Das Deepin-Team aus Wuhan hat eine neue Version seiner Debian-basierten Linux-Distribution veröffentlicht. Deepin 20 enthält die aktualisierte Deepin-Desktop-Umgebung (DDE) und basiert auf Debian 10.5 (Codename „Buster“). Mit der Unterstützung der Linux-Kernel 5.4 (LTS) und 5.7 (Stable) wird der Hardware-Support gegenüber der Vorgängerversion 15.11 deutlich verbessert. Davon profitieren vor allem Nutzer von Ryzen-basierten PCs, die Deepin 2.0, anders als den Vorgänger, problemlos installieren können. Deepin zählt in China zu den beliebtesten Linux-Distributionen.
Die neue Deepin-Desktop-Umgebung (DDE) weist deutliche Ähnlichkeiten zu macOS auf, ist allerdings wesentlich flexibler als das berühmte Vorbild. Anwender können sich entscheiden zwischen einem Dock (Designmodus) oder einer Taskleiste (Leistungsmodus). Das Dock lässt sich links, unten, rechts und oben positionieren. Anders als unter macOS klebt es nicht an den Rändern, sondern ist von diesen einige Pixel entfernt.
Das Dock selbst enthält nicht nur Programmsymbole, sondern auch Statusanzeigen zu Netzwerkverbindungen, Lautstärke, Akku und Bluetooth. Diese lassen sich über Plug-Ins erweitern. Ganz rechts befinden sich außerdem der Papierkorb, Ausschaltsymbol, Datum und Uhrzeit sowie das Symbol für das Benachrichtigungszentrum.
Wie das Dock bietet auch das Startmenü verschiedene Darstellungsoptionen. Standardmäßig ist eine Ansicht eingestellt, die der von Windows 7 ähnelt. Sie unterteilt Programme bei Bedarf auch in Kategorien. Das kann die von macOS nachempfundenen Launchpad-Darstellung ebenfalls, was es von der Implementierung unter macOS unterscheidet. Die klassische Launchpad-Darstellung mit Auflistung sämtlicher Programme beherrscht Deepin 20 aber ebenfalls.
Natürlich darf bei einem neuen Betriebssystem in 2020 der Dark Mode nicht fehlen. Den haben die Deepin-Entwickler ebenfalls gut umgesetzt. Sämtliche direkt zur Distro zählenden Apps wie Dateimanager, Kontrollzentrum oder Bildbetrachter beherrschen die automatische Anpassung von dunklem und heller Designeinstellung. Neuere Anwendungen wie Firefox und Thunderbird, die in Deepin vorinstalliert sind, kommen mit dem Wechsel von Hell- und Dunkel-Modus, der manuell aber auch automatisch erfolgen kann, ebenfalls klar und passen ihre Oberfläche entsprechend an.
Deepin 20 enthält auch einen App Store. Darin sind zwar viele Programme enthalten, die aber häufig veraltetet sind. Firefox beispielsweise ist bei Deepin nur in der ESR-Version vorinstalliert. Im App Store befindet sich zwar auch eine reguläre Firefox-Version, aber nicht die aktuelle. Somit bleibt nur die manuelle Installation.
Ansonsten bietet der App Store allerdings genügend Auswahl. Dort befindet sich beispielsweise ein Programmpaket namens Play on Linux, das eine Windows-Umgebung auf Basis von Wine zur Verfügung stellt. Dadurch kann man einige ältere Windows-Anwendungen wie Photoshop CS5 nutzen. Abseits vom App Store bietet Deepin die Flexibilität einer jeder anderen Linux-Distro. So ist es beispielsweise auch möglich, macOS in einer virtuellen Umgebung zu installieren und entsprechende Anwendungen zu nutzen.
Die Installation von Deepin 20 erfolgt über einen USB-Stick. Im Auswahlmenü muss man sich zwischen der Standardversion auf Basis des Linux-Kernel 5.4 (LTS) und dem unter „Advanced Options“ zur Verfügung stehenden Kernel 5.7 (Stable) entscheiden.
Deepin 20 bietet außerdem eine Recovery-Option, mit der man das System wieder in den Zustand vor dem letzten Update setzen kann. Das funktioniert allerdings nur, wenn man während der Installation den gesamten Speicherplatz auswählt. Installiert man Deepin 20 hingegen auf einer bestimmten Partition, so steht dieses Feature anschließend nicht zur Verfügung.
Vermutlich liegt das daran, dass die Installationsroutine bei Auswahl des gesamten Speicherplatzes dieses in mehrere Partitionen unterteilt, wovon auch eine für die Recovery-Funktion genutzt wird.
Alles in allem zeigt Deepin 20 Linux von seiner schönsten Seite. Keine andere Distro bietet eine so schöne Oberfläche wie das chinesische Linux-Derivat. Auch in technischer Hinsicht weiß Deepin mit der Unterstützung moderner Kernel und dem Recovery-Modus zu gefallen.
Es gibt allerdings auch Mängel. Obwohl Deutsch als Benutzersprache ausgewählt werden kann, liegt bei vielen Anwendungen nur eine englische Übersetzung vor. Die versprochene bessere Integration des Fingerabdruck-Sensors konnte nicht ausprobiert werden, da auf drei Notebooks der Fingerabdruck-Sensor nicht erkannt wurde.
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