Alle reden darüber, aber wie digitalisiert sich ein Unternehmen in der Praxis? Und was bedeutet die Digitalisierung eigentlich? Digitalisierung ist vor allem ein Innovationstreiber. In ihrem aktuellen Digitalisierungsbericht sieht die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) große Bedeutung der Digitalisierung für die Innovationstätigkeit darin, dass 72 Prozent der innovativen Mittelständler zugleich auch Digitalisierungsvorhaben umsetzten.
Die KfW versteht unter Digitalisierung „die Durchführung von Projekten zum erstmaligen oder verbesserten Einsatz digitaler Technologien in den Prozessen, Produkten und Dienstleistungen eines Unternehmens und im Kontakt zu Kunden und Zulieferern. Auch Maßnahmen zum Aufbau entsprechender Kompetenzen im Unternehmen sowie die Umsetzung von neuen digitalen Marketing- und Vertriebskonzepten zählen dazu.“
Aber immer noch befasst sich der Studie zufolge mehr als ein Drittel der mittelständischen Unternehmen überhaupt nicht mit irgendeinem Digitalisierungsvorhaben. Die Gründe lassen sich am Beispiel eines typischen Mittelständlers erkennen, dem Spezialisten für Beschriftungssysteme in der chemischen Industrie Max Systems. Irgendwie war Inhaber Michael Meyer mit den Sales-Prozessen seiner Produkte unzufrieden. Obwohl die Firma im niedersächsischen Gnarrenburg eine überschaubare Anzahl von 52 Mitarbeitern hat, funktionierte die Zusammenarbeit im Vertrieb nicht optimal.
Michael Meyer: „Jeder Vertriebsmitarbeiter hatte sein Gebiet, das er bearbeitete, aber keiner konnte so richtig nachvollziehen, was ist da beim Kunden passiert, was ist mit dem jeweiligen Kunden gelaufen und wie lässt sich zusätzliches Geschäft über weitere Kanäle generieren?“ All das wurde zuvor analog durch die Außendienstler bedient, ohne dass man den Prozess genau verfolgen konnte. Es fehlte an interner Vernetzung, Aktualität und Transparenz. Der Chef der IT konnte sich zwar externe Software-Entwickler dafür vorstellen, doch die waren teuer und hätten viele Monate, wenn nicht Jahre gebraucht. Auch eigene Programmierer waren zu teuer und im übrigen schwer in den abgelegenen Firmensitz zu locken. Gerade hatte Michael Meyer wieder einen Programmierer verloren. Er hörte sich um und stieß auf No-Code. Es machte ihn neugierig, dass hier die Erstellung individueller Software, Migration und Schnittstellenanbindungen ohne Programmierkenntnisse versprochen wurde.
Technisch gesehen sind No-Code-Anwendungen grafische Benutzeroberflächen für Nicht-Programmierer. Der daraus generierte Code ist in sich getestet und wird bei neuen Versionen automatisiert upgedatet. Der Code ist in der Regel sauber, fehlerfrei und automatisch dokumentiert. Die Software lässt sich problemlos mit verschiedenen Datenquellen vernetzen und an bestehende Softwaresysteme andocken. APIs (Application Programming Interfaces) – auch Programmierschnittstellen genannt – ermöglichen die Kommunikation zwischen verschiedenen Anwendungen. Daraus ergibt sich eine um das Achtfache schnellere Entwicklungszeit gegenüber herkömmlicher Individualentwicklung.
Das Beste aber: No-Code-Plattformen können von jedem interessierten Mitarbeiter ohne Programmierkenntnisse entwickelt werden und sind nach kurzer Einarbeitungszeit leicht anwendbar. Mit Drag and Drop und wenigen Klicks lassen sich Arbeitsabläufe festlegen, die allen Teilnehmern zur Verfügung stehen.
