Die letzten sechs Monate mit der Pandemie haben die digitale Transformation beschleunigt- was früher fünf bis zehn Jahre dauerte, passiert jetzt in sechs Monaten“, sagte Dheeraj Pandey, CEO von Nutanix, auf seiner Eröffnungs-Video-Keynote zur Nutanix Next 2020.
Im stetigen Wechsel zwischen mehr Autonomie für die Anwender und Konsolidierung stehe in den nächsten Jahren wieder einmal eine Konsolidierungsphase an. Es gehe darum, die teils wild wuchernden unterschiedlichen Cloud-Angebote und Infrastruktur-Erbringungsformen, die Unternehmen nutzen, unter einem einheitlichen Management-Dach zusammenzuführen. Nur so lasse sich Übersicht, Sicherheit und Verwaltbarkeit der Infrastruktur mit zumutbarem Aufwand realisieren.
Der beste Weg dahin sei eine hyperkonvergente Hybrid-Infrastruktur, die diesmal eben nicht die internen Systeme oder das Rechenzentrum, sondern die private HCI-Umgebung und die unterschiedlichen Public Clouds in hybriden Umgebungen zusammenfasse. Pandey sprach in diesem Zusammenhang von „One-Click-Cloud-Consolidation“, womit er auf Nutanix ursprünglichen Claim „One-Click-Infrastructure“ anspielte.
Ein während der Konferenz präsentiertes Abkommen mit Microsoft Azure zeigte auch gleich, wie sich dieser Anspruch praktisch umsetzen lässt. Die beiden Unternehmen vereinbarten eine weitreichende Kooperation, deren Auswirkungen ab sofort wirksam sind: Nutanix-Cluster können demnächst nativ auf der Azure-Cloud laufen, wobei Kunden mit ihren Azure-Tickets Nutanix-Lizenzen erwerben können.
Umgekehrt lassen sich native Azure-Services dank Azure Arc direkt auf der internen Nutanix-Infrastruktur nutzen. Nutanix-On-Prem-Lizenzen können Anwender direkt in der Azure-Umgebung für ihre dortigen Nutanix-Cluster nutzen. Wer Nutanix-Cluster auf Azure betreibt, kann von dort aus direkt auf alle Azure-Services zugreifen, etwa auf die gern genutzten IoT- oder AI-Dienste.
Der bei Microsoft als Executive Vice President weltweit für das Thema Cloud Computing zuständige Scott Guthrie, der als Interviewpartner in die Keynote eingeblendet wurde, betonte: „So bekommen Kunden On Premises und in der Azure-Cloud das gleiche Nutzungserlebnis. Sie können ihre internen Infrastrukturinvestitionen schützen und gleichzeitig von der Skalierbarkeit und Elastizität der Cloud profitieren.“ Die Partnerschaft zwischen den beiden Firmen soll in den kommenden Jahren intensiviert werden.
Die Vorteile des Agreements könnten vor allem Kunden aus den Branchen, die besonders auf Flexibilität angewiesen sind, nutzen – derzeit etwa der Bildungsbereich mit dem plötzlich notwendigen Home Schooling, das Medizinsystem oder aber die Finanzwirtschaft. Khaled Soudani, CTO des französischen Bankriesen Société Generale, wo heute mehr als zwei Drittel der rund 7000 Apps auf Nutanix laufen, betonte die Bedeutung des Angebots: „Eine Hybrid Cloud zu betreiben, ist gerade im regulierungsintensiven Bankensektor sehr komplex. Die Vereinbarung zwischen Nutanix und Azure kann den Betrieb etwas vereinfachen.“
Bereits kurz vor der Konferenz hatte Nutanix den Abschluss einer ähnlichen Vereinbarung mit AWS bekanntgegeben.
Doch auch die Nutanix-Kernprodukte werden weiter verbessert. So unterstützt Nutanix` HCI-Software jetzt Intels Storage Performance Development Kit (SPDK) – aktuell ist diese Funktion allerdings erst als Preview verfügbar. Mit der von Intel entwickelten Open-Source-Bibliothek kann man direkt auf NVMe-Kapazitäten zugreifen, so dass Kernel und Betriebssystem entlastet werden. Weiter verabschiedet sich Nutanix sich von der reinen Fileverwaltung und bietet mit Blockstore einen blockorientierten Speicherdienst an. Damit, so der Anbieter, lasse sich Speicher leichter selbst verwalten als mit Filesystemen. Beides zusammen soll die Leistung von Anwendungen um bis zu 50 Prozent verbessern.
