Verbraucher misstrauen Datenschutz

Verbraucher aus Deutschland haben nur geringes Vertrauen, wenn es um die IT-Sicherheit personenbezogener Daten geht. Die große Mehrheit derjenigen, die Opfer von Datenschutzverletzungen wurden, haben negative Auswirkungen auf ihr Leben erfahren. Finanzbetrug steht hier an erster Stelle.

Eine neue Studie von Thales hat ergeben, dass es den Verbrauchern branchenübergreifend an Vertrauen in den Schutz ihrer persönlichen Daten mangelt. Laut der Studie „2022 Thales Consumer Digital Trust Index: A Consumer Confidence in Data Security Report“, die von Opinium in Zusammenarbeit mit der University of Warwick durchgeführt wurde, bringen Verbraucher Social Media-Plattformen (global 18 %, in Deutschland 10 %) das geringste Vertrauen für den Schutz ihrer persönlichen Daten entgegen.

Im Gegensatz dazu ergab die Studie, dass die Verbraucher dem Bank- und Finanzwesen (42 %, in Deutschland 45 %), dem Gesundheitswesen (37 %, in Deutschland 39 %) und den Unternehmen der Unterhaltungselektronik (32 %, in Deutschland 28 %) beim Schutz ihrer sensiblen Daten am meisten vertrauen. Der Bericht basiert auf einer Umfrage unter mehr als 21.000 Verbrauchern weltweit (davon 2.000 in Deutschland) und zeigt auf, wie die Verbraucher weltweit auf Datenschutzverletzungen reagieren – sowohl in Bezug auf ihr persönliches Verhalten als auch in Bezug auf ihre Einstellung gegenüber Unternehmen, bei denen eine Datenschutzverletzung festgestellt wurde und das Maß an Vertrauen, das sie einer Vielzahl von Branchen und Regierungen entgegenbringen.

Auch im Hinblick auf das Vertrauen der Verbraucher gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern, wenn es um den Schutz personenbezogener Daten geht. Die Verbraucher in Deutschland (23 %), Australien, dem Vereinigten Königreich und Frankreich (20 %) haben im Vergleich das geringste Vertrauen, wenn es um den Schutz personenbezogener Daten und digitaler Dienste geht. In Brasilien (95 %), Mexiko (92 %) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (91 %) war das Vertrauen dagegen am größten. Diese Unterschiede im Vertrauen in den jeweiligen Ländern sind wahrscheinlich das Ergebnis von Datenschutzvorschriften wie der DSGVO, die ein breiteres Bewusstsein für das Recht auf Privatsphäre geweckt haben und dadurch mangelndes Vertrauen erzeugen.

Verbraucher spüren die Auswirkungen einer Datenpanne

Der Bericht zeigt, dass die überwiegende Mehrheit (82 %, in Deutschland 86 %) der Verbraucher weltweit von negativen Auswirkungen auf ihr Leben nach einer Datenschutzverletzung berichtet. Betrügerische Verwendung ihrer Finanzdaten (31 %, in Deutschland 22 %), betrügerische Verwendung ihrer persönlichen Daten (25 %, in Deutschland 31 %) und gezielte Betrugsversuche auf der Grundlage ihrer Daten (25 %, in Deutschland 29 %) sind die wichtigsten Auswirkungen. Interessanterweise wurde der Finanzbetrug in allen Ländern am häufigsten gemeldet, mit der einzigen Ausnahme:

Verbraucher schützen sich selbst

Um sich zu schützen hat rund ein Fünftel (21 %, in Deutschland 19 %) der Verbraucher weltweit die Zusammenarbeit mit einem Unternehmen, das von einer Datenschutzverletzung betroffen war, eingestellt. Einer von zehn Befragten (8 %, in Deutschland 10 %) hat sogar rechtliche Schritte gegen das Unternehmen eingeleitet, während eine ähnliche Zahl (9 %, in Deutschland 13 %) dies in Erwägung zieht.

