Wie der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) berichtet, rechnet eine Woche nach dem Hacker-Angriff auf die Kreisverwaltung des Landkreises Anhalt-Bitterfeld das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt mit langwierigen Ermittlungen. LKA-Sprecher Michael Klocke sagte, man habe es mit hochgradig kriminellen Tätern zu tun. Es würde Monate dauern, die verschlüsselten Dateien der Kreisverwaltung wieder lesbar zu machen.
Nach Bekanntwerden des Angriffs wurden alle Server der Kreisverwaltung heruntergefahren, um weitere Schäden zu verhindern. Die Verwaltung ist damit praktisch arbeitsunfähig. Es können keine Dienstleistungen bearbeitet werden. Die Verwaltung ist auf elektronischem Weg überhaupt nicht zu erreichen.
Dirk Arendt, Head of Government, Public & Healthcare bei Trend Micro Deutschland, kommentiert:
Nach einem schweren Cyberangriff hat der Landkreis Anhalt-Bitterfeld den Katastrophenfall festgestellt. Ein Katastrophenfall auf Grund eines Cyberangriffs – ein in Deutschland bislang einzigartiger Vorgang. Das Digitale trifft auf das wirkliche Leben. So symbolhaft dieser Schritt im Hinblick auf den Zustand von Digitalisierung und IT-Sicherheit in der öffentlichen Verwaltung auch wirken mag, ist er letztendlich nur richtig, pragmatisch und konsequent. Schließlich ermöglicht er den Behörden, einfacher auf zusätzliche Ressourcen zuzugreifen, um die Lage schnellstmöglich wieder in den Griff zu bekommen.
Infolge des Angriffs liegt die Verwaltung des Landkreises mit rund 157.000 Einwohnern für zwei Wochen praktisch still. Unter anderem können keine Bescheide erstellt und keine Sozial- und Unterhaltsleistungen mehr ausgezahlt werden. Viele Bürger leiden also direkt unter den kurzfristigen Folgen. Doch die mittel- und langfristigen Auswirkungen sind möglicherweise noch viel verheerender: Wenn solche elementaren Grundaufgaben nicht mehr erfüllt werden können, stellt dies die grundsätzliche Leistungsfähigkeit des Staates infrage. Die Geschehnisse haben damit das Potential, das Vertrauen der Bürger empfindlich zu treffen. Beeinträchtigt dies am Ende das weitere Voranschreiten der Digitalisierung?
Natürlich ist es noch viel zu früh, um über konkrete Ursachen und Verantwortlichkeiten zu spekulieren. Dennoch führen uns die aktuellen Angriffe einige Problemfelder vor Augen, die wir dringend angehen müssen:
Nach solchen Angriffen mögen manche reflexartig „der Digitalisierung“ die Schuld geben und anzweifeln, ob es wirklich sinnvoll ist, diese weiter voranzutreiben. Dem möchte ich entschieden widersprechen: Wir werden zukünftig nicht mehr ohne digitale Prozesse auskommen. Es ist aber an der Zeit, diese endlich richtig zu machen, in gute Lösungen zu investieren und die Sicherheit dabei als wichtiges Querschnittsthema von Anfang an mitzudenken.
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