jeweiligen Geschäfts. Auf Basis dieser veränderten Sourcing-Strategie lassen sich dann die betroffenen Verträge in einem dritten Schritt neu verhandeln, um die Dienstleisterlandschaft zu konsolidieren. Dies kann auch bedeuten, von Verträgen abzurücken, die eine Bezahlung nach Aufwand vorsehen. Oder Unternehmen beauftragen mehr und mehr kapazitätsorientiert, etwa in Form von Managed Services oder von „Agile Contracting“, bei der sich die Services immer wieder flexibel an den Kundenbedarf anpassen. Als Folge solcher strategisch ausgerichteter Neuverhandlungen lassen sich je nach Ausgangslage weitere Kosten im zweistelligen Prozentbereich einsparen.
Über die rein quantitative Perspektive des Einkaufs hinaus spielen auch weiche Faktoren eine wichtige Rolle, wenn Unternehmen externe Ressourcen möglichst effizient einsetzen wollen: Wie lassen sich die externen Fachkräfte in die eigenen Prozesse einbinden, wenn ein großer Teil der eigenen Mitarbeiter vom Homeoffice aus arbeitet? Auch verschiebt sich deswegen jetzt schon der fachliche Fokus der IT-Leistungen in Richtung Digitalisierung und IT-Security. Es ist zu erwarten, dass die höhere Nachfrage nach dem (externen) Know-how und den entsprechenden Ressourcen bei diesen Themen zu Premiumaufschlägen von zehn bis 20 Prozent führen werden.
Weitere Fragen sind: Wo macht es Sinn, zusätzliches eigenes Wissen und Fachpersonal aufzubauen? Wie wirkt sich die zugenommene räumliche Abwesenheit der eigenen Mitarbeiter auf die unternehmensinterne Kommunikation aus? Müssen sich Entscheidungsfindungsprozesse verändern, weil sehr volatile Krisensituationen wie die derzeitige Pandemie das Umfeld von Entscheidungen viel unsicherer macht? Und nicht zuletzt: Wie wird sich die Arbeitskultur insgesamt verändern – von Meetings über Geschäftsreisen bis hin zur Gesundheitsvorsorge im Unternehmen? Insofern wirft Covid-19 derzeit Fragen auf, die auch dann noch aktuell sind, wenn die Pandemie überstanden ist und sich das Preisgefüge am Anbietermarkt wieder unabhängig vom Virus entwickelt.
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