Entwicklererfahrung verbessern

Entwickler nehmen eine immer größere Rolle ein, wenn es darum geht Mehrwert durch innovative Anwendungen und digitale Dienste zu generieren. Sie ermöglichen es Unternehmen, sich an ständig wandelnde Bedingungen anzupassen. Dessen sind sich inzwischen auch viele Organisationen bewusst und daher verfolgen sie häufig eine Strategie für eine bessere Entwicklererfahrung (Developer Experience oder DevEx). Dabei geht es hauptsächlich darum, Reibungsverluste im Entwicklungsprozess zu verringern und dessen Effektivität zu erhöhen.

Die Verbesserung der Entwicklererfahrung führt jedoch nicht nur zu zufriedenen und produktiven Mitarbeitern, sondern schlägt sich auch in den nackten Zahlen nieder. Laut einer kürzlich von VMware und Forrester durchgeführten Studie erkennen 75 Prozent der IT- und Geschäftsleiter an, dass die Entwicklererfahrung für die Umsetzung der Geschäftsstrategie wichtig ist. 69 Prozent stimmen außerdem zu, dass eine gute Entwicklererfahrung zu einer besseren Kundenerfahrung führt.

Was muss also getan werden, um eine reibungslose und nahtlose Entwicklererfahrung zu gewährleisten? Hier sind fünf Maßnahmen, mit denen Unternehmen den ersten Schritt zu einer guten Entwicklererfahrung gehen können:

Die Entwickler wissen am besten selbst, was sie benötigen

Viele Entscheidungsträger glauben zu wissen, was die Entwickler brauchen und bauen auf diesen Annahmen ihre Strategie auf. Laut der Studie geben 94 Prozent der Befragten  an, dass ihre Unternehmen zwar über eine DevEx-Strategie verfügen, aber nur einer von vier glaubt, dass der Ansatz ausgereift ist und einen Mehrwert bietet. Um dieses Problem anzugehen, müssen die Entwickler von Anfang an in die Strategiegespräche einbezogen werden.

Willkürliche Änderungen an der Toolchain zur Softwarebereitstellung führen beispielsweise zu Chaos. Stattdessen sollten Unternehmen eine Übersicht erstellen, auf der die Wertschöpfungsprozesse im Entwicklungsprozess dargestellt werden. So sind sie in der Lage, Bremsklötze bei der Softwareentwicklung, manuelle Handoffs und vor allem Reibungsverluste im Softwareentwicklungsprozess zu identifizieren. Die Chancen stehen gut, dass so eine Kombination aus prozess- und technologiebezogenen Problemen erkannt und eine Ausgangsbasis gefunden wird, von der aus der Entwicklungsprozess verbessert werden kann. Mit einer Roadmap für die Wertschöpfungskette können sie dann eine Strategie entwickeln, die sich zunächst auf die Änderungen mit den größten Auswirkungen konzentriert.

Den Entwicklern die richtigen Werkzeuge an die Hand geben

Die Unternehmen von heute müssen mit vielen verschiedenen Technologien jonglieren. Sie müssen sich mit monolithischen Legacy-Architekturen auseinandersetzen und moderne Optionen wie Microservices nutzen – und gleichzeitig Open-Source-Software einsetzen, um die Flexibilität zu maximieren. Auf diesem Weg können sie sich leicht in einer stetig wachsenden Landschaft neuer Tools, Konzepte und Frameworks verlieren. Laut einer Studie von VMware geben drei von fünf Befragten an, dass diese Komplexität die Produktivität und Erfahrung ihrer Entwickler beeinträchtigt. Selbst wenn dies unvermeidlich ist, beeinträchtigen Verzögerungen bei der Einführung von Softwareprodukten nicht nur den Umsatz, sondern können auch zu Konflikten im Team führen und das Vertrauen der Entwickler untergraben.

