Im Jahr 2018 verursachten die Deutschen im Durchschnitt 10,3 Kilogramm Elektroschrott pro Kopf. Das ist zwar deutlich weniger als Schweden mit 14,2 Kilogramm, aber auch nicht weit von der Spitzenposition entfernt. Bestimmte Anteile dieses Elektroschrotts lassen sich nur schwer recyclen, was das Problem verschärft.
Durch Elektroschrott gelangen häufig giftige Stoffe wie Cadmium, Quecksilber und Blei ins Grundwasser. 80 % dieses Schrotts – vom Kühlschrank bis zum Smartphone – landen auf Mülldeponien, nur etwa 20 % werden recycelt. Selbst bei diesem Recyclingprozess gehen etwa 30 % des Materials verloren, absolut „sauber“ ist dieser Prozess somit ebenfalls nicht.
Elektroschrott ist somit nicht allein aufgrund seiner schieren Masse ein Problem, sondern auch aufgrund des Umgangs damit. Zugleich ist das Problem so komplex, dass es sich kaum innerhalb weniger Jahre lösen lässt. Analysieren wir zuerst, warum Anwenderinnen und Anwender eine gewisse Mitschuld an dem Problem tragen.
Schlagwörter wie „Konsumgesellschaft“ und „Wegwerfkultur“ fassen das Problem auf Anwenderseite recht gut zusammen. Selbst hervorragend funktionierende Smartphones werden häufig ausgemustert und gegen neue Modelle ausgetauscht, obwohl es dafür oft kaum einen rationalen Grund gibt. Auch bei kleinen defekten werden die meisten Geräte sofort entsorgt und durch neue ersetzt, dabei kann man in vielen Fällen eine Reparatur selbst durchführen und spart bares Geld dabei. In den USA nutzen die Menschen ihr Smartphone im Durchschnitt 34 Monate und damit nicht einmal drei Jahre.
Nur etwa 8 % der Deutschen kaufen ein neues Smartphone, weil das alte Modell defekt ist. Deutlich wichtiger sind neue Funktionen, schnellere Hardware und dergleichen mehr.
Gegen dieses Verhalten ist zunächst nichts einzuwenden. Möchte jemand die Funktionen eines neuen Geräts nutzen und verfügt über ausreichende finanzielle Mittel für den Kauf, spricht nichts gegen den Erwerb. Allerdings lässt sich der Wunsch nach immer neuen Geräten nur schwer mit einem gleichzeitigen Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Einklang bringen. Es wäre jedoch falsch, mit dem Finger auf Privatpersonen zu zeigen und zu sagen: „Selbst schuld!“ Dass das Problem komplexer ist, zeigt ein Blick auf die andere Seite des Ufers.
Unternehmen wachsen und gedeihen nur, wenn diese Umsatz und (möglichst) Gewinn erwirtschaften. Dies kann durch Produktverkäufe, Dienstleistungen, Services und mehr erfolgen. Fokussieren wir uns auf das Problem des Elektroschrotts, fallen „virtuelle“ Umsatztreiber wie Dienstleistungen weg, stattdessen stehen physische Geräte im Rampenlicht.
Sehen wir uns dazu typische Produktzyklen von Smartphones an. Diese Geräteklasse eignet sich gut als Beispiel, da sie so gut wie jedem Menschen ein Begriff ist. Marktführer wie Apple oder Samsung veröffentlichen in der Regel jedes Jahr ein neues Spitzenmodell sowie einige weitere kleinere Geräte. Wer immer auf dem aktuellen Stand sein will, kauft also jedes Jahr ein neues Handy.
Das Problem verschärft sich durch die Funktionsweise von Smartphones. Diese bestehen nicht nur aus Hardware, sondern sind eine Symbiose aus Hard- und Software. Jene Software wird regelmäßig von den Herstellern der Betriebssysteme – Apple und Google – aktualisiert. Bis die Updates auf den Geräten der Hersteller ankommen, kann es jedoch dauern. Einige Nutzerinnen und Nutzer möchten darauf nicht warten oder haben Sicherheitsbedenken – und kaufen dementsprechend ein neues Gerät mit der neuesten Software.
Es ist möglich, dass sich das Konsumverhalten im Bereich der Smartphones verändern würde, wenn die Geräte beispielsweise eine Updategarantie von fünf Jahren hätten. Dies würde jedoch massive Kosten für die Hersteller verursachen und kein Geld in die Kassen spülen – im Gegensatz zum Verkauf komplett neuer Geräte.
Hersteller sind zudem nicht verpflichtet, sich an irgendwelche Absprachen zu halten. Xiaomi beispielsweise, ein großer Smartphonehersteller aus China, gibt keine Garantien. Zwar hat die Vergangenheit gezeigt, dass sie durchaus Updates veröffentlichen und dabei auch schnell arbeiten. Gibt es aber keine Garantien, hilft dies dem Verbraucher vor dem Kauf wenig.
