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Was treibt den IoT-Markt an? Cloud, 5G und Nachhaltigkeit?

Die aktuelle Dynamik des IoT-Anbietermarkts deutet auf größere Verschiebungen hin. Zum einen zeigen Unternehmen weltweit weiterhin großes Interesse an IoT-Initiativen, zugleich bremsten aber die COVID-Pandemie, ein globaler Mangel an Chips und der sich verschärfende Fachkräftemangel das Wachstum aus. Erste einschneidende Veränderungen seitens der Service-Provider sind die Folge: Die Ausgründung von Kyndryl aus IBM und die Fusion von Mindtree und LTI sind neben anderen Übernahmen Beispiele für bleibende Änderungen am Markt. Und wie immer führen solche Veränderungen zu zweierlei: zu einerseits neuen Optionen, aber andererseits auch zu Verunsicherung bei den Kunden.

Fachkräftemangel bremst den Markt

Die Mitarbeiterfluktuation ist zuletzt zu einer maßgeblichen Hürde für Serviceanbieter geworden – und nicht nur bei denjenigen, die IoT-Dienste erbringen. Neben der Mitarbeitergewinnung ist die Bindung der bereits angestellten Fachkräfte von überragender Bedeutung. Zu ihr gehören Karrierepläne, die Mitarbeiterziele klar definieren und Fortschritte messen. Hinzu kommen sogenannte Cross-Training-Initiativen: Dienstleister sollten diese anbieten, damit die Mitarbeiter frühzeitig neue Fähigkeiten erwerben und bei Interesse auch in andere Bereiche des Unternehmens wechseln können.

Auch wegen dieses Fachkräftemangels, der ja zugleich die Anwenderunternehmen betrifft, steigt derzeit die Nachfrage nach Managed-IoT-Services. So verzeichnete zum Beispiel der Marktmonitor des ISG Index für die letzten sechs Quartale eine Rekordnachfrage nach Managed Services in Europa: In jedem dieser Quartale lag der jährliche Vertragswert für Neuverträge in diesem Segment bei einem historischen Höchstwert von über drei Milliarden Euro. Managed Services für IoT sind Teil dieses Trends. Technologien wie Cloud und 5G sowie die wachsende Nachfrage aus dem Mittelstand werden die Nachfrage nach Managed Services weiter ankurbeln.

Nachhaltigkeit als Markttreiber

Zusätzlichen Schub erhält die Nachfrage nach IoT-Lösungen derzeit durch das Thema Nachhaltigkeit, da IoT-Technologien und -Dienste einzigartige Möglichkeiten bieten, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. So können zum Beispiel Daten von intelligenten Energie- und Wasserzählern die entsprechenden Verbräuche senken. Oder eine IoT-gestützte Logistik ist in der Lage, die Routen von Lastwagen optimieren, um den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren.

Bei den IoT-Dienstleistern selbst ist der Reifegrad mit Blick auf Nachhaltigkeit zum Teil sehr unterschiedlich: Einige haben sich auf eine Netto-Klimaneutralität oder andere ehrgeizige Verbesserungsziele verpflichtet. Dies beinhaltet dann auch, Nachhaltigkeitsziele proaktiv in ihre Kundenstrategie zu integrieren. Andere Anbieter hingegen beschränken sich darauf, auf Kundenwünsche zu reagieren.

Veränderungsdruck spüren die IoT-Service- und Lösungsanbieter auch mit Blick auf den Umfang und die Stoßrichtung von IoT-Projekten. Dies beobachtet ebenfalls die aktuelle Studie „ISG Provider Lens – Internet of Things (IoT) 2022“. Ihr zufolge bilden mittlerweile die Strategieberatung einerseits sowie Implementierung und Integration andererseits separate Teilmärkte. Denn Managed-IoT-Services bewegen sich weg von begrenzten IoT-Projekten und entwickeln stattdessen unternehmensweite IoT-Strategien, bevor sie mit der Implementierung von Produkten und Prozessen beginnen.

Vernetzte Produkte, Geräte und Personen

Auch im Teilmarkt der „Connected Mobility“ verzeichnet die ISG-Studie strukturelle Veränderungen: Standen bislang hauptsächlich vernetzte Fahrzeuge im Mittelpunkt, ändert sich dies gerade angesichts der zunehmenden Relevanz von IoT im Kontext von Logistik und Lieferketten. Im Fokus stehen nun auch die mobile Verfolgung und Verwaltung von Anlagen, wobei vernetzte Sensoren Produkte, Geräte und Personen beim Transport nachverfolgen, auch in abgelegene Umgebungen.

Eine Ausweitung des Marktes ist auch bei Lösungen für die IoT-Endpunktsicherheit zu beobachten, da die Serviceanbieter dazu übergegangen sind, Sicherheit in Dienste des gesamten IoT-Ökosystems einzubetten. Denn die wachsende Zahl der vernetzten Geräte vergrößert die Angriffsflächen für Cyberattacken und erhöht die Sicherheitsrisiken.

Am Rand des Netzwerks

Bei den IoT-Lösungen für den Rand („Edge“) von Netzwerken spielen heute nicht mehr nur KI-Fähigkeiten eine wichtige Rolle, sondern zunehmend auch das Datenmanagement. Denn die aktuelle Einführung von 5G treibt das IoT-Wachstum für jene Anwendungen voran, die eine höhere Geschwindigkeit, Stabilität und sichere Konnektivität mit extrem niedrigen Latenzzeiten benötigen. Die Einführung von 5G beschleunigt das Wachstum des IoT-Marktes weiter und schafft neue Bereiche für IoT-Anwendungen. Dies bedeutet wiederum, dass mehr Daten mit höherer Geschwindigkeit übertragen werden und sich somit die KI- und Datenmanagement-Fähigkeiten am „Edge“ schnell weiterentwickeln.

Nicht zuletzt spielt die Datenkonvergenz zwischen IT und OT (Operational Technology) eine wachsende Rolle, da die damit verbundenen Dienste derzeit eine kritische Masse erreichen. Hier lässt sich beobachten, dass die Anbieter diese IT/OT-Interaktions- und Konvergenzdienste in ihre anderen IoT-Serviceangebote miteinbinden und diese somit zu einem festen und integralen Bestandteil des IoT-Serviceportfolios werden.

Wachstum in Krisenzeiten

Zwar waren die letzten Monate von der COVID-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine, Störungen von Lieferketten und der Abwanderung von Fachkräften geprägt. Doch geht die Innovation bei Sensoren und IoT-Anwendungen unvermindert weiter, zumal sich in den meisten Ländern die Netzinfrastruktur weiter verbessert. Außerdem setzen Unternehmen gerade mit Blick auf die derzeitigen Großkrisen weiterhin auf die digitale Transformation, um ihr Geschäft umzugestalten und dieses wettbewerbsfähiger, nachhaltiger und resilienter zu machen. Das IoT-Ökosystem und der Markt für die damit verbundenen Services sind Teil dieser allgemeinen digitalen Expansion und werden deshalb weiter deutlich wachsen.

Ron Exler, Principal Analyst bei ISG

Ron Exler

ist Director und Principal Analyst bei der Studienreihe ISG Provider Lens (IPL), einem Teil von ISG Research. Seine thematischen Schwerpunkte liegen auf den disruptiven und innovativen Auswirkungen des Internet of Things (IoT), von Location Intelligence, dem digitalen Arbeitsplatz und der Anwendungsmodernisierung in Unternehmen.

Roger Homrich

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