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Corona befördert das Wachstum von Cloud-Services

Zum vierten Mal veröffentlicht Nutanix nun seinen jährliche Report zur Cloud-Nutzung, diesmal für das Jahr 2021 (4th Edition Cloud Usage Report). Der Report beschäftigt sich unter anderem mit den Auswirkungen von Covid-19 auf die Nutzung von Clouds sowie Fragen der Optimierung von Cloud-Kosten und Cloud-Nutzung im Allgemeinen. Nutanix befragte ausschließlich Nutzer der Multicloud-Management-Lösung Nutanix Beam. Die Daten sind von daher nicht uneingeschränkt repräsentativ. Dennoch geben sie interessante Einblicke ins reale Nutzungsverhalten im Cloud-Sektor.

Covid-19 verdeutlicht Bedeutung von IT als strategischer Ressource

76 Prozent der Befragten sagen, dass Covid-19 die strategische Bedeutung von IT stärker hervorgehoben habe. Standard ist heute bei den IT-Infrastrukturen die Hybrid Cloud. 86 Prozent der Befragten nannten sie als ihr bevorzugtes Betriebsmodell. Mehrere Public Clouds nutzten von den Befragten, die Public Clouds verwenden, immerhin 63 Prozent, in 12 Monaten sollen es schon 71 Prozent sein. Ziel der Anwender scheint daher überwiegend eine hybride Multicloud zu sein.

Covid-19 wirkte sich bei 34 Prozent der Anwender dahingehend aus, dass mehr Anwendungen in Public Clouds verlagert wurden. 31 Prozent verlagerten von konventionellen Architekturen auf Private Clouds. Immerhin 15 Prozent allerdings ließen 2020 mehr Anwendungen On-Premises laufen.

Angeregt durch die Pandemie, will die Hälfte der Befragten ihre Infrastruktur dringend verbessern. 47 Prozent planten verbesserte Möglichkeiten, Mitarbeitern die Arbeit von zu Hause zu ermöglichen und 43 Prozent sagten, sie wollten mehr hybride Lösungen entwickeln.

Mehr Experten unter den Cloud-Nutzern

Im Detail differenziert die Befragung nach der Cloud-Reife und der Größe der beteiligten Unternehmen. Dabei wurde als „Anfänger“ definiert, wer weniger als 16 Cloud-Services nutzt. Professionelle User verwenden 16 bis 30 Services und Experten mehr als 30, darunter viele neuartige wie Echtzeit- und Batch-Datenanalyse, IoT oder Serverless Computing. KMUs haben hier weniger als 50 Millionen Dollar Umsatz jährlich, Enterprises mehr als eine Milliarde Dollar und Commercials zwischen 50 Millionen und einer Milliarde Dollar Umsatz.

Interessantes offenbart die Branchenanalyse: Die Zunahme der Cloud-Nutzung verteilte sich 2020 nicht gleichmäßig über die Branchen, sondern konzentrierte sich auf TMT (Technology, Media, Telecom), Finanzen und Öffentlichen Sektor. Andere, etwa produzierende Unternehmen und der Einzelhandel, fuhren ihre Cloud-Investitionen Anfang 2020 sogar zurück, um sie später wieder zu intensivieren.

In jeder Größenklasse gehören inzwischen die meisten Unternehmen zur Gruppe der Experten. Sie verwenden also mehr als 30 Cloud-Services, darunter auch neue Technologien. AWS-Anwender (73 Prozent Experten) sind hier etwas weiter als Azure-Anwender (58 Prozent Experten). Das könnte daran liegen, dass Azure bevorzugt von kleineren Kunden verwendet wird. Allerdings hat sich der Prozentsatz der Experten unter den KMU und sonstigen Wirtschaftsunternehmen gegenüber dem Vorjahr nahezu verdoppelt.

Die TMT-Branche und Professional Services lagen 2020 mit 75 Prozent Experten vorn. Einen Ausreißer nach unten bildete der Öffentliche Sektor – hier fanden sich 2020 nur 43 Prozent Experten. Bei Produktion und Einzelhandel waren es 56 Prozent. Gesundheits- und Finanzwesen sowie nicht näher benannte andere Branchen lagen zwischen 60 und 70 Prozent.

Covid-Einfluss nach Branchen: uneinheitlich

Die Covid-Situation 2020 schlug sich in dem, was die Unternehmen mit Azure und AWS umsetzten, nicht negativ nieder, eher im Gegenteil, betrachtet man das Gesamtjahr. Davon gab es lediglich zwei temporäre Ausnahmen im zweiten Quartal 2020: Die Umsätze von KMU mit AWS sanken um 2 Prozent. Und die Commercials dieselbe Summe bei Azure.

