Herausforderung Anlagensteuerung: Der Prozess der digitalen OT-Risikominderung (Operational Technologie, Betriebstechnologie) ist ein iterativer Prozess, bei dem sich Praktiker fragen müssen: Welches sind die effizientesten Risikominderungsmaßnahmen, die die effektivste Risikominderung für eine bestimmte Anlage, einen Prozess oder eine ganze Produktionsstätte erzielen?
Sobald die Maßnahmen zur Risikominderung umgesetzt sind und ein akzeptables Restrisiko verbleibt, gibt es jedoch noch mehr zu tun. Der Grund dafür ist, dass der Prozess der Risikominderung zusätzliche Gefährdungen und Lücken aufdeckt, die Teil des neu eingeführten „akzeptablen“ Restrisikos sind. Dies ist ein fortlaufender Prozess, denn er ermöglicht es den operativen und OT-Sicherheitsteams, sich ständig auf die Schwachstellen zu konzentrieren, die Angreifer am ehesten ausnutzen, um einem Unternehmen so viel Schaden wie möglich zuzufügen. Nur durch die wiederholte Durchführung dieser Risikobewertungsschleife können Unternehmen ihre geschäftliche Widerstandsfähigkeit erreichen, und das mit einem begrenzten Umfang an Ressourcen.
Ziele der Lagebeurteilung
Das Hauptziel des Bewertungsprozesses besteht darin, die Schwachstellen mit der richtigen Priorität anzugehen. In diesem Beitrag geht es um die Art der Schwachstellen, die Art und Weise, wie sie bewertet werden sollten, und ihre Anwendung auf die digitale OT-Sicherheit.
Das National Institute of Standards and Technology (NIST) definiert eine Schwachstelle wie folgt: „Eine Schwachstelle in der Rechenlogik (z. B. Code) von Software- und Hardwarekomponenten, die, wenn sie ausgenutzt wird, zu einer negativen Auswirkung auf die Vertraulichkeit, Integrität oder Verfügbarkeit führt. Die Behebung der Schwachstellen in diesem Zusammenhang umfasst in der Regel Änderungen am Code, kann aber auch Änderungen an der Spezifikation oder sogar die Abschaffung der Spezifikation (z. B. die vollständige Entfernung der betroffenen Protokolle oder Funktionen) beinhalten. „1
Schwachstellen sind also bekannte Mängel in der Sicherheitslage eines Unternehmens, und ihre Behebung kann Abhilfemaßnahmen wie die Aktualisierung einer Softwareversion, die Deaktivierung eines Kommunikationsprotokolls oder die Aktualisierung eines Passworts umfassen.
Beziehung zwischen Anlageninventar und OT-Schwachstellen
Die Erstellung eines genauen, kontextbezogenen und detaillierten Bestandsverzeichnisses der Assets ist der erste Schritt bei der Entwicklung eines effektiven Verfahrens zur Analyse von OT-Schwachstellen. Das Inventar sollte Software- und Versionsdaten, Geräteverbindungen, Status und Verwaltungsinformationen (z. B. Eigentümer, Betriebsrolle, Funktion) enthalten. Eine aktuelle und genaue Bestandsaufnahme spiegelt verschiedene Aspekte des Anlagenzustands wider.
Nach einer ersten Bestandsaufnahme können die Schwachstellen mit den entsprechenden Assets verknüpft werden. Diese Zuordnung sollte über einen automatisierten Prozess erfolgen, insbesondere bei einer großen Anzahl von Assets. Dazu muss ein Algorithmus erstellt und verwendet werden, der halbstrukturierte Schwachstellendaten mit Assets im Netzwerk verknüpfen kann.
Die CVE-Datenbank (Common Vulnerabilities and Exposures) des NIST enthält derzeit etwa 170.000 bekannte IT- und OT-Schwachstellen und ist damit eine wichtige Informationsquelle. Diese Zahl und die ständige Einführung neuer Schwachstellen verdeutlichen das Ausmaß und die Notwendigkeit, ihre Identifizierung zu automatisieren.
Quellen für Schwachstellendefinitionen
Bei der Bewertung von Schwachstellen wird der Schweregrad der einzelnen Schwachstellen anhand eines Schwachstellenindexes quantifiziert. Ein Standardverfahren zur Bewertung von Schwachstellen ist das Common Vulnerability Scoring System (CVSS) von NIST, ein Industriestandard, der bewertet, wie leicht eine Schwachstelle ausgenutzt werden kann und welche Auswirkungen dies auf Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit haben kann. Diese drei Faktoren (auch bekannt als „CIA“ – für „confidentiality, integrity, and availability“) sind auch Variablen, die den potenziellen Schweregrad einer Bedrohung messen.
