Auf die Frage, wie viele Firmen in Deutschland denn die Vorteile von Unified Communications nutzen, gibt Joachim Adolphi lächelnd aber ausweichend „zu wenige“ zur Antwort. Für ihn, den Leiter Business Development für diesen Bereich bei Cisco Deutschland, ist das sicher auch gut so, denn schließlich bleibt so mehr von dem Kuchen übrig, den sich Cisco als vergleichsweise später Einsteiger in den Markt mit vielen anderen teilen muss. Vielleicht liegt es aber wenigstens zum Teil auch daran, dass viele mit dem Begriff so recht noch nichts anfangen können und ihn noch immer mit dem etwas umständlicheren, technischer geprägten Schlagwort von der Computer Telephony Integration gleichsetzen.
CTI war seinerzeit zwar eine Revolution, blieb aber letztendlich Stückwerk und hauptsächlich auf sehr telefonintensive Arbeitsplätze beschränkt. Der Vorteil blieb auf die folgende Botschaft beschränkt: „Ein Anruf geht ein, und passend dazu poppt im Programm xyz das passende Fenster auf“. Das ist praktisch, dient aber hauptsächlich dazu, die individuelle Produktivität und Effizienz zu steigern.
Unified Communications will das auch – bietet aber noch viel mehr: Es soll nicht nur die Zusammenarbeit effizienter gestalten, indem es neben Telefonie auch E-Mail, Chat, Video- und Webkonferenzen einbezieht, sondern auch die Möglichkeit bietet, gemeinsam genutzte Dokumente zu verwalten und für Probleme den richtigen Ansprechpartner zu finden.
Ein ehrgeiziges Ziel, für das bisher viele Anbieter mit Teillösungen am Markt unterwegs waren. Suiten, die alle Anforderungen vereinen, waren bisher Mangelware, sie kommen aber jetzt aus ganz unterschiedlichen Teilbereichen. Beispielsweise versucht Microsoft, sich auf der Grundlage von SharePoint, Exchange und dem Office Communications Server zu positionieren, Oracle hat erst dieser Tage mit Beehive („Bienenstock“) eine komplett aus dem Boden gestampfte Lösung für Großunternehmen vorgestellt, und Siemens müht sich mit dem bereits etwas angestaubten, auf den HiPath-TK-Anlagen aufsetzenden OpenOffice um den Markt.
Für Cisco war Unfied Communications bislang nicht viel mehr als ein Vehikel, um die hauseigenen VoIP-Telefone besser zu verkaufen – und damit natürlich auch die eigenen Switches mit Power-over-Ethernet, die eigenen Router für das Home-Office und dergleichen mehr. Nur dabei zu sein, reicht dem Netzwerkgiganten aber nicht mehr. In Marktsegmenten, in denen er agiert, möchte er wenn schon nicht führend, dann zumindest vorne mit dabei sein – das hat er beispielsweise im Storagemarkt eindrucksvoll gezeigt.
Cisco ist es gewohnt, Übernahmen einzusetzen, um seine Ziele schnell zu erreichen. Neben dem soliden Finanzpolster ist das wahrscheinlich der größte Trumpf des Netzwerkanbieters in dem von Softwarelösungen beherrschten Unified-Communications-Umfeld. Neben einigen kleineren Akquisitionen waren es vor allem WebEx und in der jüngeren Vergangenheit PostPath sowie Jabber, die Cisco voranbringen sollen. Sie zeigen auch das mittelfristige Ziel: Die derzeit gebotenen Integrationsmöglichkeiten mit anderen Anbietern sind lediglich ein Zwischenschritt. Irgendwann will Cisco ein eigenes, komplettes und konkurrenzfähiges Portfolio beisammen haben.
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