„Linux hat nur beim Web Serving Vorteile“

Microsoft kommentiert einen von IDC angestellten Kostenvergleich zwischen Windows und dem Open Source-Betriebssystem

Der Microsoft-Manager Peter Houston befindet sich derzeit auf Weltreise, um den Anwendern eine von IDC bereits vor Wochen erstellte Studie zu den Kosten von Windows im Vergleich zu den von Linux nahe zu bringen. Heute hatte er Station in München gemacht, wo er standhaft sein Credo verbreitete: „Linux hat nur beim Web Serving Vorteile – und das auch nur, bis Windows Server 2003 auf den Markt kommt.“

„Es gibt zwei Einsatzgebiete für Linux: Im Low End-Segment – also besagtes Webserving – kann es unter umständen tatsächlich billiger sein. Im High End-Bereich, dort wo sich IBM und andere Kaliber tummeln, hat Windows im Bezug auf die Total Cost of Ownership (TCO) eindeutig die besseren Karten. Das hat die IDC-Studie zweifelsfrei ergeben“, so Houston über das Ergebnis der Ende Januar erstmals präsentierten Analyse. Für diese wurden laut Houston 50 Unternehmen, die Linux einsetzen, mit 50 Windows-nutzendenen Firmen verglichen.

Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) bietet die zusammengefasste Studie in deutscher Sprache als 318 KByte großes „.pdf“-Dokument zum Download an. Zwischenzeitlich wurde verschiedentlich Kritik geäußert: Finanziert hat die Studie bekanntlich Microsoft selbst. Houston verteidigte dies: „Wenn nicht wir, wer dann hätte die Analyse in Auftrag geben sollen? Die Journalisten vielleicht? So eine Studie kostet viel Geld. IDC hat einen Ruf zu verlieren, die manipulieren die Ergebnisse nicht.“ Das stellt auch beispielsweise im Umfeld des Nürnberger Linux-Distributors niemand in Frage. Allerdings gibt man dort zu bedenken, dass „bestimmte Fragestellungen, bestimmte Grundvoraussetzungen möglicherweise bestimmte Ergebnisse zeitigen können“. Grundsätzlich sei aber an der Vertrauenswürdigkeit von IDC nicht zu rütteln.

Unternehmenssprecher Christian Egle erklärte: „Microsoft hat nur wahr gemacht, was Sie bereits in den so genannten Halloween-Papieren angekündigt haben: sie werden versuchen, Linux mit TCO-Argumenten anzugreifen. Nun überlassen wir es den Anwendern selbst zu entscheiden, ob Sie unabhängigen Untersuchungen wie von Cybersource oder der Robert Francis Group mehr Vertrauen schenken als der entsprechenden von Microsoft initiierten und finanzierten IDC Studie. Indes spricht ja auch die aktuelle ZDNet-Umfrage eine deutliche Sprache: Mit derzeit 35,8 Prozent ist der Trend zum Linux-Einsatz auf dem Server immer noch ungebrochen!“

Das von Egle angesprochene Halloween-Dokument stammt aus dem November 1998. Darin hatte der Microsoft-Manager Vinod Vallopillil eine langfristige Strategien vorgeschlagen, um das Unternehmen gegen die zunehmend populäre Kategorie der Open Source Software wie Linux, Apache, Bind oder Sendmail zu wappnen und gängige Internet-Protokolle von eigener Software abhängig zu machen.

Neben der Suse-Geschäftgsführung wertete auch SCO-Europa-Manager Hans Bayer die Arbeit von IDC als weitere Nebelkerze des weltgrößten Softwareunternehmens gegen die Linux-Bewegung: „Ein monopolistischer Ansatz wie der von Microsoft wird einem oligopolistischen wie dem der Open Source-Bewegung immer unterlegen sein, da ein Monopolist naturgemäß immer seinen Vorteil suchen wird. Die Open Source-Gemeinde dagegen steht für mehr Wettbewerb und damit für die Interessen der Kunden. Da Linux noch ein vergleichsweise junger Wettbewerber ist, können wir aber noch nicht mit letzter Sicherheit sagen, was sich durchsetzen wird.“

Die Open Source-Gemeinde hat sich in den vergangenen Wochen aber auch ganz konkret mit der Fragestellung der IDC-Analyse auseinandergesetzt. So warfen Experten der Studie vor, die Berechnungen der TCO basierten auf dem „alten“ Lizenzmodell Microsofts. Seit rund zwei Jahren steht Microsofts neues Lizenzierungsmodell, das Licensing 6 Program, in der Kritik – Unternehmen lehnten es mit der Begründung „zu teuer“ bereits in seiner Initiierungsphase ab. Erst vor wenigen Tagen belegte eine Studie der Yankee Group erstmals schwarz auf weiß, dass die Befürchtungen berechtigt sind. 60 Prozent von 1000 IT-Managern weltweit gaben an, dass ihre Aufwendungen für den Erwerb von Microsoft-Lizenzen gestiegen seien. Houston konterte, IDC habe schließlich Linux mit Windows 2000 verglichen. Das neue Modell greife noch zu kurz, um es zu erfassen. Da die Yankee Group dies geschafft hat, bleibt die Argumentation Microsofts in diesem Punkt etwas fadenscheinig. Wie auch immer: Houston kündigte für den Herbst eine neue Analyse durch IDC an. Dann solle Windows Server 2003 mit Linux verglichen werden.

Eine dritte potentielle Schwachstelle findet sich in der Annahme der Analysten, für die Verwaltung eines Linux-Servers würde mehr Personal benötigt als für eine Windows-Maschine. Experten halten dies für nicht sauber, handle es sich bei dem Open Source-OS doch um ein vergleichbar neues Produkt. Sobald die Linux-Anwender zu „alten Hasen“ geworden seien, würden für die Verwaltung nur sehr bedingt höhere Personalkosten anfallen.

Der Microsoft-Manager plauderte mit vorgerückter Stunde immer mehr aus dem Nähkästchen. „Warum glauben Sie, unterstützt IBM vorrangig die Entwicklung des Kernels und weniger Anwendungen wie Jboss? Weil das mit ihrem Websphere konkurriert. Das würde sie Geld kosten, also ziehen sie es vor, solche Anwendungen zu ignorieren. IBM will einen öffentlichen Kernel, damit sie darauf basierende Programme und Services verkaufen können.“

Microsoft will seinen Windows Server 2003 ab dem 24. April verkaufen. Das Business-OS kostet auf dem nordamerikanischen Markt in seiner günstigsten Variante, Windows 2003 Server Web Edition, 399 Dollar und in der Enterprise Edition mit 25 Client Access Licenses 3999 Dollar. Im Spätsommer folge noch ein „Windows Small Business Server 2003“, so der Microsoft-Manager Mark Tennant. Das komplette Preismodell hat ZDNet in Tech Update zusammen gefasst.

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