Der E-Mail-Zugang, das Konto beim Online-Shopping oder der Personalausweis in der Brieftasche mit freigeschalteter Online-Funktionalität – wir alle identifizieren uns regelmäßig auch digital. Meistens handelt es sich dabei jedoch um Insellösungen, die nicht besonders komfortabel sind und bei denen die Nutzerinnen und Nutzer meist weder Übersicht noch Kontrolle darüber haben, welche ihrer Daten wo genau gespeichert werden.
Abhilfe könnte die Weiterentwicklung digitaler Identitäten hin zu sogenannten Self-Sovereign-Identities (SSI) sein, die jeder und jedem Einzelnen die Kontrolle über die eigenen Daten geben und zugleich Online-Identifikationen von der Behördenkommunikation bis zur Kontoeröffnung schneller, bequemer und zugleich sicherer machen. Wie das gelingen könnte, zeigt der Digitalverband Bitkom in einer neuen Publikation „Vertrauen stärken: Praktischer Leitfaden zu digitalen Identitäten, SSI & DLT“.
„Aktuelle Identifikationsverfahren im digitalen Raum sind oft umständlich und finden geringe Akzeptanz. Digitale Identitäten können diese Prozesse vereinfachen und zugleich dabei helfen, dass mehr Dienste online angeboten werden“, sagt Clemens Schleupner, Referent für Digitale Identitäten bei Bitkom. „Selbstbestimmung und volle Kontrolle über die eigenen Daten können das Zeichen unseres europäischen Wegs in der digitalen Welt sein.“
Ein gemeinsamer europäischer Weg ist in Deutschland allerdings keineswegs unumstritten. So hat die Bundesregierung bei der Entwicklung einer Digital Identity Wallet entschieden, keine Blockchain-Technologien zu verwenden, auch wenn diese auf europäischer Ebene vielfach erprobt werden.
Der Bitkom-Leitfaden bietet zunächst einen Überblick über bestehende digitale Identitäten und Nachweise, von hoheitlichen Nachweisen wie dem Personalausweis oder der eID über nicht hoheitliche isolierte Identitäten und zentrale oder föderierte Identitäten bis hin zu dezentralen elektronischen Identitäten und SSI, deren Funktionsweise und verwende Technologien zudem genauer beschrieben werden.
Daran schließt sich eine Übersicht von Vor- und Nachteilen der verschiedenen Arten digitaler Identitäten an. Nach einem Blick auf regulatorische Fragen geht es zum Abschluss um mögliche Use Cases. So könnten künftig die verschiedenen Arten von Nachweisen rund um ein Auto – vom Fahrzeugbrief über die Haupt- und Abgasuntersuchung bis hin zum Scheckheft für den Nachweis der Wartungen – digitalisiert und den Eigentümerinnen und Eigentümern in einer digitalen Wallet zur Verfügung gestellt werden.
Weiter gedacht könnte das Fahrzeug sogar selbst über eine Wallet für eine eigene digitale Identität verfügen, in der alle relevanten Dokumente hinterlegt werden. Vor diesem Hintergrund unterstreicht Bitkom-Referent Schleupner: „Digitale Identitäten betreffen nicht nur natürliche Personen, sondern auch Identitäten von Maschinen oder juristische Personen.“
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