Ein weiteres gewaltiges Problem, das haufenweise Elektroschrott verursacht, sind mangelnde Reparaturmöglichkeiten. Dies ist nicht allein auf Smartphones beschränkt, sondern gilt auch für Notebooks, Kühlschränke und viele weitere Artikel.
Notebooks sind ein gutes Beispiel für den Wegfall von Reparaturmöglichkeiten: Sie können heute nur noch in den seltensten Fällen geöffnet werden, um beispielsweise den Akku zu tauschen oder gar Komponenten zu ersetzen. Das Gerät aufschrauben, um eine neue Festplatte einzusetzen? Das gibt es heute nur noch selten.
Hier ist das Problem teilweise auch bei den Verbrauchern zu finden. Reparaturfähige Geräte, die halbwegs modular aufgebaut sind, lassen sich nur schwer besonders leicht und flach herstellen. Genau das suchen jedoch viele Käuferinnen und Käufer: schlank, elegant, ein echter Hingucker. Wären alle Geräte leicht auf eigene Faust reparierbar, wären diese wesentlich klobiger. Für die Hersteller würde dies wahrscheinlich einen Umsatzverlust bedeuten.
Zudem verdienen Unternehmen wie Apple oder Microsoft viel Geld an selbst durchgeführten Reparaturarbeiten, um etwa MacBooks oder Surface-Geräte zu reparieren. Zumindest betriebswirtschaftlich liegen somit keine Anreize vor, Reparaturen zu vereinfachen und damit die Nachhaltigkeit ihrer eigenen Produkte zu verbessern.
Zwar existieren Reparaturdienste, die diese „abgeschotteten“ Geräte ebenfalls reparieren und dies ist tatsächlich günstiger als die Angebote, die direkt von Apple und ähnlichen Unternehmen kommen. Gleichzeitig ist das jedoch von einer einfachen Selbstreparatur noch immer weit entfernt und damit keine Lösung des Reparaturproblems.
Recyceln ist dem einfachen Wegwerfen auf die Mülldeponie haushoch überlegen. Noch besser wäre es jedoch, Geräte gar nicht wegzuschmeißen, sondern sie schlicht zu reparieren.
Dass dies kein Tropfen auf den heißen Stein wäre, zeigen Berechnungen des Öko-Institut e.V. Würden Geräte repariert werden – Fernseher, Waschmaschinen, Smartphones, Notebooks und mehr -, könnten nur in Deutschland jedes Jahr etwa vier Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Dies hätte ungefähr denselben Effekt wie zwei Millionen Autos weniger auf unseren Straßen. Würden wir dies auf den gesamten Planeten hochrechnen, wäre die Menge eingespartes Kohlendioxid gigantisch.
Weil sich immer mehr Menschen nicht darauf verlassen möchten, dass die Gesellschaft als solche und/oder die Politik eingreift, werden sie einfach selbst tätig. Dies führte beispielsweise zum Aufkommen der Repair Cafés. Diese gibt es inzwischen in vielen (größeren) Städten in Deutschland und auch international. Ziel ist es, sich mit anderen Menschen zu treffen und Dinge zu reparieren. Dabei muss es sich nicht zwingend um Elektrotechnik halten – auch ein alter Pullover könnte „repariert“ werden, um den Kauf eines neuen Kleidungsstücks zu vermeiden.
Da diese Cafés in der Regel ehrenamtlich betrieben werden, wird Mitarbeit erwartet. So helfen sich am Ende alle gegenseitig, um Dinge wieder in Schuss zu bringen. Gemessen am gesamten Elektroschrott in Deutschland können diese Cafés natürlich nur einen winzigen Unterschied ausmachen – aber es ist ein Anfang, der Beachtung verdient.
Zumindest in Europa ist vor kurzer Zeit auch das EU-Parlament aktiv geworden. Mit dem Recht auf Reparatur soll gesichert werden, dass Verbraucherinnen und Verbraucher elektronische Geräte zehn Jahre lang leicht reparieren lassen können.
Dies soll auf mehrere Arten sichergestellt werden: Ersatzgeräte für die Dauer der Reparatur, bessere Informationen zur Reparierbarkeit auf Verpackungen, Zugang zu Reparaturinformationen seitens der Hersteller, längere Garantien und ein Verbot von Produkten mit schlechter Reparierbarkeit. Wie viel am Ende davon umgesetzt wird, bleibt abzuwarten.
Eigentlich sollte das Recht auf Reparatur bereits 2022 eingeführt werden, es wird sich nun allerdings auf 2023 verspäten. Eine bloße Gesetzesänderung wird voraussichtlich jedoch nicht reichen, um das Problem des zunehmendem Elektroschrotts komplett zu beseitigen – aber es ist ein Anfang.
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