Skalierbar, agil und flexibel – laut aktueller Studie der IT-Marktforschung ISG und EuroCloud Native (ECN) ist die Bereitschaft zum Wechsel auf Cloud-Native-Technologien im Mittelstand signifikant gestiegen. 27 Prozent der befragten IT-Entscheider:innen betreiben oder erstellen bereits Applikationen in der Public Cloud – fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahlen des ISG Pulse Check 2022 zum Status quo des Cloud-Native-Markts in Deutschland belegen, dass die Public Cloud hierzulande immer attraktiver wird. Ein Trend, den auch der Erfolg der Cloud-Native-Technologie im E-Commerce unterstreicht: Headless-Content-Managment-Systeme, kurz Headless CMS, lösen monolithische Applikationen auf.
„Headless CMS rückt die Content Experience in den Fokus“, sagt Maximilian Hille, Head of Strategic Sales & Consulting bei Cloudflight. „Cloud-Native lässt sich Software verschlanken und flexibel erweitern“, sagt Daniel Meisen, Geschäftsführer bei kreuzwerker. Beide Cloud-Native-Dienstleister sind auf die Technologie spezialisiert. Und beide Provider engagieren sich bei EuroCloud Native: Seit nunmehr drei Jahren versammelt die Cloud-Native-Initiative von EuroCloud Deutschland die deutsche Anbieterlandschaft unter einem Dach.
gal, ob Medienbetrieb, Verlag oder Shop – Headless-CMS-Systeme sind speziell dafür ausgelegt, große Mengen an Content zu verwalten, zu administrieren und aufzubereiten. Von News und Bildern über Videos bis hin zu Produkten – Headless-CMS-Systeme brechen die Paradigmen von Enterprise-CMS-Anwendungen auf. Setzten Unternehmen früher auf monolithische Komplettlösungen, schöpfen Firmen heute Vorteile über die Public Cloud aus: Headless-CMS-Systeme bestehen aus lose gekoppelte Applikationen, die sich beliebig anpassen und über Programmierschnittstellen (API) verbinden lassen. „Zwar sind die Bausteine aufwändiger zu entwickeln“, sagt Meisen, „gleichzeitig sind die Unternehmen aber freier darin, unterschiedliche Inhalte über individuelle Formate und verschiedene Endgeräte zielgruppengerecht zu präsentieren“.
Egal, ob WordPress, Magento oder Typo3 – frühere CMS-Anwendungen wie diese bringen alle Funktionen in einer Software mit. „Die Rund-um-sorglos-Pakete wollten es den Nutzenden besonders leicht machen“, sagt Hille. So sind beispielsweise Middlewares, Front- und Backend zentral integriert. „Wer etwas am Frontend ändern möchte, der muss es im Backend einrichten“, sagt Hille.
Über derartige Applikationen realisierte Online-Shops bauen Sites dabei dynamisch auf. Das heißt: Greifen Kund:innen über das Smartphone auf ein E-Commerce-Angebot zu, erzeugt das CMS eine für das jeweilige Endgerät optimierte Website. Meisen: „Ein Prozess, der mit einer Datenbankabfrage vergleichbar ist, um ein bestimmtes Ergebnis zu erhalten.“ Und ein Vorgang, der oft zeitintensiv und damit lange für die Kund:innen dauerte. „Häufen sich Zugriffe oder fallen Server aus, bremst das die Performance aus“, sagt Hille.
Anders Headless CMS: „Statt Server zu betreiben, Bibliotheken zu verwalten oder Anwendungen zu aktualisieren, verbinden und administrieren Unternehmen Inhalte und Features direkt in der Public Cloud“, sagt Meisen. Wer das bislang in einem CMS verschmelzen ließ, der schließt nun die Bausteine bedarfsgerecht über APIs Cloud-Native zusammen. Meisen: „Features, die nicht relevant sind, implementiere ich erst gar nicht. So bleiben Apps kompakt, agil und flexibel.“
Vom E-Commerce-Shop über Nachrichtenangebote bis hin zu Katalogen: „Je nach Ziel und Zweck entwickeln Unternehmen ihr Frontend passgenau in der Public Cloud“, sagt Meisen, „Hyperscaler wie AWSbieten dazu vordefinierte Software-as-a-Service-Bausteine, die sich beliebig anpassen und sofort nutzen lassen.“ Auch Open-Source-Varianten stehen bereit.
„Alle Inhalte lassen sich in der Cloud verwalten und pflegen“, sagt Hille, „Datenbanken und Bibliotheken in Eigenregie zu managen, gehört der Vergangenheit an.“ Darüber hinaus bieten Headless-CMS-Systeme mehr Freiheiten, um Workflow- und Redaktionsprozesse zu steuern. „Monolithische Anwendungen sind da deutlich unflexibler“, sagt Hille.
Zudem setzt Headless CMS auf statische Websites. Das heißt: Statt Texte, Bilder und Grafiken dynamisch zu laden, lassen sich Sites in der Cloud statisch rendern und vorhalten. Egal, ob Tablet, Handy, Out-of-Home-Display – Inhalte lassen sich vorab und passgenau auf die jeweiligen Kanäle, Medien und Formate zuschneiden. Unternehmen profitieren von höheren Freiheitsgraden, um Corporate-Design- und Identity-Vorgaben einzuhalten. Und: „User profitieren von einer besseren Content Experience und damit einem besseren Nutzungserlebnis“, sagt Hille, „statische Websites laden schneller als dynamische.“
Darüber hinaus machen es statische Sites Angreifenden schwer: Wer etwa versucht, auf diesem Weg eine CMS-Software zu hacken, der landet in der Sackgasse. „Da Front- und Backend entkoppelt sind, haben Hacker beim Headless CMS kaum Chancen“, sagt Meisen. Nicht anders bei IT-Problemen: Die vorkompilierten HTML-Files bleiben auch dann über die Cloud erreichbar, wenn Softwarefehler vorgelagerte Systeme ausfallen lassen. Meisen: „Die statische Architektur spart außerdem Betriebskosten, weil sie weder Load-Balancer noch komplexe Applikationslogiken benötigt, um immer optimal performant zu sein.“ „Wer seine Softwarearchitektur so aufbaut, macht sich schließlich auch unabhängiger von einzelnen Vendoren“, sagt Hille.
„Cloud-Native-Applikationen wie Headless-CMS-Systeme tarieren Business- und Developer-Anforderungen deutlich besser aus als monolithische Anwendungen“, sagt Dr. Nils Kaufmann, der EuroCloud Native initiiert hat und von Beginn an leitet. „Zwar macht die Cloud-Native-Technologie die IT-Landschaft komplexer, aber spezialisierte Dienstleister, wie sie die ECN versammelt, stehen für den Mittelstand bereit.“ So erfordern die über Microservices und APIs verbundenen Softwaregeflechte nicht nur anderes technologisches Betriebs-Know-how als etwa monolithische Serverapplikationen. Sondern zudem eine neue Organisation nach dem DevOps-Prinzip. Was das praktisch heißt: „Wer Cloud-Native-Applikationen entwickelt, der setzt auf kleine Teams, rasches Tempo und kurze Produktlebenszyklen“, sagt Meisen, „in der Folge bekommen beispielsweise Developer mehr Verantwortung.“ „DevOps ist ein agiles Vorgehen, das eine ebenso agile Arbeitskultur braucht“, sagt Hille, „zwar lassen sich Anwendungen leicht umprogrammieren, nicht aber das Verhalten der Menschen.“
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