Intels ehemalige Sicherheitstochter McAfee agiert seit Dienstag wieder als eigenständiges Unternehmen, der Chip-Hersteller ist aber weiterhin an dem Unternehmen beteiligt. Intel hatte im September letzten Jahres erstmals darüber gesprochen, die Sparte wieder auszugliedern. So richtig in Fahrt kamen die Pläne, die Technologien unter der Marke Intel Security zu verkaufen, tatsächlich nie.
49 Prozent der Aktien wird Intel wird behalten. Der Investor TPG bekommt für 3,1 Milliarden Dollar 51 Prozent der Anteile. TPG eilt der Ruf voraus, darin Erfahrung zu haben, Marken wieder relevant zu machen. Christopher Young, Intel Senior Vice President und General Manager, wird McAfee als Chief Executive Officer leiten. TPG-Partner Bryan Taylor agiert als Aufsichtsratsvorsitzender.
Intel hatte seit September über die Pläne eines Neustarts gesprochen, die zuvor als Gerüchte kursierten. Und seit diesem Zeitpunkt hatte man offenbar auch begonnen, das Unternehmen für die Unabhängigkeit umzustrukturieren. Es sei nun „über Nacht“ der Schalter umgelegt worden, wie Hans-Peter Bauer, Europa-Chef des Unternehmens, gegenüber der dpa erklärte.
Wie viele andere Bereiche der IT ist auch der Sicherheitsmarkt von einem grundsätzlichen Wandel betroffen. Durch die Abkopplung versucht man nun McAfee die für diese Transformationen nötige Agilität wieder zurückzugeben. Auch würden dadurch die Produktzyklen voneinander abgekoppelt. Wie Bauer jetzt erklärt: „Für Intel waren wir eh nur ein Rundungsfaktor.“
2010 hatte Intel den McAfee 2010 für 7,7 Milliarden Dollar übernommen. Damals schien der Zukauf Sinn zu machen, weil Intel damit die Sicherheit tiefer in die eigenen Hardware-Produkte verankern wollte. Intel und der Sicherheitsspezialist waren schon vor der Übernahme Geschäfts- und Technologiepartner.
Doch auch die Versuche, mit dem Bereich Sicherheit ein weiteres Standbein aufzubauen, scheiterten ebenso wie der Versuch, die Sicherheit auf Chip-Ebene zu integrieren. Dass Intel und McAfee nicht recht zueinander finden würden, zeichnete sich jedoch schon lange vorher ab. Auch von Marktbeobachtern wurde der Kauf skeptisch gesehen.
Damals hätte Bob Walder, Analyst bei Gartner, eher Hewlett-Packard als geeigneten Käufer von McAfee gesehen, weil die Sicherheits-Appliances das HPE-Portfolio gut ergänzt hätten. Walder sorgte sich um die Zukunftsaussichten dieser Technologien.
„Entweder sie werden gleich eingestellt oder die Entwicklung dafür wird zurückgefahren, so dass sie bald nicht mehr wettbewerbsfähig sind und allmählich auslaufen“, so Walder damals. Als dritte Möglichkeit sah er damals, dass der Bereich nach der Übernahme wieder ausgegliedert wird und als eigenes Unternehmen weiter läuft. Walder: „In dem Fall verstehe ich aber die Investition von 7,7 Milliarden nicht, denn was Intel dann bekommt, hätten sie auch durch die bestehende Technologiepartnerschaft mit McAfee erhalten können.“
McAfee wird jetzt so komplett ausgegliedert. Bereits im Sommer 2016 kursierten erste entsprechende Gerüchte. Und schon im Januar 2016 wurden Bereiche an Raytheon Websense veräußert. Davon waren Stonesoft und Sidewinder betroffen.
Die finnische Stonesoft hatte Intel 2013 für 389 Millionen Dollar übernommen. Stonesoft hatte sich auf die Bekämpfung sogenannter Advanced Persistent Threats (ATP) spezialisiert. Intel wollte durch den Zukauf die Position im Bereich Netzwerksicherheit ausbauen. Doch auch hier schaffte es Intel nicht, mit der dynamischen Entwicklung im Markt Schritt zu halten.
Und schon im Oktober 2015 hatte Intel Security einige Security-Produkte und -Dienste abgekündigt. Dazu gehörte das McAfee Email Gateway, das als Hardware-Appliance, Virtual-Appliance und Blade Server angeboten wurde. Es wurde ebenso wie der McAfee Quarantine Manager komplett eingestellt.
Auch den Vertrieb für SaaS-Dienste für Verschlüsselung, Archivierung, Schutz, Verfügbarkeit sowie den Schutz von E-Mails hatte Intel im Januar 2016 eingestellt.
Nun will McAfee wieder unter eigener Flagge mit neuen Technologien wie Deep Learning, künstlicher Intelligenz und anderen neue Sicherheitskonzepten die eigenen Angebote wieder attraktiver machen. Auch sollen so neue Märkte wie das Internet of Things und Automotive stärker adressiert werden.
[Mit Material von Martin Schindler, silicon.de]