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Wie wird sich der Ukraine-Konflikt auf den weltweiten IT-Fachkräftemangel auswirken?

Aus diesen Gründen sind viele Unternehmen dazu übergegangen, gefragte Spezialisten im Ausland einzustellen. Diese arbeiten nicht in Deutschland, sondern arbeiten online von ihrem Wohnort aus. Durch IT Outsourcing können nicht nur dringend benötigte IT-Spezialisten angeworben werden, sondern auch zu Konditionen, die eine deutliche Ersparnis gegenüber vergleichbaren Fachkräften in Deutschland darstellen. Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat dieses Modell nun aber vor erhebliche Probleme gestellt.

Die Ukraine als wichtiger Exporteur von IT-Dienstleistungen

Die Ukraine ist einer der wichtigsten Exporteure von IT-Dienstleistungen weltweit. Die gute Ausbildung und das professionelle Niveau der ukrainischen Softwareentwickler in Kombination mit einem erschwinglichen Lohnniveau haben dazu geführt, dass dieses Wirtschaftsmodell für die Ukraine äußerst profitabel geworden ist. Eine Statistik der World Bank zeigt zum Beispiel, dass 33,3 Prozent der Dienstleistungsexporte der Ukraine im Jahr 2020 IT-Dienstleistungen waren.

Trotz des Krieges hat sich der Sektor als viel widerstandsfähiger erwiesen, als man vielleicht erwartet hätte. Viele IT-Spezialisten haben das Land entweder im Vorfeld der Invasion verlassen oder sind in weniger betroffene Regionen im Westen des Landes umgezogen und arbeiten dort weiter.

Für Unternehmen, die auf ukrainische IT-Spezialisten angewiesen sind, gab es dennoch einige erhebliche Unterbrechungen, sodass die Situation unweigerlich dazu führen wird, dass das ohnehin schon knappe Fachkräfteangebot in diesem Sektor in absehbarer Zukunft noch enger wird.

Belarus: Verlust eines weiteren wichtigen Lieferanten

Der Krieg in der Ukraine hat sich nicht nur auf dessen Exportsektor für IT-Dienstleistungen ausgewirkt. Auch Weißrussland ist betroffen. Das Land wurde zusammen mit Russland mit internationalen Sanktionen belegt, weil es logistische Unterstützung für die Invasion in der Nordukraine bereitgestellt hat.

Weißrussland ist auch ein wichtiger IT-Exporteur, dessen Sektor 30,7 % der Dienstleistungsexporte des Landes ausmacht. Aufgrund politischer Erwägungen und der Schwierigkeit, Zahlungen an Weißrussland zu leisten, haben viele westeuropäische Unternehmen seit Ende Februar auch weißrussische IT-Spezialisten verloren.

Auch Russland selbst war eine wichtige Nearshore-Quelle für IT-Spezialisten. Der Exportwert von Informations- und Kommunikationstechnologiedienstleistungen (IKT) aus Russland betrug im Jahr 2020 fast 6 Milliarden Dollar. Diese Dienstleistungen sind nun für westeuropäische Unternehmen keine Option mehr.

Die Auswirkungen auf Deutschland

Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf Deutschland dürften enorm sein. Viele Unternehmen, die IT-Dienstleistungen aus der Ukraine, Russland oder Weißrussland bezogen haben, müssen nun Lücken schließen oder sich im Extremfall sogar ganz nach neuen Anbietern umsehen.

Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge werden allein in der Ukraine rund 200.000 IT-Spezialisten durch den Krieg verloren gehen. In Deutschland sind vor allem mittelständische Unternehmen betroffen, aber nicht nur. Aufgrund der hohen Kosten für deutsche IT-Spezialisten suchen diese Unternehmen oft nach günstigeren Alternativen in Osteuropa.

Aber auch viele große deutsche Konzerne arbeiten oft indirekt über Verträge mit IT-Outsourcing-Unternehmen mit Auftragnehmern aus diesen Gebieten zusammen.

Gerade in Unternehmen mit einem hohen Digitalisierungsgrad ist oft das gesamte Geschäftsmodell oder ein wesentlicher Teil davon auf den Leistungen dieser Spezialisten aufgebaut. Die Folgen sind bereits zu spüren. Viele Projekte geraten in Verzug und einige Unternehmen haben bereits die ersten Mitarbeiter entlassen. Doch das sind nur die kurzfristigen Folgen. Es wird wohl noch Jahre dauern, bis diese Dienstleistungen wieder in dem Maße verfügbar sind, wie es die westeuropäische Wirtschaft gewohnt war.

Lösungen für den IT-Fachkräftemangel

Die Situation für Unternehmen, die die Dienste von IT-Anbietern aus der Ukraine oder Weißrussland in Anspruch genommen haben, ist sicherlich sehr schwierig geworden. Aber auch dafür gibt es Lösungsansätze. Michael Krusche vom Münchner IT-Outsourcing-Anbieter K&C :

„Viele der in der Ukraine tätigen IT-Unternehmen haben Standorte in mehreren Ländern und können daher, unterstützt durch die relativ hohe Mobilität der IT-Fachkräfte, zumindest mittelfristig relativ flexibel auf die aktuelle Krise reagieren.“

Dies zeigt, dass es trotz aller Probleme möglich ist, weiterhin Nearshore- und Offshore-Softwareentwicklungsdienstleistungen zu nutzen. Allerdings müssen neue Strukturen erarbeitet werden, um weiterhin von qualitativ hochwertigen und kostengünstigen IT-Dienstleistungen profitieren zu können.

Da jedoch so viele IT-Spezialisten (mindestens eine sechsstellige Zahl in den drei Ländern) für westeuropäische Unternehmen praktisch nicht mehr verfügbar sind, wird sich der ohnehin schon angespannte Personalmarkt noch weiter verschärfen. Dies wird unweigerlich die Kosten in die Höhe treiben und könnte dazu führen, dass Unternehmen harte Entscheidungen treffen und neuen digitalen Projekten eine höhere Priorität einräumen müssen.

ZDNet.de Redaktion

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