Verbesserte Sicherheitstechnologien seien, so Dr. Markus Pleier, Direktor Systems Engineering bei Nutanix Deutschland, „ein Meilenstein auf unserem Weg zur Zero-Trust-Technologie“. Präsentiert wurde Flow Security Central, eine zentralisierte, SaaS-basierte Managementlösung. Sie überwacht die Compliance, macht Netzwerke und Sicherheitsprozesse in den privaten und den öffentlichen Anteilen von Hybrid-Cloud-Infrastrukturen transparent.
Weitere Sicherheitsfunktionen befinden sich in der Entwicklung. So sollen die Nutanix-nativen Mechanismen für Verschlüsselung und Schlüsselmanagement in Nutanix-Umgebungen erweitert und verbessert werden. Insbesondere Edge- und Filialanwendungen könnten davon profitieren. Weiter soll der hauseigene Hypervisor AHV die Microsoft-Funktionen Virtualization-based Security (VBS) und Credential Guard unterstützen. Sie schützen VDI-Umgebungen unter Windows vor Cyber-Attacken auf den Arbeitsspeicher. Außerdem arbeitet Nutanix an vor allem für die USA wichtigen Sicherheitszertifizierungen wie FIPS-2.
Weiter entwickelt der Hersteller ein verbessertes virtuelles Networking mit Nutanix Flow. Wann die neuen Funktionen einsatzreif sind, ist noch unklar. Sie sollen es erleichtern, in der Hybrid Cloud virtuelle Netzverbindungen zu erstellen, zu verwalten und zu isolieren, und direkt im HCI-Stack integriert werden. Ziel ist es, dass Anwendungen auf der privaten und öffentlichen Seite hybrider Clouds sich leichter verbinden lassen. Das erleichtert unter anderem die Arbeit von DevOps-Teams.
Auch das Management von Infrastrukturprozessen mit Prism wurde in der aktuellen Version Prism Ultimate verbessert. Jetzt lassen sich neuartige Anwendungsanalysen durchführen, die leistungsbeeinträchtigende Engpässe beseitigen helfen. Auch eine Funktion für die umfassende Analyse der Kosten hybrider Cloud-IT-Ressourcen einschließlich ihrer Legacy-Anteile auch von Drittanbietern ist enthalten.
Nutanix` hatte auf der Konferenz auch News für die Betreiber von Container-Umgebungen im Gepäck. Sie entwickeln sich immer mehr zur Standardumgebung für die Entwicklung von Mikroservices mit agilen und DevOps-Methoden.
Mit den Karbon Platform Services bringt der Hersteller einen Plattformdienst (Platform as a Service, PaaS), der für die Multicloud geeignete systemverwaltete Sicherheitsfunktionen hat. Die Lösung soll vor allem die einfachere Entwicklung von Microservices und den verbesserten Betrieb von Multicloud-Microservice-Umgebungen unterstützen.
Das Angebot aus der Cloud erleichtert Anwendungsentwicklung und -orchestrierung ohne Zugriff auf die darunter liegende Infrastruktur. Der Lebenszyklus von Anwendungen, Daten und Sicherheitsfunktionen wird so in der gesamten hybriden Multicloud vereinheitlicht. Übergreifendes Application Lifecycle Management und Sicherheitsfunktionen erleichtern Weiterentwicklung und Schutz der Softwareumgebung.
Technisch bauen die Karbon Platform Services auf den Kernfunktionen des Kubernetes-Lifecycle-Management auf, die bereits in Karbon steckten. Sie bieten zudem automatisierte und vom System verwaltete Funktionen für Sicherheit wie einen rollenbasierenden Zugriff (RBAC) und die gleichzeitige Nutzung durch mehrere Kunden in voneinander abgeschotteten Umgebungen (Multi Tenancy).
Zu den wichtigsten Diensten der Plattform gehören das Management von Kubernetes (K8aaS), die Bereitstellung von Containern (CaaS), serverlose Funktionen, KI-Algorithmen, ein Message-Bus, Daten-Ingress, ein Service-Mesh, transparente Sichtbarkeit über die gesamte Plattform hinweg und die schon erwähnten Sicherheitsdienste. Die Karbon-Plattformservices sind für Nutanix-Kunden sofort verfügbar.
Noch in der Entwicklung befindet sich dagegen Xi Calm, eine gehostete Version des Nutanix-Produkts für Anwendungsmanagement und -orchestrierung in DevOps-Umgebungen.
Die Nachrichten zeigen, dass der HCI-Nestor die Zeichen der Zeit verstanden hat und bereit ist, den Trend zur hybriden Cloud und die Ausbreitung von Containern nicht nur zu akzeptieren, sondern intensiv in Produktentwicklung und Strategie zu inkorporieren. Man darf gespannt sein, ob ähnlich weitreichende Vereinbarungen wie mit Azure und AWS noch mit weiteren Public-Cloud-Providern zustande kommen, vielleicht auch mit kleineren, eher lokal aktiven.
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