In den USA ist im ersten Quartal 2016 kein einziges Technik-Unternehmen an die Börse gegangen. Darauf weist die Publikation Quartz hin, die sich auf Daten von Dealogic bezieht. Zuletzt habe es ein Quartal ohne Börsengang eines Technik-Start-Ups 2009 gegeben.
Die jetzige Entwicklung schien vor etwa zwei Jahren unwahrscheinlich: Im zweiten Quartal 2014 gingen noch 24 Technikfirmen an die Börse und nahmen dadurch 8,5 Milliarden Dollar ein. Im Quartal darauf gab es zwar nur zehn Börsengänge, darunter war aber der Rekord-Börsengang des chinesischen Unternehmens Alibaba, der allein für 25 Milliarden Dollar Umsatz sorgte.
2015 stieg die Zahl der weltweiten Start-ups mit einem geschätzten Wert über einer Milliarde Dollar auf über 140 an. In diesem Ranking führt Uber mit einer Bewertung von 62,5 Milliarden Dollar vor Xiaomi (46 Milliarden Dollar) und Airbnb (25,5 Milliarden Dollar). Dennoch wagten sich immer weniger Technikfirmen an die Börse. Und auch die verfügbare Anschubfinanzierung war rückläufig – im vierten Quartal 2015 etwa um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr, bei insgesamt 27,7 Milliarden Dollar.
Ungewöhnlich ist, dass sich Wagniskapitalfirmen selbst Rekordsummen sichern konnten – im ersten Quartal 2016 etwa 13 Milliarden Dollar. Ihre Zuwächse seien nur mit der Dot-Com-Blase um die Jahrtausendwende vergleichbar, schreibt Quartz.
Die US-Börsen sehen allgemein weniger Neuzugänge, wie Dealogic festhält. So sind am New York Stock Exchange gerade 90 Tage ohne Neunotierung vergangen. Zuletzt sorgte die Rezession 2008 für eine Pause von 187 Tagen am NYSE, zwischen dem missglückten IPO von Rackspace am 7. August 2008 und dem von Mead Johnson Nutrition am 10. Februar 2009.
Interesse an einem Börsengang zeigten in den letzten zwölf Monaten etwa Linux-Distributor Canonical und der Messenger Snapchat. Uber erwägte 2015 zwar einen Börsengang seiner bei hohen Umsätzen auch verlustreichen chinesischen Tochter, schloss aber einen IPO des Hauptunternehmens vorerst aus. Ein Sprecher wies im August darauf hin, dass „Investoren in vielfacher Weise profitieren, wenn Uber ein Privatunternehmen ist – vor allem von der Freiheit, langfristige Wetten einzugehen.“
In Deutschland erwägt jeder vierte Start-up-Gründer einen Börsengang, wie der Branchenverband Bitkom im Mai 2015 mitteilte. Für knapp die Hälfte sei ein solcher Schritt hingegen kein Thema, um sich das notwendige Kapital für Wachstum zu verschaffen. 13 Prozent schlossen einen Börsengang sogar aus. Die Deutsche Börse startete im Folgemonat ein Programm „Deutsche Börse Venture Network„, um Start-ups und Investoren zusammenzubringen.
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