Anfängliche Widerstände lassen sich überwinden
Dennoch kann es manchmal zur Hürde werden, den IT-Chef und die Mitarbeiter auf dem Weg zu Digitalisierung abzuholen, weil manche sich durch die neue Technik leichter ersetzbar fühlen. Diese Erfahrung machte auch Michael Meyer: „Am Anfang fürchteten die Mitarbeiter, dass ihnen etwas weggenommen, sie mehr überwacht oder weniger wichtig werden könnten. Sie gründeten sogar einen Betriebsrat, um das zu verhindern, und auch der IT-Leiter war zunächst skeptisch.“
Doch als sich gezeigt habe, dass die Mitarbeiter mit Hilfe der No-Code-Software in kurzer Zeit und mit wenig finanziellem Aufwand selbst transparente Workflows entwickeln konnten, die den Sales-Prozess deutlich effizienter und zeitsparender machten, schwand sehr schnell die anfängliche Skepsis. Michael Meyer: „In nur drei Monaten ließ sich umsetzen, was sonst mehr als ein bis zwei Jahre gedauert hätte.“ Jetzt ließe sich viel besser nachvollziehen, was der Kunde schon habe und was nicht; wie die erwähnte Planung eines „Cross-Selling“ oder eines „Up-Selling“, also die Generierung zusätzlicher Verkäufe und Verkaufskanäle.
„Für die Programmierung der Applikation hätte man extra jemanden einstellen müssen, wenn man das mit herkömmlicher Programmierung entwickelt hätte,“ so Michael Meyer weiter. „Und weil es noch andere Abläufe im Betrieb gibt, Prozesse, die zusammenlaufen müssen und alles, was am Laufen gehalten werden muss, macht die Anwendung von No-Code den IT-Chef keineswegs arbeitslos, sondern unterstützt diesen effektiv: Er kann sich durch den No-Code-Einsatz auch auf andere Dinge konzentrieren.“ Letztlich werde der IT-Leiter entlastet.
No-Code unterstützt bei der Digitalisierung ganzer Unternehmen
Zunächst sind No-Code-Plattformen wie ein leeres Blatt Papier, auf dem sich die IT- oder Fachabteilung je nach Belieben und nach ihren Prozessen austoben kann. Die Anwendungsgebiete sind vielfältig: Von profanen Middleware-Anwendungen (ziehe Daten aus den Systemen X und Y, bearbeite diese und schreibe sie in System Z) über einfache Anwendungen wie Vertragsmanagement, automatisierte Rechnungsprüfung und Freigabeprozesse oder etwa VAT-Compliance-Prüfungen mit KI-Unterstützung bis hin zu komplexen Lösungen wie einer Leasing- oder Kreditplattform mit Bonitätsprüfung, automatischer Entscheidung und Kunden-Onboarding oder einer individuellen Plattform für das Einkaufs- und Lieferantenmanagement.
No-Code-Software hat den Vorteil, flächendeckend und nicht lediglich abschnittsweise zu digitalisieren. Dabei können neue Problemstellungen schnell bearbeitet und wachsende Anforderungen innerhalb kurzer Zeit integriert werden. Sprich, anstatt jedes Mal neu zu programmieren, um eine Anwendung zu erstellen oder anzubinden, wird eine bereits vorhandene Anwendung agil und iterativ weiter ausgebaut.
Die Perspektiven von No-Code
No-Code hat also viele Vorzüge, ohne die es in Zukunft nicht möglich sein wird, auf dem aktuellen Stand der Digitalisierung zu bleiben. Es ist unwahrscheinlich, dass No-Code in Zukunft das Handwerk der Coder und ITler ersetzen wird. Vielmehr geht es darum, Mitarbeiter einzubeziehen, die Arbeit der Programmiererinnen und Programmierer zu erleichtern und Unternehmen durch effiziente Lösungen auf dem Weg der Digitalisierung zu begleiten.
Dazu gehört ein aktiver Workflow, in dem die verschiedenen Bereiche und Abteilungen eines Unternehmens bestens vernetzt sind und auch Mitarbeiter ohne Programmierkenntnisse teilhaben können. In Zukunft wird das Unternehmen mit den besten Schnittstellen am schnellsten auf Veränderungen und Chancen im Markt reagieren können. Der immer breitere Einsatz agiler Entwicklungsmethoden beschleunigt diesen Prozess deutlich.
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