Die Berücksichtigung gängiger Schwachstellen allein reicht jedoch nicht aus, um die Gefährdung eines bestimmten Assets zu bestimmen. Eine weitere Quelle zur Bestimmung ist die interne Richtlinie eines Unternehmens. Wenn eine solche Richtlinie beispielsweise vorschreibt, dass Passwörter mittlerer Stärke eine Schwachstelle darstellen, muss dies bei der Berechnung der Schwachstelle des Assets berücksichtigt werden. Unternehmensspezifische Sicherheitsmängel sind die wichtigste Methode, mit der Praktiker Richtlinien als Faktor bei der Bewertung von Schwachstellen berücksichtigen können.
Industriestandards und Best Practices sind ebenfalls wichtige Quellen für Schwachstellen, die zum Risiko beitragen. Beispiele für Industrienormen sind ISA/IEC 62443 in Europa und NERC CIP in Nordamerika. Die Nichteinhaltung von Best Practices kann zu Problemen wie einer zulässigen Segmentierungskonfiguration, dem Fehlen von EDR-Agenten und einer ungerechtfertigten Kommunikation zwischen IT- und OT-Bereichen im Netzwerk führen. Diese müssen in eine allumfassende Schwachstellendatenbank aufgenommen werden, wo sie von Fachleuten geändert werden können, wenn sich Industriestandards und Best Practices weiterentwickeln.
Bewertung von Schwachstellen
Praktiker sollten unternehmensspezifische Schwachstellen mit Hilfe des CVSS-Systems bewerten und sie auf dieselbe Skala wie allgemeine Schwachstellen setzen. Die Schwachstellendatenbank sollte so flexibel sein, dass der Praktiker die Bewertung der Schwachstellen auf der Grundlage der Unternehmensrichtlinien beeinflussen kann.
Da jeder Asset-zustand eine Schwachstelle darstellen kann, ist es ratsam, einen Algorithmus einzusetzen, der die Unternehmensrichtlinien auf alle Asset-Zustände anwendet. Die Grundlage für die richtigen Entscheidungen über die Sicherheitslage ist also die konsistente Verwendung einer Schwachstellendatenbank, in der alle Schwachstellen nach einer Standardmethode bewertet werden. Auf diese Weise kann ein Unternehmen anhand des Risikos Prioritäten bei der Schadensbegrenzung setzen.
Anpassung der Schwachstellen- und Risikoberechnung für OT-Umgebungen
Von seinen Kunden hört OTORIO immer wieder, dass Vertraulichkeit, Datenintegrität und Verfügbarkeit ihre Bedenken in Bezug auf OT-Umgebungen nicht angemessen widerspiegeln. Stattdessen müssen die OT Key Performance Indicators (KPIs) Parameter wie Sicherheit und Geschäftskontinuität widerspiegeln. Dies ist zwar ein gültiger Punkt, aber es gibt drei Gründe, warum sich die Diskussion über OT-Schwachstellen um diese Definitionen dreht:
Diese Logik schließt die Einbeziehung von OT-KPIs in das Risikomodell nicht aus. Das Risikomodell berücksichtigt die OT-KPIs als Folge der Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit. Dies geschieht durch einen Zuordnungsprozess, der ein separates Thema darstellt.
Fazit
Schwachstellen sind eine der vier Risikokomponenten und ein wichtiger Faktor bei der Analyse der Sicherheitslage. Eine große Herausforderung ist der Aufbau und die Pflege einer Schwachstellendatenbank, die auf Assets angewendet werden kann, um Entscheidungen über die Priorisierung von Abhilfemaßnahmen zu treffen.
Die Grundlage für jede gute Bewertung ist eine angemessene Kartierung der Schwachstellen. Dies ist ein Prozess, der mehrere Schritte umfasst:
Die beste Möglichkeit, Schwachstellen zu bewerten, ist die Einhaltung des CVSS-Systems. Dadurch vermeiden Unternehmen, alle gängigen Schwachstellen neu bewerten zu müssen, und halten gleichzeitig den Industriestandard ein. Aufgrund des Umfangs und der Größenordnung dieses Prozesses ist es notwendig, ihn zu automatisieren. Auf diese Weise kann ein Unternehmen regelmäßig eine konsistente und skalierbare Bewertung der Sicherheitslage vornehmen, die es ermöglicht, die Bewertungen im Laufe der Zeit zu vergleichen und Trends bei der Sicherheitslage festzustellen.
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