Darüber hinaus werden die meisten Verbraucher (69 %, in Deutschland 52 %) wahrscheinlich bei Geschäften mit Banken & Finanzdienstleistern, die meiste Zeit damit verbringen, zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, um die bei ihnen gespeicherten persönlichen Daten zu schützen und zu sichern, wenn Unternehmen von Datenschutzverletzungen betroffen sind. Es folgen E-Mail (54 %, in Deutschland 42 %), soziale Medien (48 %, in Deutschland 38 %) und der Online-Einkauf bei Einzelhandelsunternehmen (44 %, in Deutschland 23 %). Obwohl es um sehr persönliche Daten geht, wendet nur ein Drittel (33 %, in Deutschland 24 %) der Verbraucher Zeit für die Umsetzung zusätzlicher Sicherheitsmaßnahmen im Gesundheitswesen auf, während nur ein Viertel (24 %, in Deutschland 16 %) dies für Reisen tut.

Carsten Maple, Professor für Cyber Systems Engineering, WMG an der Universität Warwick, kommentiert: „Datenschutzverletzungen sind heute so alltäglich, dass es interessant und wichtig ist, herauszufinden, was die Verbraucher über dieses Thema denken, welchen Branchen sie Vertrauen entgegenbringen und was ihrer Meinung nach getan werden muss. Dieser Bericht gibt neue Einblicke in diese Fragen und zeigt, dass es an Vertrauen in den Schutz von personenbezogenen Daten in sozialen Medien mangelt. Dass war zu erwarten. Es besteht jedoch auch ein starkes Misstrauen gegenüber Regierungen, die Daten richtig zu schützen. Darüber hinaus zeigt der Bericht, dass eine beträchtliche Anzahl derjenigen, die von einer Datenschutzverletzung betroffen waren, klare Maßnahmen ergriffen haben, einschließlich der Kündigung bestimmter Dienste bzw. des Löschens von Konten oder der Einleitung rechtlicher Schritte.“

Taten sagen mehr als Worte

Die Verbraucher weltweit sind sich einig, dass Unternehmen, die von einer Datenschutzverletzung betroffen sind, bessere Datensicherheitsmaßnahmen, wie zum Beispiel Verschlüsselungs- und Benutzerauthentifizierungsprotokolle, einführen sollten. Mehr als die Hälfte (54 %, in Deutschland 51 %) ist der Meinung, dass dies obligatorisch sein sollte. Dicht darauf folgen die Entschädigung der Betroffenen (53 %, in Deutschland 47 %), die Beschäftigung von Spezialisten, um sicherzustellen, dass sich so etwas nicht wiederholt (46 %, in Deutschland 43 %), die Übernahme von Verantwortung für das Auffinden der Daten der Betroffenen und die Zahlung für deren Rückgabe (43 %, in Deutschland 41 %) sowie die Einhaltung strengerer Vorschriften (42 %, in Deutschland 33 %).

Interessant für die Regulierungsbehörden ist, dass die Verhängung hoher Geldstrafen bei Maßnahmen gegen Unternehmen, die eine Datenschutzverletzung begangen haben, für Verbraucher die niedrigste Priorität hat: Nur drei von zehn (31 %, in Deutschland sogar nur 23 %) glauben, dass dies geschehen sollte.

Philippe Vallée, Executive Vice-President, Digital Identity & Security bei Thales kommentiert: „Verbraucher auf der ganzen Welt haben gezeigt, wie wichtig ihnen die Sicherheit bei digitalen Diensten und ihren persönlichen Daten ist. Während viele annehmen würden, dass die Entschädigung ganz oben auf der Tagesordnung steht, ist es der Schutz des Systems und der zukünftigen Nutzer, der an erster Stelle steht. Darüber hinaus wollten fast doppelt so viele Verbraucher sicherstellen, dass die Risiken künftiger Datenschutzverletzungen durch die Einführung besserer Verschlüsselungs- und Authentifizierungsprotokolle gemindert werden, als dass Unternehmen hohe Geldstrafen erhalten.

Es ist klar, dass die Verbraucher zunehmend akzeptieren, dass ihre eigene Cybersicherheit Risiko und Chance gleichermaßen birgt, und dass sie mehr Zeit und Sorgfalt auf die Sicherheit der Teile ihres Online-Lebens legen, die ihnen am meisten bedeuten. Da Daten jedoch immer wertvoller werden, ist dies eine klare Botschaft an alle anderen Branchen, bewährte Verfahren zur Cyber-Sicherheit und Cyber-Hygiene umzusetzen“, schließt Vallée.

ZDNet.de Redaktion

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