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Digitale Gesundheitsakte revolutioniert die Pferdezucht

2021 begann für den deutschen Reitsport mit einem Paukenschlag: Die europaweit grassierende Pferdeherpes-Welle bedrohte im Frühjahr auch hierzulande zahlreiche Tiere. Turniere mussten abgesagt, kranke Pferde konsequent isoliert und behandelt, Impfungen möglichst flächendeckend durchgeführt und nachgewiesen werden. Das allerdings war leichter gesagt als getan. Denn mit dem bisher genutzten analogen Equi Pass ließen sich Impfnachweise nur schwer erbringen.

Digitale Pferdeakte schafft Transparenz

Vor diesem Hintergrund entschloss sich der Oldenburger Pferdezuchtverband, eine digitale Pferdeakte einzuführen. Sie soll mittelfristig sämtliche Gesundheitsdaten im Leben eines Pferdes lückenlos dokumentieren. Ein wichtiger Aspekt für den Verband: „Wir wollen langlebige, gesunde Pferde züchten, die möglichst unkompliziert sind“, erklärt Verbandsgeschäftsführer Heiner Kanowski. Die Daten der digitalen Pferdeakte schaffen dafür die Grundlage. „Daraus lässt sich ableiten, welches Pferd sich besonders gesund vererbt.“

Doch nicht nur die Züchter profitieren von der digitalen Pferdeakte. Kaufinteressenten können sich damit im Vorfeld von Pferdeauktionen ebenfalls gründlich über den Gesundheitsstatus ihres Wunschpferdes informieren. Bislang mussten sie dafür die handschriftlichen Berichte des Tierarztes anfordern – wodurch sich der Kaufprozess oft in die Länge zog. Für den Oldenburger Pferdezuchtverband ein Grund mehr, die Digitalisierung der tierischen Gesundheitsdaten voranzutreiben.

Relevante Daten und Prozesse zuverlässig im Blick

Die erforderliche technologische Basis dafür liefert die SAP Business Technology Platform. Das Platform as a Service (PaaS)-Angebot ermöglicht, neue Anwendungen zu erstellen, mit bestehenden IT-Lösungen zu integrieren und einfach zu verwalten. Zudem lassen sich mit der SAP Business Technology Platform heterogene Daten und Geschäftsprozesse problemlos verknüpfen und analysieren – und auf dieser Basis wichtige Erkenntnisse sammeln.

Das Heilbronner SAP-Beratungshaus IBsolution entwickelte in enger Abstimmung mit den Pferdezüchtern die tierische Gesundheitsakte und brachte dabei umfassende Expertise in der Softwareentwicklung ein. Die  Firma Mbits stellte zugleich die Weichen für einen sicheren digitalen Transfer tiermedizinischer Bilder zwischen Veterinär und Akte. „Eigentlich ist das Unternehmen auf humanmedizinische Aufnahmen spezialisiert“, sagt Verbandschef Kanowski. „Umso spannender, dass es seine Expertise nun auch für den Veterinär-Bereich einbringen konnte.“

Das Zusammenspiel der Projektpartner lief reibungslos, der Probebetrieb ebenfalls: Zunächst wurde die digitale Pferdeakte von Tiermedizinern und Veranstaltern getestet, anschließend die Daten erster Tiere sukzessive für Kaufinteressenten freigeschaltet. Im April 2021 stellte das digitale System bei einer Auktion seine Leistungsfähigkeit erfolgreich unter Beweis. Den ersten Schritt, die Digitalisierung der Gesundheitsdaten unserer Auktionspferde, haben wir damit bereits erfolgreich gemeistert. Nun geht es darum, auch für unsere Auktionsfohlen digitale Gesundheitsakten anzulegen“, so Kanowski.

Digitalisierung im Pferdesport steht erst am Anfang

Und das ist für den Oldenburger Pferdezuchtverband nur ein weiteres Puzzleteil auf dem Weg in die digitale Zukunft. „Wir sehen noch sehr viele Bereiche, in denen die Digitalisierung einen enormen Fortschritt liefern kann und wird – in der Zucht, in der Kundenbetreuung und im Kundenservice beim Verkauf“, resümiert der Geschäftsführer. So ließe sich beispielsweise durch die digitale Pferdeakte die Vorbereitung von Turnieren deutlich erleichtern: Teilnehmende Tiere könnten papierlos angemeldet, relevante Impfungen per Mausklick nachgewiesen werden.

Es gibt also noch allerhand zu tun. Und zwar auch in Sachen Changemanagement. Denn um die Digitalisierung der Pferdezucht und des Pferdesports weiter voranzutreiben, braucht es unter anderem Kooperationen mit weiteren Tierärzten, Zuchtverbänden, Haltern, Veranstaltern und Versicherungen. „Darunter gibt es natürlich auch Skeptiker“, sagt Heiner Kanowski. „Die müssen wir überzeugen.“

ZDNet.de Redaktion

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