Hewlett Packard Enterprise hat die Übernahme von Nimble Storage angekündigt. HPE bezahlt für den Storage-Anbieter 1 Milliarde Dollar. Der Preis von 12,50 Dollar pro Anteilsschein liegt gut 45 Prozent über dem letzten Schlusskurs. Bei Abschluss der Transaktion wird zudem eine weitere Zahlung von 200 Millionen Dollar fällig.
Sowohl Präsident und CEO Meg Whitman als auch Antonio Neri, Executive Vice President und General Manager der Enterprise Group bei HPE, betonen, dass die Produkte und Technologien von Nimble Storage eine komplementäre Ergänzung zu HPEs Produktreihe 3PAR seien. Als wertvoll für HPE wird außerdem die Big-Data-Analyse-Software InfoSight Predictive Analytics von Nimble Storage eingestuft.
HPE 3PAR richtet sich nach wie vor an Kunden mit schnellem Datenwachstum, hohen Anforderungen und besonderem Skalierungsbedarf. Die Nimble-Produkte sollen dann den Einstiegs- Midrange-Bereich abdecken und richten sich an Firmen, die vor allem auf einfache Nutzung Wert legen. Gemeinsam sollen sie die HPE-Strategie einer Hybrid-IT – also den Mix aus Cloud- und On-Premise – unterstützen.
Laut Suresh Vasudevan, CEO des 2007 gegründeten Unternehmens, kann Nimble Storage derzeit auf rund 10.000 Kunden verweisen. Das Unternehmen wurde von den Marktbeobachtern von Gartner neben den etablierten Storage-Anbietern Dell EMC, Hitachi Data Systems, HPE, NetApp und IBM als einziger Spezialanbieter aus der jungen Genration der Storage-Firmen als marktführend eingestuft. Von den breiter aufgestellten IT-Firmen gelang dies noch Huawei. Im Vergleich zum Vorjahr sind in der aktuellsten Auflage des „Gartner Magic Quadrant für General Purpose Disk Arrays“ die IT-Riesen Dell EMC, HDS, HPE und NetApp deutlich enger zusammengerückt. Der Kauf von Nimble Storage könnte HPE hier im kommenden Jahr – sofern alles glatt läuft – wieder etwas mehr Luft verschaffen.
Grundsätzlich ist die Einordnung der Wettbewerber in dem sich gerade stark wandelnden Storage-Markt aktuell schwierig. Durch die Umwälzungen hin zu Flash-Storage verschwimmen die Grenzen zwischen den einzelnen Produktkategorien, die nach wie vor geltenden Einordnung tragen dadurch teilweise eher zu Verwirrung als zur Klärung bei, sind manche Hersteller doch in der Praxis scharfe Konkurrenten, tauchen jedoch nur getrennt in unterschiedlichen Marktübersichten auf. Grund dafür ist die unterschiedlich beantwortete Frage, ab wann ein Produkt als “All-Flash-Array” bezeichnet wird, respektive wann es anderen Kategorien zugeschlagen wird.
Nach Ansicht von Gartner gehört Nimble Storage in den Magic Quadrant für „General Purpose Disk-Arrays“. Nach seiner Aufnahme 2014 als Visionär konnte es 2015 in den “Leader”-Quadranten aufrücken, sich in der aktuellsten Ausgabe vom Oktober 2016 dort behaupten und in Bezug auf die Visonskraft seiner Technologie sogar etwas verbessern – nicht jedoch im Bereich der Marktbearbeitung. Das Problem dürfte nun mit dem Kauf durch HPE gelöst sein.
Bestpositionierte, unabhängige Anbieter sind damit nun Tintri, und Infinidat, dicht gefolgt von Tegile und Data Direct Networks. Sie teilen sich das Verfolgerfeld mit Fujitsu, Oracle und Quantum. Das lässt reichlich Raum für weitere Übernahmespekulationen.
Offen ist zudem die Frage, was aus der Technologiepartnerschaft von Lenovo und Nimble Storage wird. Der chinesische Hersteller hatte durch Kooperationen mit Nutanix, Nibmle Storage und Simplivity versucht, seien Position im Rechenzentrumsmarkt auszubauen. Jetzt hat HPE nicht nur Nimble, sondern im Januar auch Simplivity, Spezialisten für Hyperkonvergente Systeme, übernommen.
Damit steht Lenovo zumindest mittelfristig wohl vor der Aufgabe, sich neu zu orientieren. Für Simplivity bezahlte HPE „nur“ 650 Millionen Dollar, die Marktkonstellation war dort aber ähnlich: Nachdem Nutanix definitiv nicht zum Verkauf steht, war Simplivity der einzige Spezialanbieter, der von den Gartner-Analysten in den „Leaders Quadranten“ eingestuft wurde – neben Nutanix, HPE, EMC, Oracle, Cisco und NetApp.