Laut einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY wird Microsoft an den Märkten derzeit mit 3,32 Billionen US-Dollar bewertet. Selbst Amazon übertrifft mit einer Marktkapitalisierung von 2,01 Billionen US-Dollar alle im deutschen Leitindex gelisteten Unternehmen zusammen.
Insgesamt stieg der Börsenwert der 100 teuersten börsennotierten Unternehmen der Welt im Verlauf der vergangenen sechs Monate um 17 Prozent und erreichte mit 42,3 Billionen US-Dollar einen neuen Höchststand. Angetrieben wird die Rekordjagd an den Börsen von Unternehmen aus dem Technologiesektor, die stark vom KI-Boom profitieren.
Laut EY können sich zur Jahresmitte 26 Technologieunternehmen unter den Top 100 platzieren – vor einem Jahr waren es 23 Unternehmen. Klar führend sind Unternehmen aus den USA: Von den zehn teuersten Unternehmen der Welt haben acht ihren Hauptsitz auf der anderen Seite des Atlantiks – die meisten haben ein digitales Geschäftsmodell.
Stark zugelegt haben zuletzt die beiden Halbleiterproduzenten Nvidia (Platz drei), TSMC (Platz 10) und Broadcom (Platz 11), die KI-Chips herstellen und ihren Börsenwert im ersten Halbjahr um 148, 54 bzw. 43 Prozent steigern konnten. Laut EY ist das wertvollste Unternehmen der Welt Microsoft vor Apple.
Deutschland ist derzeit mit zwei Unternehmen im Top-100-Ranking vertreten: SAP belegt mit einem Börsenwert von 235 Milliarden US-Dollar Rang 47 (Anfang 2024: Rang 62), Siemens belegt Rang 95 (Anfang 2024: Rang 88) und ist aktuell knapp 146 Milliarden US-Dollar wert. Stichtag für die vorliegende Analyse ist der 28.06.2024 (Börsenschluss).
„Das Thema Künstliche Intelligenz ist ein Megatrend, der in atemberaubendem Tempo zu einer Neuordnung der Wirtschaftswelt führt und damit die Phantasie der Anleger und die Börsenkurse beflügelt“, kommentiert Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY, die Ergebnisse. „Innerhalb der nächsten Dekade werden KI-Technologien in allen Branchen und auch im privaten Bereich breit eingesetzt werden und zu einschneidenden Veränderungen führen. Damit wird eine gigantische Wertschöpfung verbunden sein.“
Es sind allerdings vor allem US-Unternehmen, die von der Begeisterung vieler Investoren für Künstliche Intelligenz profitieren – nur wenige europäische börsennotierte Unternehmen spielen im Zusammenhang mit KI derzeit eine bedeutende Rolle. Neben dem niederländischen Chipausrüster ASML, der sich im Halbjahresvergleich von Platz 28 auf Platz 21 verbessern konnte, und der deutschen SAP (von Platz 62 auf 47) ist dies der britische Chipdesigner Arm, der im EY-Ranking von Platz 193 auf Platz 75 stieg. Diesen drei europäischen Unternehmen mit einem Börsenwert von insgesamt 812 Milliarden US-Dollar stehen im Top-100-Ranking 18 nordamerikanische Technologiekonzerne gegenüber, die zusammen 16,5 Billionen US-Dollar wert sind.
„Europa spielt beim Thema KI derzeit weitgehend in der zweiten Liga und hat erheblichen Nachholbedarf – allerdings verläuft die Entwicklung so rasant, dass die Gefahr besteht, dass wir bald ganz abgehängt sein werden. Zwar gibt es in Europa einige vielversprechende und hochbewertete Startups, die an KI-Technologien arbeiten – diese sind aber noch nicht börsennotiert und liegen beim Umsatz weit hinter den Platzhirschen aus den USA“, sagt Ahlers.
Die Bedeutung Europas an den Weltbörsen hat in den vergangenen Jahren stark abgenommen. Während sich derzeit 19 europäische Konzerne unter den Top 100 platzieren können, lag ihre Zahl vor zehn Jahren bei 28 und im Jahr 2007, vor der weltweiten Finanzkrise, sogar bei 46, so die EY-Untersuchung weiter. Damals hatten nur 32 der Top-100-Unternehmen ihren Sitz in den USA. „In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben wir einen kontinuierlichen Bedeutungsverlust Europas gesehen, während die USA an Europa vorbeigezogen sind. Angesichts des KI-Booms und der aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Situation spricht wenig dafür, dass Europa diesen Trend in den kommenden Jahren umkehren kann“, stellt Ahlers fest.
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