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Digitale Verwaltung: 6 von 7 Deutschen ohne Erfahrung

Noch immer scheitert es vielerorts am fehlenden Angebot. Dabei ist das Votum der Bevölkerung eindeutig: Von 14 zentralen Verwaltungsleistungen – vom Verlängern des Personalausweises über die Wohnsitzmeldung bis zur Beantragung einer Baugenehmigung – gibt es gerade einmal bei 3 den mehrheitlichen Wunsch, persönlich vor Ort zu erscheinen: Eheschließung, Scheidung und Strafanzeigen – derlei Dinge wollen die meisten Menschen dann doch lieber nicht im Netz erledigen.

Demgegenüber sagen aber 73 Prozent, dass die meisten Behördengange problemlos online erledigt werden könnten. In der Praxis haben aber erst 15 Prozent online eine Verwaltungsleistung beantragt, nur knapp ein Drittel (31 Prozent) war damit zufrieden. Der häufigste digitale Kontakt zu Behörden ist die Online-Terminvereinbarung (67 Prozent), mit der immerhin 66 Prozent zufrieden waren. Das sind Ergebnisse einer Befragung unter 1.003 Personen ab 18 Jahren in Deutschland, die der Digitalverband Bitkom jetzt durchführen ließ.

Trotz aller Kritik schätzt erstmals eine leichte Mehrheit von 52 Prozent den allgemeinen Digitalisierungsgrad ihrer Stadt oder Gemeinde als fortgeschritten ein, vor einem Jahr waren es gerade einmal 40 Prozent. Und drei Viertel (74 Prozent) trauen ihrer Stadt- oder Gemeindeverwaltung einen kompetenten Umgang mit dem Thema Digitalisierung zu (2023: 71 Prozent).

Favorisierte Dienstleistungen

„Städte und Gemeinden werden in vielen Bereichen digitaler, vom Verkehr und den Schulen bis zur Infrastruktur mit Gigabit-Internet. Aber wenn es um den Kontakt mit der Verwaltung geht, ist vieles noch analog. Bund, Länder und Kommunen müssen das Tempo deutlich erhöhen“, sagt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. „Eine digitale Verwaltung erreichen wir nicht mit immer neuen Leuchtturmprojekten, stattdessen müssen wir die vielen längst vorhandenen und funktionierenden Lösungen in die Fläche bringen.“

In der Bevölkerung ist der Wunsch, für Verwaltungsangelegenheiten nicht mehr persönlich auf einer Behörde erscheinen zu müssen, weit verbreitet. So wünschen sich 79 Prozent, den Führerschein online beantragen zu können, nur 18 Prozent würden dazu lieber persönlich erscheinen. Beim Personalausweis sind es 78 Prozent, die den Online-Kontakt bevorzugen würden, 18 Prozent das persönliche Erscheinen.

Bei vielen anderen Verwaltungsleistungen zeigt sich ein ähnliches Bild, etwa bei der Beantragung des Anwohnerparkausweises (77 Prozent zu 18 Prozent), der Meldung von Mängeln im öffentlichen Raum (75 Prozent zu 22 Prozent), der Wohnsitzanmeldung (74 Prozent zu 20 Prozent) oder der Kfz-Zulassung (71 Prozent zu 24 Prozent). Auch das Ausstellen von Bescheinigungen wie der Geburtsurkunde (69 Prozent zu 25 Prozent) oder eines polizeilichen Führungszeugnisses (69 Prozent zu 21 Prozent) würde überwiegend online nachgefragt. Ebenso überwiegt bei der Beantragung von Sozialleistungen (65 Prozent zu 31 Prozent) und Familienleistungen (53 Prozent zu 38 Prozent) der Online-Wunsch deutlich. Knapper ist es bei der Beantragung von Baugenehmigungen (48 Prozent zu 36 Prozent).

Digitaler Personalausweis

Einige der vorhandenen digitalen Angebote werden nur von einer Minderheit genutzt, wobei diese damit überwiegend zufrieden ist. So nutzen nur 15 Prozent der Befragten die Online-Funktion des Personalausweises. Von ihnen sagen aber 69 Prozent, dass sie diese Funktion in Zukunft gerne häufiger nutzen möchten. Und 62 Prozent würden den digitalen Personalausweis gerne auch außerhalb der Verwaltung einsetzen, etwa beim Hotel-Check-in.

Immerhin die Hälfte (49 Prozent) empfiehlt dem eigenen Umfeld die Verwendung des digitalen Personalausweises. Ein Drittel (36 Prozent) findet die Nutzung allerdings zu kompliziert. „Wo wir auch noch besser werden müssen: Bei der Vermarktung unserer digitalen Verwaltungsangebote. Gerade beim digitalen Personalausweis waren die Behörden lange Zeit zu zögerlich, die Anwendung voranzutreiben“, so Wintergerst. „Der digitale Personalausweis ist eine hervorragende technische Lösung, aber die Einsatzmöglichkeiten sind vielen schlicht unbekannt.“

Smart Country Convention

Auf der Smart Country Convention in Berlin kommen vom 15. bis 17. Oktober mehr als 15.000 Vertreterinnen und Vertreter von Politik, Wirtschaft, Städten, Gemeinden und Behörden zusammen. Ziel ist, die Digitalisierung der Verwaltung im Bund, in den Ländern und in den Kommunen zu beschleunigen und den Einsatz von Smart-City-Lösungen voranzubringen.

Unter dem Motto „Stadt.Land.Tech“ werden auf fünf Bühnen und der Expo Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung im öffentlichen Sektor aufgezeigt. Informationen zu Programm, Ausstellern und Teilnahme gibt es unter www.smartcountry.berlin.

Manuel

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