Categories: RechtRegulierung

Bericht: Apple duldete Arbeitsrechtsverstöße bei chinesischen Lieferanten

Apple soll schon seit 2014 bestimmte Verstöße seiner Lieferanten in China gegen Arbeitsschutzgesetze hinnehmen. Das berichtet AppleInsider unter Berufung auf The Information. Die Anschuldigungen gehen auf eine interne Präsentation von Apple sowie Aussagen von vier ehemaligen Mitarbeitern des iPhone-Herstellers zurück, die mit den Vorgängen vertraut sein sollen.

Konkret sollen die Lieferanten eine 2014 eingeführte Vorschrift missachten, wonach der Anteil der Arbeitnehmer mit Zeitverträgen nicht größer als 10 Prozent sein darf. Der Anteil ist dem Bericht zufolge beschränkt, weil festangestellte Mitarbeiter höhere Zuschläge und einen besseren rechtlichen Schutz genießen.

Apples Hauptlieferanten wie Foxconn, Quanta und Pegatron sollen jedoch vor allem vor der Einführung neuer Produkte diesen Anteil überschritten haben. 2014 habe Apple 362 Lieferanten in China zu diesem Thema befragt und fast die Hälfte habe gegen die Arbeitsvorschrift verstoßen.

Trotzdem soll Apple die Verstöße nicht geahndet oder die Unternehmen zur Einhaltung der Arbeitsgesetze gedrängt haben. Der durchgesickerten Präsentation aus dem Jahr 2015 zufolge brachte Apple sogar Verständnis für das Vorgehen seiner Lieferanten auf. Aufgrund von Apples Geschäftsmodell sei es notwendig, kurz vor dem Start eines neuen Produkts die Produktion deutlich hochzufahren. „Wir machen es unseren Lieferanten schwer, sich an das Gesetz zu halten, weil 10 Prozent Leiharbeiter einfach zu wenig sind, um die Spitzen abzudecken“, die sich bei der Einführung neuer Produkte ergäben.

Apple soll jedoch seine Lieferanten aufgefordert haben, den Anteil von Leiharbeit zu reduzieren. Eine weitere Prüfung habe dann ergeben, dass im Jahr 2015 immer noch 81 von 184 Lieferanten mehr als 10 Prozent Leiharbeiter beschäftige. In dem Jahr sei Apple mit rund 1,5 Millionen Beschäftigten in der Produktion einer der größten Arbeitgeber des Landes gewesen.

Unklar ist dem Bericht zufolge, warum die Lieferanten nicht durch chinesische Behörden kontrolliert wurden. Pegatron soll hierzu gegenüber Apple erklärt haben, dass die Gesetze nicht bei Unternehmen durchgesetzt würden, die eine Schlüsselrolle für das wirtschaftliche Wachstum in der Region spielten.

Daraufhin soll Apple entschieden haben, nur dann auf seine Lieferanten einzuwirken, falls diese von lokalen Behörden unter Druck gesetzt würden. Die interne Präsentation schlage sogar ein flexibles Vorgehen basierend auf Risiko und Art des Lieferanten vor.

„Es sind die Konsequenzen, die Apple dazu bewegen, sich an die Regeln zu halten, nicht die moralischen Probleme“ kommentiere Aidan Chau, Forscher bei der Arbeitsrechtsorganisation China Labor Bulletin, auf Nachfrage von The Information. „Solange Arbeiter nicht streiken oder Selbstmord begehen, geht Apple nicht davon aus, dass es ein großes Problem ist.“

ANZEIGE

Kollaborationsplattform Slack: Effizient arbeiten – egal von wo

Vor COVID-19 war Remote-Work für viele Unternehmen fast undenkbar. Heute haben sie erkannt, dass es sehr gut funktionieren kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Erfahren Sie in diesem Webinar, wie Sie mit der Kollaborationslösung Slack auf die veränderten Arbeitsbedingungen optimal reagieren können.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

4 Stunden ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

1 Tag ago

Bedrohungen in Europa: Schwachstellen in der Lieferkette dominieren

Hinter 84 Prozent der Zwischenfälle bei Herstellern stecken Schwachstellen in der Lieferkette. Auf dem Vormarsch…

1 Tag ago

Bericht: Apple arbeitet an faltbarem iPad

Es kommt angeblich 2028 auf den Markt. Das aufgeklappte Gerät soll die Displayfläche von zwei…

2 Tagen ago

HPE baut Supercomputer am Leibniz-Rechenzentrum

Das System basiert auf Hardware von HPE-Cray und Nvidia. Die Inbetriebnahme erfolgt 2027.

2 Tagen ago

Bund meldet Fortschritte in der Netzversorgung

Die Bundesnetzagentur hat ihr Gigabit-Grundbuch aktualisiert. Drei von vier Haushalten sollen jetzt Zugang zu Breitbandanschlüssen…

3 Tagen ago