Telegram meldet DDoS-Angriff aus China

Die Attacke geht überwiegend von chinesischen IP-Adressen aus. Telegram-CEO Pavel Durov weist auf den zeitlichen Zusammenhang mit massenhaften Protesten in Hongkong hin. Regierungskritiker nutzen den Messenger zur Koordination.

Der Messenger Telegram hat sich von einer DDoS-Attacke erholt, die seine Plattform am Mittwoch traf. Das gleichnamige Unternehmen teilte seinen über 200 Millionen Anwendern mit, dass sich die Situation zumindest vorübergehend entspannt hat.

Telegram (Bild: Telegram)

Zuvor hatte Telegram von einem gewaltigen DDoS-Attacke berichtet, die zu Verbindungsproblemen für Nutzer in Amerika wie auch anderen Ländern führen könnte. Um Distributed Denial of Service (DDoS) als Angriffsform auch technisch weniger versierten Nutzern verständlich zu machen, verglich Telegram die laufende Angriffswelle mit einer Armee von Lemmingen, die an den Beginn einer Schlange bei McDonalds gesprungen sind – und alle einen Whopper bestellen. Die gute Nachricht aber sei, dass all diese Lemminge nur eine Überlastung der Server durch zusätzliche Aufgaben bewirken können: „Sie können deinen Big Mac und deine Coke nicht wegnehmen. Deine Daten sind sicher.“

In einem weiteren Tweet machte Telegram-CEO Pavel Durov die überwiegende Herkunft der auf eine Überlastung der Server zielenden Anfragen aus China deutlich: „Die IP-Adressen sind überwiegend aus China. Historisch stimmten DDoS im Umfang eines staatlich organisierten Angriffs (200 – 400 Gbit/s von Müll-Anfragen) zeitlich überein mit Protesten in Hongkong, die über @telegram koordiniert wurden. So war es auch in diesem Fall.“

Durov bezog sich damit auf die massenhaften Proteste der letzten Tage in Hongkong mit Hunderttausenden von Teilnehmern. Sie gelten einem geplanten Gesetz, das die Auslieferung mutmaßlicher Straftäter nach China vorsieht. Kritiker des Gesetzes befürchten ein weiteres Schwinden der Freiheitsrechte, die China nach dem Verfassungsgrundsatz „ein Land, zwei Systeme“ der früheren britischen Kronkolonie Hongkong bislang gewährt.

Die Proteste wurden offenbar weitgehend über verschlüsselte Messaging-Apps wie Telegram, WhatsApp und Signal organisiert. Insbesondere Telegram kam dabei zum Einsatz, um behördlicher Überwachung zu entgehen. Wie South China Morning Post meldet, wurde der Administrator einer Telegram-Gruppe mit 30.000 Mitgliedern verhaftet, dem Verschwörung gegen die öffentliche Ordnung vorgeworfen wurde.

Blockaden war Telegram auch schon durch Russland, den Iran und Indonesien ausgesetzt, die eine Nutzung des Messengers für regierungsfeindliche Proteste, Terrorismus sowie Kriminalität unterstellten. Im letzten Jahr verfügte Russland die Sperrung von Telegram, nachdem sich das Unternehmen weigerte, seine privaten Schlüssel an den Geheimdienst FSB zu übergeben. Telegram-Gründer Pavel Durov bezeichnete die Sperre jedoch als verfassungswidrig, da sie das Recht russischer Bürger auf private Kommunikation verletze. Die russische Regierung blockierte Millionen IP-Adressen, um das Telegram-Verbot durchzusetzen.

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