Insgesamt wuchs AWS besonders stark im Commercial-Segment, wo die Nutzung beispielsweise im vierten Quartal 2020 um 81 Prozent zulegte. Azure dagegen punktete besonders bei SMBs. Hier betrug der maximale Anstieg 22 Prozent im vierten Quartal. Bei Enterprises verteilte sich das Wachstum gleichmäßiger auf die beiden Giganten.

Cloud-Nutzung wuchs in den Branchen uneinheitlich

In der Einzelbetrachtung der Branchen zeigt sich, dass Produktion und Einzelhandel auf den Stopp des öffentlichen Lebens Anfang 2020 mit minus 5 Prozent weniger Cloud-Ausgaben reagierten. Allerdings schoss der Umsatz gegen Jahresende wieder um 14 Prozent nach oben. Ganz ähnlich, aber extremer der Kurvenverlauf bei Firmen aus dem Gesundheitswesen: Im Frühjahr ein Minus von 6 Prozent, im vierten Quartal ein Plus von 19 Prozent. Das zeigt, wie einfach sich bei OpEx-getriebenen Kostenmodellen die Kosten den finanziellen Möglichkeiten respektive dem Bedarf anpassen lassen.

Ganz anders die Ausgabenkurven zweier besonders Cloud-intensiver Branchen: TMT-Unternehmen steigerten ihre Cloud-Ausgaben über das gesamte Jahr von 6 (Q2) über 12 auf 34 Prozent im vierten Quartal. Finanzdienstleister erreichten schon im zweiten Quartal mit 37 Prozent Steigerung einen Ausgabengipfel, der im vierten Quartal mit 40 Prozent Steigerung noch einmal übertroffen wurde. Das führt die Studie auf steigende Endverbraucherausgaben zurück. Professional Services steigerten ihre Cloud-Ausgaben im zweiten Quartal um 13, im dritten um 31 und im vierten gar um 60 Prozent.

Nachholbedarf im öffentlichen Sektor

Besonders steil fielen die Wachstumsdaten für Cloud-Ausgaben 2020 im öffentlichen Sektor aus. Darin offenbart sich der große Nachholbedarf dieses Sektors in Sachen Cloud. Unter dem Druck der Pandemie musste viel Versäumtes im Hau-Ruck-Verfahren passieren: In den Quartalen zwei, drei und vier 2020 wuchsen die Ausgaben des öffentlichen Sektors für Cloud-Services jeweils über 120 Prozent, den Gipfel markierte das dritte Quartal mit einem Anstieg um 146 Prozent.

Die wichtigsten Dienste, für die Cloud-Service-Nutzer 2020 Geld ausgaben, waren nach wie vor Server, Storage und Datenbanken. Dabei dominierten Serverservices in allen Unternehmensgrößenklassen: SMBs investierten 58 Prozent ihrer Cloud-Ausgaben hier, Commercials 40 und Enterprises 55 Prozent. 16 Prozent der Ausgaben flossen jeweils in Datenbank-Services. Das bedeutet bei SMB und Enterprises Platz 2. Bei Commercials lag hier Storage mit 23 Prozent. Services wie Vernetzung, Sicherheit, Analytics und anderes verbuchten jeweils weit unter zehn Prozent.

Besonders die Datenanalyse aber wuchs mit 84 Prozent rasant. Allerdings generierten dieses Wachstum zu 83 Prozent Unternehmen der Enterprise-Klasse. Das lässt darauf schließen, dass Analytics ohne flankierende Maßnahmen wie GaiaX wohl kaum zur Goldader für Kleine und Mittelständler werden dürfte.

Compute und Storage: Das Brot- und Butter-Geschäft der Cloud-Provider

Vergleicht man die Nutzung von Azure und AWS, zeigt sich, dass AWS auch 2020 vor allem wegen seiner Server verwendet wurde – 55 Prozent der Cloud-Ausgaben landeten hier. Demgegenüber fielen andere Servicekategorien weit zurück (Storage 17 Prozent, Datenbanken 7 Prozent etc.). Bei Azure sieht es anders aus: Hier verteilten sich die Ausgaben nahezu gleichmäßig auf Server (38 %) und Datenbanken (40 %). Der Rest der Dienste einschließlich Storage blieb einstellig. Im Folgenden sollen die diversen Service-Kategorien etwas genauer unter die Lupe genommen werden.

