Vor wenigen Jahren noch wurden sie von vielen belächelt. Und bei manchem sorgten sie gar für Kopfschütteln. Die Rede ist von Sprachnachrichten, bei denen Handynutzer aufs Anrufen oder SMS-Schreiben verzichten und stattdessen lieber mehr oder weniger kurze Voice-Aufnahmen verschicken.
Inzwischen greifen bereits 41 Prozent der Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer zu diesem vergleichsweise jungen Kommunikationsmittel. Unter den Jüngsten zwischen 16 und 29 Jahren sind es sogar 53 Prozent, unter den 30- bis 49-Jährigen 46 Prozent, bei den 50- bis 64-Jährigen 35 Prozent und immerhin noch 28 Prozent unter den Menschen im Rentenalter. Auch verschicken Männer (44 Prozent) sie lieber als Frauen (38 Prozent). Das sind Ergebnisse einer Befragung unter 773 Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzern ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Demnach freut sich die Mehrheit (56 Prozent) über eine Nachricht per Stimme, Männer eher als Frauen: Während unter den Männern 61 Prozent gerne Sprachnachrichten erhalten, sind es unter Frauen nur 51 Prozent. Unter den Jüngsten bis 29 Jahren sind es 58 Prozent der Befragten, unter den 30- bis 49-Jährigen 62 Prozent. Unter den 50- bis 64-Jährigen erhalten 55 Prozent der Befragten gerne Sprachnachrichten, in der Altersgruppe ab 65 Jahren nur 44 Prozent.
Der Umfrage zufolge favorisieren die meisten allerdings Schrift statt Sprache: 61 Prozent der Befragten sagen, sie erhalten lieber Text- als Sprachnachrichten. 44 Prozent antworten außerdem auf Sprachnachrichten in der Regel später als auf Textnachrichten.
„Was früher nur als Anrufbeantworter bekannt war, hat sich heute zum festen Feature von Messenger-Diensten entwickelt. Ob zu viel zum Tippen oder keine Zeit für ein gemeinsames Telefonat: Die Stimme, an der sich Emotionen in der Regel besser ablesen lassen als an reinen Textnachrichten, macht die Kommunikation persönlicher – auch in hektischen Zeiten“, sagt Sebastian Klöß, Bereichsleiter Consumer Technology beim Bitkom.
Insgesamt 75 Prozent der Befragten gaben allerdings an, lange Sprachnachrichten nerven sie. Nur die Jüngeren zwischen 16 und 29 Jahren scheinen mehr Verständnis dafür zu haben; unter ihnen sind nur 63 Prozent von langen Aufnahmen genervt.
Für die allermeisten ist die optimale Sprachnachricht demnach eher kurz: Insgesamt 45 Prozent sagen, eine Sprachnachricht darf maximal eine Minute lang sein, damit sie sie gerne hören. Für 19 Prozent liegt das Maximum bei zwei Minuten, für 8 Prozent bei drei Minuten und mehr. Im Schnitt sind es 1,5 Minuten. Jede und jeder Fünfte (21 Prozent) sagt hingegen, generell nicht gerne Sprachnachrichten anzuhören.
Je länger die Nachricht, desto mehr muss man sich merken: Ein Drittel (35 Prozent) der Umfrageteilnehmer sagt, manchmal falle es ihnen schwer, sich an alle Informationen aus einer Sprachnachricht zu erinnern. Abhilfe schaffen könnte hier zum Beispiel eine automatische Zusammenfassung in Textform: 3 von 10 (30 Prozent) Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzern würden gerne eine KI-Funktion nutzen, die Sprachnachrichten in Stichpunkten zusammenfasst.
Dazu meint Bitkom-Experte Klöß: „Sich Sprachnachrichten in Text umwandeln zu lassen, ist heute schon möglich. Der nächste Schritt werden kurze KI-generierte Zusammenfassungen der Sprachnachrichten sein, die nur die wesentlichen Inhalte auflisten – ähnlich wie es zum Beispiel für Online-Meetings auf der Arbeit schon die Möglichkeit gibt, sich per KI ein Protokoll erstellen zu lassen.“
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