Der Software-Anteil im Auto nimmt stetig zu. Längst sind moderne Fahrzeuge zu mobilen Computern geworden, die teils bereits autonom fahren und parken können – und immer häufiger elektrisch angetrieben werden. Obwohl Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern bei der E-Mobilität etwas hinterherhinkt, wird dennoch deutlich, dass früher oder später auch hierzulande kein Weg an E-Autos und -Fahrzeugen vorbeiführt. In vielen Unternehmen ist der Umstieg von Verbrennern bereits im vollen Gang. Laut der staatlichen Förderbank KfW war bereits 2022 jeder siebte Pkw in den Fuhrparks hiesiger Unternehmen ein E-Auto oder ein Plug-in-Hybrid. Im Privatbereich lag die Quote im Vergleichszeitraum dreimal niedriger. Und so kommt nicht nur KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib zu der Erkenntnis, dass den Unternehmen mit ihren Fuhrparks eine Schlüsselrolle bei der Dekarbonisierung des Verkehrs zukommt.
Die Tatsache, dass die meisten Förderungsprogramme mit der Ausnahme von lokalen Aktionen nicht mehr angeboten werden, hat das Interesse an E-Mobilität mancherorts allerdings ein wenig gedämpft. Was viele jedoch nicht wissen: Die sogenannte THG-Prämie gilt auch für E-Autos und E-Fahrzeuge von Unternehmen. Da diese jährlich beantragt werden kann, können mit der Zeit – je nach Größe des E-Fuhrparks – teils sechsstellige Eurobeträge an Prämien zusammenkommen.
Als finanzielle Belohnung für alle Personen und Unternehmen, die Elektrofahrzeuge besitzen, soll die THG-Prämie einen Anreiz bieten, auf umweltfreundlichere Fahrzeuge umzusteigen. Die entsprechenden Zertifikate für die E-Fahrzeuge werden vom Umweltbundesamt ausgestellt – und letztlich an Mineralölkonzerne verkauft. Diese müssen als Folge des Pariser Klimaschutzabkommens mittlerweile per Gesetz strikte Treibhausgasminderungsquoten (THG-Quote) einhalten, die jährlich steigen. Wird die Quote nicht eingehalten, werden Strafzahlungen fällig. So sollen die Unternehmen, die weiterhin fossile Brennstoffe produzieren bzw. vertreiben, indirekt den Umstieg auf E-Mobilität mitfinanzieren.
Bei E-Autos liegt die THG-Prämie pro Fahrzeug derzeit je nach Modell zumeist in einem dreistelligen Bereich. Bei größeren Fahrzeugen wie E-Bussen liegt die Prämie noch höher. Und selbst für E-Roller sowie öffentlich zugängliche Ladesäulen kann eine E-Prämie beantragt werden. Ein ähnliches System gibt es auch in Österreich, wo die THG-Prämie als E-Quote bekannt ist.
Wie viel man als Unternehmen oder auch Privatperson von der THG-Prämie profitieren kann, lässt sich nun erstmals mit einem Tool errechnen, das von WirkaufendeineTHG.de entwickelt wurde. Demnach können Unternehmen mit großen Fuhrparks bis 2030 potenziell über 300.000 Euro an Prämien einnehmen. Dabei handelt es sich naturgemäß um Schätzwerte, da sich nicht mit Sicherheit sagen lässt, wie sich der Markt und die Bedingungen rund um die THG-Quote entwickeln werden. Dennoch lässt sich mit dem Tool schnell erkennen, dass selbst kleinere Unternehmen über die Jahre so einige Tausend Euro einsparen bzw. einnehmen können.
Da die Quotenverpflichtung bis 2030 festgelegt wurde, kann die THG-Quote noch bis zu sieben Mal beantragt werden. Dieser Antrag beim Umweltbundesamt erfolgt in der Regel über Zwischenhändler wie Wirkaufendeinethg.de, die auch Pooler genannt werden, da der Verwaltungsaufwand für das Umweltbundesamt andernfalls zu groß wäre. Und auch der Verkauf der Zertifikate an die Mineralölkonzerne erfolgt über die Zwischenhändler. Zum einen haben die Konzerne wenig Interesse, einzelne Zertifikate zu kaufen, zum anderen können durch die Bündelung und den damit geringeren Aufwand bessere Prämien erzielt werden.
Wer eigene Ladestationen betreibt und diese auch für die Öffentlichkeit zugänglich macht, kann sich damit übrigens weitere THG-Prämien sichern. So rentiert sich die Investition in die Ladeinfrastruktur noch schneller. Zugleich steuert man einen weiteren Beitrag dazu bei, dass der Umstieg von Verbrennern auf E-Mobilität noch schneller gelingt. Schließlich warten viele potenzielle E-Autobesitzer mit der Anschaffung eines entsprechenden Fahrzeugs, da es weiterhin an öffentlich zugänglichen Ladestationen mangelt.
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