Lieber faul und intelligent als fleißig und dumm: Beim Thema Leadership denken viele als erstes an Instrumente wie Lob, Kritik und Mitarbeitergespräche. Das sind Beispiele direkter Führungsinstrumente – also Maßnahmen, die einen direkten Einfluss auf die Mitarbeiter ausüben. Demgegenüber stehen die sogenannten indirekten Führungsinstrumente, die im modernen People Leadership eine effektive Ergänzung für HR-Teams und Geschäftsführer sein können. Aber: Worin genau liegt der Unterschied und wie kann indirekte Führung Unternehmen zum Erfolg führen?
Wer sich direkter Führungsinstrumente bedient, setzt vor allem auf zwischenmenschlichen Kontakt und greift somit direkt in die Unternehmensprozesse und Arbeitsabläufe der Mitarbeiter ein. Das ist wichtig, um mit der eigenen Belegschaft im Austausch zu bleiben, Informationen schnell und effizient weiterzugeben und so einen direkten Einfluss auf die Mitarbeiter und die Arbeitsergebnisse zu gewährleisten.
Ebenso wichtig ist es aber auch, sich in entscheidenden Momenten als Führungskraft entbehrlich zu machen und Abläufe aus einer größeren Distanz – sprich: indirekt – zu koordinieren. Das Konzept der indirekten Führung basiert auf dem Gedanken, dass ein System sich selbst reguliert. Das bedeutet für Unternehmen: Ein System aus Menschen, also aus den eigenen Mitarbeitern, können Führungskräfte nur bedingt von außen steuern. Auf die Rahmenbedingungen können sie aber Einfluss nehmen – zum Beispiel auf das Aufsetzen des Systems als solches sowie auf seine grundsätzlichen Regeln und Abläufe. Zu den klassischen Instrumenten der indirekten Führung gehören daher etwa die Personalauswahl, Teamzusammensetzung, Arbeitsplatzgestaltung und Unternehmenskultur.
Darum ist Loslassen für Führungskräfte wichtig
Never change a running system: Gut laufende Systeme bedürfen bekanntlich keiner Änderung. Wer sich vollkommen auf sein Unternehmensteam und auf die bestehenden Prozesse verlassen kann, hat also mehr Zeit, sich dem großen Ganzen, zum Beispiel der Zukunft des Unternehmens, zu widmen – und das ist in Anbetracht der fortschreitenden Digitalisierung und Globalisierung sowie der aktuellen ökonomischen und ökologischen Herausforderungen besonders wichtig.
Doch indirekte Führung bedarf gewisser Voraussetzungen, allen voran der richtigen Soft Skills. Selbstreflexion und die Fähigkeit, auch mal loslassen zu können, spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Zugespitzt formuliert bedeutet das: Manager sollten es sich zum Ziel setzen, im operativen Tagesgeschäft ihrer Mitarbeiter nicht mehr benötigt zu werden. Konkret bedeutet das dann: People Leader brauchen ein hohes Vertrauen in ihre Mitarbeiter, um ihnen lediglich den groben Rahmen für ihre Arbeit vorzugeben – mit dem Ziel, dass die Teams sich in Eigenverantwortung so gut organisieren, dass die Unternehmensgeschäfte auch ohne direkten Eingriff durch die Führungskraft erfolgreich laufen.
So funktioniert indirektes People Leadership: vier Tipps
Der Gedanke, die eigene Belegschaft überwiegend sich selbst zu überlassen, kann zunächst befremdlich oder gar riskant erscheinen. Jedoch bedeutet es nicht, dass Führungskräfte keinerlei Einfluss nehmen können – im Gegenteil. Mit indirekten Führungsinstrumenten können Führungskräfte elementare Unternehmensprozesse bewusst steuern. Die folgenden Ansätze zeigen, wie es People Leadern gelingen kann, durch indirekte Führung ein starkes Fundament für langfristigen Unternehmenserfolg zu schaffen:
Gerrit Külper, Director People and Employee Relations Central Europe bei Sage, kommentiert: „Indirekte Führungsinstrumente passen in die aktuelle Zeit – denn sie können in einer zunehmend digitalisierten, sich schnell wandelnden Arbeitswelt die Entwicklung agiler Prozesse begünstigen. Wenn die Führungskraft nicht in die Arbeit direkt eingreift, sondern zielorientiert die Rahmenbedingungen schafft, stärkt das bei den Mitarbeitern die Fähigkeiten zur Eigenverantwortung, Problembewältigung und Selbstorganisation. So lernen sie, sich schnell an Veränderungen anzupassen, agil zu arbeiten und flexibel zu reagieren. Beim indirekten People Leadership müssen Führungskräfte und HR-Manager sensibel sein, sich abgrenzen können, Vertrauen und Mut fassen – aber es lohnt sich, denn ein erfolgreich indirekt geführtes Team entlastet gleichzeitig auch die Führungskraft, so dass Freiraum für neue spannende Aufgaben entstehen kann.“
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