Zwei Kranke in einem Bett machen noch keinen Gesunden. Diese Binsenweisheit hat sich wieder einmal bestätigt. Der im Dezember vergangenen Jahres abgeschlossene 11,6 Milliarden-Dollar-Deal zwischen Lucent Technologies aus New Jersey und der französischen Alcatel sollte dem Markt das Fürchten lehren. Kostenreduzierung durch Synergien und ein Bollwerk gegen die drohende Macht der roten Netzklempner Huawei und ZTE aus Shenzhen waren das strategische Ziel.
Doch nach nun neun Monaten ist deutlich zu sehen, dass keines der Ziele nur ansatzweise erreicht wurde. Im Gegenteil! Der nach Zahlen mächtigste Netzausrüster der Welt scheint deutlich hinter dem Wettbewerb zurückgefallen zu sein. Das gilt vor allem auf dem US-Markt der Mobilfunkanbieter, die sich gerade für den verschärften Wettbewerb rüsten, war im Wall Street Journal zu lesen. So sei der Gigant sehr langsam gewesen bei der Lieferung der „dritten Generation“ Ausrüstung für die neue Mobilfunkmacht AT&T in den USA.
So ist die jüngste negative Prognose-Korrektur bereits die dritte in diesem Jahr. Analysten werteten die Entwicklung übereinstimmend als Zeichen für eine schwere strukturelle Krise des Unternehmens, schreibt das Handelsblatt. Sie erwarten nun schärfere Spareinschnitte. Nach Ansicht vieler Beobachter leidet der Ausrüster unter dem Zusammenstoß zwischen der französischen und der amerikanischen Managementkultur.
Der ehemalige Alcatel-Chef Serge Tchuruk hatte den Merger als seinen Schwanengesang inszeniert. Die Symbiose aus dem französischen Staatkonzern und den Resten der ehemals äußerst erfolgreichen AT&T Bell Labs sollte den Erfolg als Marktführer garantieren. Russo führt seither den Konzern als „Amerikanerin in Paris“ den Alcatel-Lucent in der französischen Hauptstadt. Ihr Schul-Französisch sei kein Problem, sagte sie beim Amtsantritt, da 85 Prozent der Geschäfte außerhalb von Frankreich und in Englisch gemacht würden. Das mag schon sein, doch darunter leidet die Grand Nation.
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