Auch heute noch neigen wir allzu oft dazu, Low-Code und No-Code gegeneinander auszuspielen. Das Problem ist, dass die Argumente, die zu ihrer Unterscheidung angeführt werden, oft falsch sind, obwohl es offensichtlich ist, dass diese Lösungen viel gemeinsam haben. Im Grunde befassen sie sich mit derselben Problematik: Sie ermöglichen es Unternehmen, Web- und Mobilanwendungen schneller zu entwickeln und dabei die traditionellen Einschränkungen der Entwicklung – wie die Kosten, Fristen, Risiken, und Infrastruktur – und den damit verbundenen Bedarf an verschiedenen Fähigkeiten zu umgehen.
Häufig wird zwischen No-Code und Low-Code im Hinblick auf die Zielgruppe unterschieden: Während No-Code auf der einen Seite für sogenannte Citizen Developer gedacht ist, soll Low-Code auf der anderen Seite traditionellen Entwicklern vorbehalten sein. Doch die Realität widerlegt diese gängigen Vorstellungen.
So gibt es sowohl No-Code- als auch Low-Code-Tools, die nicht-professionellen Entwicklern mit wenig oder keiner Erfahrung in der Anwendungsentwicklung helfen, einfache unternehmensinterne Anwendungen fast ausschließlich mit vorgefertigten Templates, Konnektoren, APIs und Logik zu erstellen. Häufig handelt es sich um einen sehr spezifischen Anwendungsfall, wie zum Beispiel eine App, die die tägliche Arbeit effizienter macht. Einige No-Code- und Low-Code-Anbieter zielen genau auf diese einfachen Anwendungsfälle ab. Ein Citizen Developer des Versicherungsunternehmens Universal konnte so bereits ein neues Call-Center-System bauen.
Wenn wir allein von den Bezeichnungen ausgehen, benötigt No-Code keinen und Low-Code nur wenig Code. Dabei ermöglichen viele No-Code-Lösungen es mittlerweile, in verschiedenen Programmiersprachen zu schreiben, wie JavaScript, Python, Rust oder auch SQL. Ein Beispiel hierfür ist die in der No-Code-Welt sehr beliebte Open-Source-Lösung Baserow, die ohne SQL-Kenntnisse nicht nutzbar ist. Umgekehrt lassen sich mit Low-Code-Lösungen komplexe Anwendungen entwickeln, ohne eine einzige Zeile Code zu verwenden.
No-Code-Tools werden immer komplexer und erfordern in einigen Fällen genauso lange Schulungen wie Low-Code. Nicht selten sind es sogar längere Ausbildungen in einem Umfang von neun Wochen. Hersteller von Low-Code-Lösungen empfehlen dagegen Schulungen von mindestens einem Monat, um zu einem Low-Code-Entwickler zu werden. Grundlagen in der Informationssystemarchitektur, in Datenbanken, JSON oder APIs werden dadurch zu einem großen Vorteil und bringen beim Einsatz dieser Technologien einen Mehrwert.
Zu den Nutzern von No-Code sollen hauptsächlich spezialisierte Firmen und Freiberufler zählen, die schnell qualitativ hochwertige Lösungen für kleine Unternehmen entwickeln. Auch hier verschwimmen jedoch die Grenzen: Große Unternehmen verfolgen No-Code-Strategien, während kleinere Unternehmen mit speziellen Bedürfnissen auf Low-Code umsteigen. Beide Technologien demokratisieren die Anwendungsentwicklung für unzählige mittelständische Unternehmen, die nicht über die Ressourcen für eine traditionelle Entwicklung verfügen.
No-Code als kostengünstigere Lösung anzusehen, ist ein weiteres Missverständnis. In beispielsweise komplexen Branchen wie der Industrie sind mindestens drei Umgebungen (Entwicklung, Qualität und Produktion), eine hohe Verfügbarkeit, aber auch Sicherheitsgarantien und eine Reihe von Cloud-Diensten für die Entwicklung von unternehmenskritischen Anwendungen erforderlich. Um den gesamten Bedarf mit No-Code abzudecken, wäre eine Kombination mehrerer No-Code-Lösungen notwendig. Die Rechnung für eine Low-Code-Lösung würde in diesem Fall wahrscheinlich geringer ausfallen.
No-Code-Tarife können jedoch für Organisationen interessant sein, die sich die Servicegarantien nicht leisten können. Sie haben einen „Mainstream“-Ansatz, der bei Low-Code-Lösungen fehlt. Zu bedenken ist allerdings, dass nicht-funktionale Anforderungen wie Skalierbarkeit, Resilienz und Sicherheit keineswegs dieselben sind.
Mit der Fokussierung von Low-Code auf komplexe Unternehmensprobleme ist diese Technologie heute in Bezug auf Compliance, Skalierbarkeit, Verfügbarkeit und Sicherheit ausgereifter als No-Code. Low-Code ist dadurch besser in der Lage, die für die Erstellung kritischer Anwendungen in großen Unternehmen benötigte Entwicklungsumgebung zu bieten.
Ein grundlegender Unterschied besteht auch im Umfang der beiden Lösungen. No-Code-Lösungen sind eher spezialisiert, wie Airtable und Baserow für Daten, Zapier und Make für Automatisierung und Integration sowie WeWeb und Webflow für Webseiten. Low-Code-Lösungen sind ganzheitlicher und sind unter anderem mit Workflow- sowie Datenmodell-Management ausgestattet. Sie lassen sich außerdem automatisieren sowie auf Web- und Mobile-User Interfaces skalieren.
Die No-Code- und Low-Code-Terminologie sowie ihre offensichtliche Bedeutung haben sich seit ihrer Einführung im Jahr 2016 nicht bewährt. Die Grenze zwischen Low-Code und No-Code verschwimmt immer mehr, sodass es oft kontraproduktiv ist, die beiden Ansätze einander entgegenzusetzen. Wir sollten daher auf die Formulierung „Low-Code/No-Code“ zurückgreifen und idealerweise einen neuen, alles umfassenden Begriff finden, anstatt nur von dem einen oder dem anderen zu reden.
Vor der Implementierung von Low-Code/No-Code sollten Unternehmen ihre Bedürfnisse genau definieren und bewerten. Je nach Unternehmensgröße, den geschäftlichen Erfordernissen, den gesetzlichen Auflagen und je nach Umfang des verfügbaren Budgets ist es möglich, die entsprechenden Variablen einer Lösung anzupassen und zu verfeinern. Dadurch treffen Unternehmen am Ende nicht nur eine technologische, sondern auch eine organisationale Entscheidung zwischen Outsourcing und Inhouse-Entwicklung oder einer Kombination aus beidem.
ist Solution Architect bei OutSystems
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