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Die verborgenen Tücken von RISE with SAP

Die Cloud-Version von SAP S/4HANA spielt heute für die digitale Transformation eine tragende Rolle. Bei der Entscheidung, wie der Übergang in die Cloud vollzogen werden soll, stehen IT-Entscheider vor einer komplexen Frage. Sollen sie das Service-Paket RISE with SAP wählen oder den Weg über einen Managed Services Provider (MSP) gehen, der dann Hosting und Betrieb der SAP S/4HANA Cloud übernimmt?

Die Feinheiten dieser Entscheidung liegen in der Technologie und den begleitenden Dienstleistungen. Während MSPs den Betrieb bei zertifizierten Hyperscalern wie Microsoft Azure, AWS und Google Cloud Platform anbieten, offeriert SAP das Hosting sowohl in eigenen Rechenzentren als auch in denen der Großanbieter.

Die Wahl ist alles andere als trivial. Die Nuancen zwischen den verschiedenen Cloud-Umgebungen, insbesondere in Bezug auf fortschrittliche Anwendungen wie Big Data, KI und IoT, erfordern eine differenzierte und vorausschauende Betrachtung im Einklang mit einer vorher zu erstellenden Strategie. Die Tatsache, dass SAP das RISE-Offering in allen diesen Plattformen anbietet, hilft hier nicht weiter, denn Unternehmen müssen die Plattform letztendlich selbst auswählen.

„Air Gap“ zwischen Erwartungshaltungen

RISE with SAP mag auf den ersten Blick als vollständige Lösung erscheinen, doch die tatsächlichen Bedürfnisse und Anforderungen eines Unternehmens können ganz spezifische Lösungswege erfordern, was wiederum MSPs attraktiv werden lässt. Daher gilt es, sorgfältig zu analysieren und abzuwägen, welche Optionen das Potenzial eines Cloud-Umzuges optimal ausnutzen. Der Teufel steckt hier im Detail, und die sorgfältige Bewertung technologischer sowie geschäftsstrategischer Aspekte kann den grundlegenden Unterschied machen. Da das SAP-Angebot weitgehend standardisiert ist, sind begleitende Dienstleistungen erforderlich, die die Schnittstelle zwischen den eigenen IT-Prozessen und den „RISE with SAP“-Prozessen bilden und den „Air Gap“ der unterschiedlichen Erwartungshaltungen füllen.

Die im Juli 2023 veröffentlichten Ankündigungen von SAP, signifikante Innovationen nur noch in den Cloud-Produkten der SAP verfügbar zu machen, soll sicherlich Kunden zusätzlich motivieren, den Umstieg zeitnah und in Richtung RISE with SAP zu machen. Es scheint jedoch ratsam, hier nicht vorschnell längerfristige Bindungen einzugehen, sondern den Verlauf der inzwischen laufenden Diskussion, auch mit den SAP-Anwenderverbänden, eng zu beobachten. Infrastrukturtechnisch betrachtet sollten wenige Gründe existieren, warum innovative Cloud-Lösungen ausgerechnet nur noch dann funktionieren sollten, wenn der Hyperscaler-Tenant der SAP gehört.

SAP führt nicht alle Patches durch

RISE with SAP begeistert viele durch das Alles-aus-einer-Hand-Prinzip, jedoch verbergen sich hinter dem Angebot von SAP nicht unwesentliche Verantwortungsfragen. Trotz der hohen Standardisierung müssen sich Kunden mit zahlreichen zusätzlichen Aufgaben und damit verbundenen Kosten auseinandersetzen. Denn SAP gewährleistet zwar einen reibungslosen Grundbetrieb und führt systemkritische Patches durch, jedoch sind die Firmen selbst dafür verantwortlich, eine Vielzahl von eben den weniger kritischen Patches und Updates zu evaluieren und einzuspielen bzw. durch SAP einspielen zu lassen, je nachdem, ob im Einzelfall OS-level-Zugriff erforderlich ist oder nicht.