Unter den AWS Compute-Services dominierten der EC2 Containerservice und Lambda (serverloses Computing). Eine gewisse Rolle spielte noch ECS for Kubernetes. Bei Azure waren 2020 virtuelle Maschinen mit sehr großem Abstand und über alle Unternehmensgrößen hinweg die Nummer 1 (SMB: 83 %, Commercial 75 %, Enterprise: 60 %). VM-Lizenzen als Service lagen bei Commercial- (15 %) und Enterprise-Usern (23 %) auf dem zweiten Platz, während bei SMBs Azure App Service (11 %) Nummer 2 war und VM-Lizenzen mit 4 Prozent abgeschlagen auf Platz 3 der Umsatzskala landeten.

Auch beim Thema Speicherdienste fokussierte sich die Nutzung bei AWS und Azure stark auf bestimmte Dienste. Bei AWS war dies über alle Größenklassen hinweg S3 mit Anteilen von jeweils 79 Prozent und darüber. Auf Platz 2 lag das Elastic File System, alles andere blieb marginal.

Bei Azure wurde Geld vor allem für Storage ausgegeben, insbesondere von SMB (93 %!), der Rest überwiegend für Backup-Services. Auch bei Commercials und Enterprises war Storage der wichtigste Dienst, Backup kam aber bei Commercials immerhin auf 15 Prozent, bei Enterprises auf 17 Prozent. Bei Commercials fielen dazu noch 20 Prozent andere Dienste an. Hier wäre es interessant gewesen zu erfahren, welche dies sind.

Datenbanken: Bei Azure dominierte SQL, bei AWS RDS

Betrachtet man die Ausgaben für Datenbanken-Services, so dominierte bei AWS 2020 eindeutig der Relational Database Service. Besonders groß war sein Anteil an den Datenbank-bezogenen Cloud-Ausgaben bei SMBs mit 72 Prozent. Auf Platz 2 folgten je nach Branche ElastiCache (Commercial/Enterprise) oder DynamoDB (SMB). Redshift erzielte im Commercial-Segment immerhin einen zehnprozentigen Anteil an den DB-bezogenen Cloud-Ausgaben, bei den beiden anderen Unternehmens-Größenklassen nur mittlere einstellige Werte.

Bei Azure konzentrierte sich die Nutzung von Datenbankdiensten noch stärker auf wenige Dienste. Nummer Eins war 2020 SQL Database mit Anteilen von 84 Prozent (Enterprise), 83 Prozent (SMB) und 70 Prozent (Commercial). Abgeschlagene Nummer Zwei im Commercial-Segment war mit 16 Prozent der Cloud-Datenbank-Ausgaben Cosmos DB. Alle anderen Werte für bestimmte Dienste waren einstellig.

Netzwerkservices: Bunte Vielfalt

Bunte Vielfalt zeigte sich dagegen bei den genutzten Netzwerkdiensten. Hier standen 2020 bei AWS die drei Services Cloud Front, Elastic Load Balancing und Virtual Private Cloud an der Spitze. Jeder von ihnen erreichte über alle Größenklassen hinweg mindestens 12 Prozent der Cloud-Networking-Ausgaben. Der Schwerpunkt lag bei CloudFront mit Werten ab 32 Prozent. Im Commercial-Segment erreichte zudem das API Gateway mit 12 Prozent zweistellige Ausgabenanteile, bei Enterprises Direct Connect mit 16 Prozent. Dieser Service verdrängte bei Enterprises sogar Virtual Private Cloud mit 12 Prozent auf Platz vier der Service-Hitliste.

Bei Azure ist das Bild ebenfalls heterogen. Wichtig waren hier 2020 die Dienste ExpressRoute, VPN Gateway, Bandbreite, Applikations-Gateway und Virtual Network. Jeder dieser Dienste erreichte bei mindesten zwei Unternehmens-Größenklassen zweistellige Werte. VPN-Gateways wurden bei SMBs mit 30 Prozent Kostenanteil am häufigsten genutzt, bei Commercials und Enterprises spielte diese Rolle ExpressRoute. Auf Platz 2 lag bei beiden Enterprises und Commercials der Bezug von Bandbreite, bei SMBs Express Route.

Security und Analytics: Neue Dienste kommen langsam, aber gewaltig

Schließlich noch ein Blick auf Sicherheits- und Analyse-Services. Denn ihr Volumen ist zwar gering, dafür ihre Wachstumsraten hoch. Sehr wahrscheinlich werden sie zukünftig stark an Bedeutung gewinnen.