Da Unternehmen bestrebt sind, Reibungsverluste und Komplexität in Entwicklungsprozessen zu reduzieren, ist es unerlässlich, Entwicklern die richtigen Tools zur Verfügung zu stellen. Spezifische Lösungen, die die Lebenszyklen von der deterministischen Erstellung bis zur Bereitstellung in der Produktion rationalisieren und Vorlagen und technische Blaupausenbereitstellen, würden einen erheblichen Unterschied machen: weniger Bastelei, weniger Entscheidungsmüdigkeit, mehr Zeit für das Programmieren.

Automatisierung nutzen und Entwickler entlasten

Die Automatisierung in Form von DevSecOps-Tools und -Funktionen hat sich sowohl auf die Zuverlässigkeit der Softwarebereitstellung als auch auf die Fähigkeit, Ordnung in den Entwickleralltag zu bringen, tiefgreifend ausgewirkt. Es überrascht daher nicht, dass die Automatisierung der Anwendungsbereitstellung in der Studie als die wichtigste Maßnahme genannt wurde, die die Erfahrungen der Entwickler verbessern soll. Eine Möglichkeit für Unternehmen, dies zu erreichen, ist die Abschaffung von Bereitstellungen am Wochenende und War Rooms durch die Einführung von Bereitstellungsautomatisierung. Dies ermöglicht gezielte Bereitstellungen an Wochentagen, auf die man sich verlassen kann.

Zugang zu Open Source miteinbeziehen

Open-Source-Software ist eine entscheidende Triebkraft für Innovationen in der gesamten Softwarebranche. Open-Source selbst unterliegt jedoch einem grundlegenden Wandel mit immer restriktiveren Lizenzen und versteckten Sicherheitslücken. Deshalb ist es wichtig, Entwicklern Zugang zu einer ausgewählten Reihe von Open-Source-Softwareprodukten und -komponenten zu gewähren, denen man vertrauen kann und die von einer starken Gemeinschaft oder einem Softwareanbieter unterstützt werden.

Standardisierte Anwendungsvorlagen erleichtern den Einstieg

Für viele Entwickler sind die ersten Schritte die schwierigsten. Eine Entwicklererfahrung, die Anwendungsvorlagen für die Konfiguration von Diensten, die Verwaltung von Abhängigkeiten oder den Zugriff auf Bibliotheken umfasst, gibt den Entwicklern nicht nur Starthilfe, sondern hilft ihnen auch die richtige Richtung einzuschlagen. Auf diese Weise können sie schneller mit der Erstellung von Code beginnen und gleichzeitig automatisch die bewährten Praktiken und Richtlinien des Unternehmens für Compliance und Sicherheit umsetzen.

Inmitten des Fachkräftemangels bei Entwicklern, der durch die Pandemie und die „Great Resignation“ bei der Personalbeschaffung verstärkt wurde, erleben viele Unternehmen hautnah, wie wichtig es ist, in das Entwicklererlebnis zu investieren. So kann die die Rekrutierung, Bindung und Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden. Die Führungskräfte verstehen zunehmend, dass die Verbesserung der Entwicklererfahrung in dieser App-gesteuerten Welt ein Unterscheidungsmerkmal ist, das für die Kundenerfahrung und die Umsetzung der Geschäftsstrategie ihrer Unternehmen entscheidend ist. Viele große Softwareunternehmen haben ein Platform as a Product oder Platform Engineering Team geschaffen, um Entwicklergemeinschaften zu fördern, Mehrwerte bekannt zu machen, Schulungsmaterial zu erstellen und die Produktnutzung zu erleichtern.

Darüber hinaus räumen laut VMware-Studie 71 Prozent der Führungskräfte aus Wirtschaft und Technik ein, dass sie den Prozess der Anwendungsentwicklung und Bereitstellung besser verstehen und unterstützen müssen. Dieser Lernprozess, der damit beginnt, den Entwicklern zuzuhören und dann die richtigen Technologien und Tools zu integrieren, ist ein entscheidender Schritt zur Verbesserung der Entwicklererfahrung – und damit zur Schaffung des entsprechenden Mehrwerts.

ZDNet.de Redaktion

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