Ein weiterer kritischer Aspekt ist das Sicherheitsmanagement. Obwohl SAP Sicherheitshinweise – Security-Notes – bereitstellt, sind wieder die Unternehmen weitgehend selbst dafür verantwortlich, die richtigen Maßnahmen zu bewerten, Entscheidungen zu treffen und diese rechtzeitig umzusetzen. Im Gegensatz zu den Services von MSPs, bei denen regelmäßige Qualitätsmeetings zum Standard gehören, fehlen solche regelmäßigen Check-ups bei RISE. Daher sind Unternehmen gefordert, sich proaktiv um mögliche Systemprobleme zu kümmern. Sie benötigen hierfür spezialisierte Fachkenntnisse, oft auch zusätzliche Mitarbeiter oder externe Partner.

Kostentechnisch birgt RISE with SAP ebenfalls Tücken. Die Ausgaben für Cloud Consumption, Managed Services und SAP-Lizenzkosten werden in einem Paket aufgeführt, was die Aufteilung zwischen den Bestandteilen wenig transparent macht. Wer wirklich vergleichen möchte, muss separat kalkulieren. Zudem fallen beim Umzug noch weitere Kosten an – nämlich die für die oben erwähnten begleitenden Dienstleistungen, egal ob sie im eigenen Haus oder über einen Partner geleistet werden.

Überwachung: Warum, wie und wann?

Wer eine Leistung einkauft, muss auch wissen, ob diese zufriedenstellend erbracht wird. Ganze Prozessketten können gestört werden, wenn der Arbeitsspeicher knapp wird oder Bugs auftreten. Werden zum Beispiel Lieferscheine nicht zeitgerecht gedruckt, sind nicht nur Verzögerungen die Folge, denn unterbrochene Lieferketten ziehen oft einen Rattenschwanz an weiteren Fehlern und Kosten mit sich. Solche Störungen resultieren aus technischen Defekten, Programmierfehlern oder vergessenen Patches, die das Gesamtsystem beeinträchtigen.

Nutzt ein Unternehmen RISE with SAP, bringt das ein komplexes Netzwerk an Systemen und Prozessen mit sich, die alle überwacht werden müssen. Der Schlüssel dazu liegt in zertifizierten Monitoring-Tools wie PowerConnect für SAP, die es erlauben, den SAP-Betrieb im Detail zu durchleuchten. Solche Werkzeuge ermöglichen Echtzeit-Einblicke in das System und unterstützen Kunden dabei, Ausfälle rechtzeitig, teilweise sogar präventiv, zu erkennen und reduzieren den Zeitaufwand für die Fehlersuche deutlich. Ein Monitoring-Werkzeug kann zum Beispiel dafür sorgen, eventuelle Störungen bis zu 65 Prozent zu minimieren und die Reparaturzeiten für kritische Anwendungen um 75 Prozent zu verkürzen. Darüber hinaus hilft es, drohende Ausfälle 30-40 Minuten im Voraus auszumachen, sodass man rechtzeitig Maßnahmen ergreifen kann, die dies verhindern. Konsequentes Monitoring stabilisiert demnach den Geschäftsbetrieb spürbar.

Der Weg zur zielführenden SAP-Strategie

Die Universallösung, die Unternehmen erwarten, ist RISE with SAP nicht. MSPs können mit ihren individuellen Angeboten geradliniger und kundenorientierter zum Ziel führen und nutzbringender sein. Die endgültige Entscheidung muss daher auf sorgfältiger Analyse basieren und sollte auf Fachkenntnis beruhen. Hierbei können Services eines MSP auf jeden Fall einen Mehrwert leisten, egal ob sie eine Direct Cloud implementieren oder als beratender Partner bei integrierten Lösungen auftreten. Ihre Expertise eröffnet Unternehmen die volle Bandbreite der Möglichkeiten und zeigt ihnen, wie sie diese optimal nutzen. Monitoring-Tools ergänzen das Bild, indem sie die Systeme überwachen. Das Konzept „One size fits all“ ist eben nicht maßgeschneidert – das ist beim Wechsel zu SAP S/4HANA nicht anders.

Sören Genzler

verantwortet die SAP Solutions DACH bei SoftwareOne.

Roger Homrich

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