Bei Sicherheitsservices fällt auf, dass AWS-Kunden ihre Ausgaben gleichmäßiger über diverse Dienste verteilten, wobei der Governance- und Compliance-Dienst CloudTrail (SMB: 33 %, Commercial: 24 %, Enterprise 41 %) dominierte. Der hohe Wert bei Enterprises zeigt, dass gerade Weltunternehmen inzwischen für Compliance-Fragen stark sensibilisiert sind. Auf Platz 2 lag jeweils die Bedrohungserkennung GuardDuty (SMB: 16 %, Commercial: 23 %, Enterprise: 12 %). Platz drei unterscheidet sich je nach Größenklasse: Bei SMBs fand sich hier 2020 AWS` Variante des Active Directory, Commercials brauchten 2020 am dritthäufigsten WAF (Web Access Firewall) und Enterprises den DDoS-Schutzdienst Shield.

Betrachtet man Azure, dominierte 2020 Security Center deutlich bei allen Unternehmensgrößen (SMB: 51 %, Commercial: 57 %, Enterprise: 42 %). Platz 2 gehört bei SMBs dem Cloud-Native-SIEM-Service Sentinel. SIEM steht für Security Information Event Management.

Commercials verwendeten am zweithäufigsten Multi-Faktor-Authentisierung und Enterprises ATP (Advanced Threat Protection). Auf Platz Drei folgte bei SMBs Advanced Data Security, bei Commercials teilten sich mehrere Services (ATP, Active Directory Domain Services) diese Position. Das Gleiche gilt für Enterprises: Hier lagen Sentinel und Active Directory Domain Services gleichauf auf Platz 3.

Auch bei Analytik-Diensten, ebenfalls einem aufstrebenden Segment der Cloud-Services, verteilten sich die Nutzungshäufigkeiten bei beiden großen Providern sehr uneinheitlich auf die Unternehmens-Größenklassen. Es sei jeweils der wichtigste und zweitwichtigste Service genannt. Bei SMBs waren dies Search (80 Prozent!) und der Stream-Verarbeitungsdienst Kinesis. Bei Commercials ebenfalls Search (59%) und der Managed-ETL-Dienst Glue (20 %). Enterprises griffen am liebsten zu Elastic Map Reduce (33 %) und Search (22 %).

Bei Azure war die Verteilung ähnlich heterogen: SMBs nutzten bevorzugt Log Analytics (53 %) und die Azure Analysis Services (40 %), Commercials verwendeten am liebsten den Open-Source-Analytikdienst HDInsight (31 % und Log Analytics (20 %). Enterprises nutzten vor allem Insights and Analytics (47 %) sowie ebenfalls Log Analytics (39 %).

Kostenoptimierung: Ein wichtiges Thema

Eine der großen Herausforderungen bei der Nutzung hybrider Multiclouds ist die Kostenoptimierung. Hier stachen 2020 vor allem drei Maßnahmen heraus: das Abschalten nicht benötigter VMs und Datenspeicher sowie nicht benötigter Netzbandbreite. Daneben hat auch das bedarfsgerechte Optimieren dieser Ressourcen die gewünschten Auswirkungen. Durch Löschen oder Größenanpassung (Rightsizing) von VMs, VM- und Datastores ließen sich mit vergleichsweise wenig Aufwand 15 Prozent der Cloud-Kosten einsparen, stellt die Studie fest.

Dabei war 2020 bei Enterprises der Effekt des Abschaltens überflüssigen Speichers am größten. 69 Prozent des Sparvolumens stammten von dort. Bei Commercials und SMBs hielten sich Storage-Rightsizing und VM-Abschaltung beziehungsweise -Rightsizing in etwa die Waage. Bei allen drei Größenklassen fiel der Effekt des Abbestellens nicht benötigter Bandbreiten erheblich kleiner aus (SMB: 14 %, Commercial 8 %, Enterprise 10 %).

Beim Rightsizing lag über alle Unternehmens-Größenklassen das VM-Rightsizing weit vorn (SMB: 89 %, Commercial: 73 %, Enterprise 72 %), gefolgt vom Datastore-Rightsizing. Die Rolle des Bandbreiten-Rightsizing war 2020 dagegen fürs Kostensparen marginal.

Fazit

Die Hybrid (Multi)Cloud ist nicht mehr wegzudenken. Sie ist über alle Unternehmensgrößen und Branchen hinweg die Leitinfrastruktur der nächsten Jahre. Covid-19 hat die Cloud-Nutzung befördert, das Wachstum der Umsätze mit den großen Cloud-Providern setzte sich mit wenigen Ausnahmen während der gesamten Covid-Krise fort. Das zeigt, wie unentbehrlich die Cloud-Technologie inzwischen ist, um fortschrittliche Konzepte wie hybrides Arbeiten umzusetzen. Die Vielfalt der genutzten Cloud-Services stieg auch 2020 weiter, wobei neuere Services wie Security oder Analytik noch keine hohen Anteile hatten, aber von einer geringen Basis ausgehend rasant wuchsen.

ZDNet.de Redaktion

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