Microsoft 365: Kritik an „Überwachungsfeatures“

Datenschützer werfen Microsoft vor, mit den Microsoft-365-Produkten in Unternehmen die Überwachung von Mitarbeitern zu ermöglichen. In der Kritik steht einem Bericht des Guardian zufolge der Produktivitäts-Score, der es erlaubt, die individuellen Aktivitäten von Nutzern zu verfolgen.

„Die Produktivitätsbewertung hilft Unternehmen dabei, die Art und Weise, wie Arbeit erledigt wird, zu gestalten, indem sie Erkenntnisse darüber liefert, wie Menschen Microsoft 365 nutzen und welche Technologien sie dabei unterstützen“, heißt es dazu auf der Microsoft-Website. „Die Bewertung spiegelt die Leistung Ihres Unternehmens im Vergleich zu den gemessenen Werten für Mitarbeiter und Technologieerfahrungen wider und vergleicht Ihre Bewertung mit der von ähnlichen Unternehmen.“

Erstmals hatte Microsoft die Tools im Jahr 2019 vorgestellt. Voreingestellt ist, dass Manager die Produktivitätsberichte auf einzelne Mitarbeiter herunterbrechen können. Es ist also ersichtlich, wer sich beispielsweise seltener an Gruppenchats beteiligt, weniger E-Mails verschickt oder geteilte Dokumente nicht bearbeitet.

Auf die möglichen Nebenwirkungen der Funktion hatte zuerst der österreichische Forscher und Aktivist Wolfie Christl aufmerksam gemacht. „Nicht zuletzt erhält Microsoft die Macht, höchst willkürliche Messgrößen zu definieren, die sich potenziell auf das tägliche Leben von Millionen von Mitarbeitern auswirken und sogar die Funktionsweise von Organisationen beeinflussen können“, teilte Christl per Twitter mit.

Die Funktion zur Anzeige individueller Mitarbeiterdaten können zwar abgeschaltet werden, sie sei aber ab Werk aktiv, so der Aktivist weiter. „Ich glaube nicht, dass Arbeitgeber dies in den meisten EU-Ländern legal einsetzen können. Ich bin mir sicher, dass sie es nicht legal in Österreich und Deutschland nutzen können.“

„Die Produktivitätsbewertung ist eine Opt-in-Funktion, die IT-Administratoren Einblicke in die Nutzung von Technologie und Infrastruktur gibt. Diese Einblicke sollen Unternehmen dabei helfen, das Beste aus ihren Technologie-Investitionen zu machen, indem häufige Probleme wie lange Boot-Zeiten, ineffiziente Zusammenarbeit bei Dokumenten oder schlechte Netzwerk-Konnektivität angegangen werden. Die Einblicke werden in ihrer Gesamtheit über einen Zeitraum von 28 Tagen gezeigt und auf Benutzerebene zur Verfügung gestellt, so dass ein IT-Administrator technische Unterstützung und Anleitung geben kann“, erklärte eine Microsoft-Sprecher gegenüber der britischen Zeitung.

Der Score sei kein Werkzeug für die Überwachung von Mitarbeitern. Zum Schutz der Privatsphäre von Mitarbeitern würden beispielsweise nur aus einem Zeitraum von 28 Tagen zusammengefasste Daten angezeigt.

ANZEIGE

Kollaborationsplattform Slack: Effizient arbeiten – egal von wo

Vor COVID-19 war Remote-Work für viele Unternehmen fast undenkbar. Heute haben sie erkannt, dass es sehr gut funktionieren kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Erfahren Sie in diesem Webinar, wie Sie mit der Kollaborationslösung Slack auf die veränderten Arbeitsbedingungen optimal reagieren können.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Microsoft nennt weitere Details zu kostenpflichtigen Patches für Windows 10

Erstmals liegen Preise für Verbraucher vor. Sie zahlen weniger als Geschäftskunden. Dafür beschränkt Microsoft den…

29 Minuten ago

Microsoft verschiebt erneut Copilot Recall

Die Entwickler arbeiten noch an weiteren „Verfeinerungen“. Windows Insider erhalten nun wohl eine erste Vorschau…

19 Stunden ago

GenKI im Job: Mitarbeitende schaffen Tatsachen

Laut Bitkom-Umfrage werden in jedem dritten Unternehmen in Deutschland private KI-Zugänge genutzt. Tendenz steigend.

21 Stunden ago

97 Prozent der Großunternehmen melden Cyber-Vorfälle

2023 erlitten neun von zehn Unternehmen in der DACH-Region Umsatzverluste und Kurseinbrüche in Folge von…

21 Stunden ago

„Pacific Rim“-Report: riesiges, gegnerisches Angriffs-Ökosystem

Der Report „Pacific Rim“ von Sophos beschreibt Katz-und-Maus-Spiel aus Angriffs- und Verteidigungsoperationen mit staatlich unterstützten…

1 Tag ago

DeepL setzt erstmals auf NVIDIA DGX SuperPOD mit DGX GB200-Systemen

NVIDIA DGX SuperPOD soll voraussichtlich Mitte 2025 in Betrieb genommen und für Forschungsberechnungen genutzt werden.

1 Tag ago